Berufe der ICT brauchen einen Image-Wechsel, um mehr Frauen für den Einstieg zu motivieren

Die Berufe der ICT haben bei Frauen nach wie vor einen schweren Stand. Die Ursache ist vor allem die falsche Wahrnehmung des Berufsfelds, wie eine aktuelle Studie zeigt. Die Initiative «Women in Tech» von Kanton Zürich, ICT-Berufsbildung Schweiz, digitalswitzerland und taskforce4women zeigt auf, mit welchen Massnahmen junge Frauen und Quereinsteigerinnen für diese Berufe begeistert werden können.

Medienkonferenz  mit Regierungsrätin Carmen Walker Späh, Philipp Zutt und  Serge Frech

Das Berufsfeld der ICT ist für den Wirtschaftsstandort Zürich von grosser Bedeutung. Es handelt sich um eine Schlüsselbranche, was die Innovationsfähigkeit des Standorts und die Ausgestaltung von künftigen Technologien betrifft. Landesweit sind rund 246’400 Personen in einem ICT-Beruf beschäftigt. Allerdings tut sich die Branche schwer, genügend Fachkräfte zu finden. Insbesondere junge Frauen, aber auch potenzielle Quereinsteigerinnen finden den Einstieg in das zukunftsweisende Berufsfeld noch immer zu selten. In den ICT-Berufen liegt der Frauenanteil bei rund 17 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Berufsbildung und an den Hochschulen: Nur 18 Prozent der Informatikstudierenden sind weiblich und über alle Berufslehren im ICT-Bereich hinweg beträgt der Anteil der Frauen rund 14 Prozent.

Dabei würden die Berufe der ICT genau das bieten, was sich viele Frauen in der Arbeitswelt wünschen, nämlich Gestaltungsmöglichkeiten, Sinnhaftigkeit, gute Work-Life-Balance und positive Zukunftsaussichten. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Neuromarketing-Unternehmens Zutt & Partner. Die Studie fokussiert auf die emotionalen Aspekte der Berufswahl und wurde im Rahmen von «Women in Tech» durchgeführt, einer gemeinsamen Initiative des Amts für Wirtschaft, des Amts für Arbeit und von ICT-Berufsbildung Schweiz, digitalswitzerland und taskforce4women. Ziel der Initiative ist es, Frauen emotional für ICT-Berufe zu begeistern und damit den Gender Gap in den ICT-Berufen zu reduzieren. «Mit der Initiative soll die Gleichstellung gestärkt, Innovation durch mehr Diversität gefördert und der Fachkräftemangel in der ICT reduziert werden», sagt Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh.

Vorstellung des Berufsfeld stimmt nicht mit Realität überein

In der Studie wurden Emotionen von Frauen und Männern untersucht, die in einem ICT-Beruf tätig sind. Diese wurden mit den Emotionen und Motiven von zwei Gruppen verglichen: jungen Frauen in der Berufswahlphase sowie Frauen, die einen möglichen Quereinstieg in einen ICT-Beruf erwägen.

Die Studie kommt zum Schluss, dass Frauen, die bereits in ICT-Berufen arbeiten, ihre Arbeit genauso wahrnehmen, wie sich potenzielle Berufseinsteigerinnen ihren Wunschberuf vorstellen. Die Berufe sind vielseitig, kreativ, flexibel und erfordern zudem ein grosses Ausmass an sozialen Kompetenzen. Die potenziellen Berufseinsteigerinnen haben aber ein anderes, stärker technisch orientiertes und wissensbasiertes Bild der ICT-Berufe.

Zutt & Partner schlagen in ihrer Studie gezielte und breit abgestützte Massnahmen vor, um ICT-Berufe auf emotionaler Ebene für Frauen attraktiver zu machen. «Bereits die Verwendung richtiger emotionaler Codes (Sprache, Bildwelt, Symbolik, Farben usw.) können viel bewegen, weil die Form einer Botschaft massgebend für unsere Entscheidungen ist», sagt Neuromarketing-Experte Philipp Zutt. Die vorgeschlagenen Massnahmen reichen aber weiter und umfassen beispielsweise den Einsatz von Influencerinnen oder gezielte Schnupperangebote. In Form einer Toolbox werden die gesammelten Erkenntnisse von den Initianten von «Women in Tech» sämtlichen interessierten Akteuren zur Verfügung gestellt. In Workshops wird zudem gemeinsam mit der Wirtschaft, den Hochschulen und der Berufsbildung an der Umsetzung einzelner Massnahmen gearbeitet.

ICT-Berufsbildung Schweiz setzt Ergebnisse in Kampagne um

ICT-Berufsbildung Schweiz hat die Erkenntnisse bereits angewandt. Der Verband startet heute eine Kommunikations-Kampagne, welche auf den Studienresultaten basiert. ICT-Lernende werden aktiv in die Kampagne involviert. Sie geben Feedback, stellen selbst Inhalte her und dienen als Vorbilder. Mit einem digitalen Massnahmenmix läuft die Kampagne in mehreren Phasen bis mindestens 2026. Parallel dazu werden verschiedene Sensibilisierungsmassnahmen umgesetzt. Unter anderem wird die Webseite optimiert, die Präsenz auf Social Media ausgebaut und die Toolbox an die Lehrbetriebe gebracht. «Als Verband setzen wir dort an, wo wir einen Unterschied machen können: Als Unterstützer für Lehrbetriebe, in unserem Netzwerk und in der Kommunikation», sagt Serge Frech, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz.

ICT-Berufsbildung Schweiz ist die nationale Organisation der Arbeitswelt für das Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). Der Verband ist zuständig für sämtliche eidgenössischen Berufsabschlüsse in der Informatik und Mediamatik und ist Prüfungsinstanz für die verschiedene eidgenössischen Fachausweise. ICT-Berufsbildung Schweiz wird getragen von 9 nationalen Branchen- und Berufsverbänden sowie 17 regionalen ICT-Berufsbildungsverbänden.

digitalswitzerland ist eine schweizweite, branchenübergreifende Initiative mit dem Ziel, die Schweiz in eine führende digitale Nation zu transformieren. Gemeinsam mit einem Netzwerk von 170+ Mitgliedern und nicht-politischen Partnern, darunter mehr als 1’000 Top-Führungskräfte, engagiert sich digitalswitzerland in über 25 Projekten, um den digitalen Wandel in der Schweiz zu inspirieren, zu initiieren, mitzugestalten und anzuführen.

ZUTT & PARTNER ist ein Neuromarketing Forschungs- und Beratungsunternehmen aus dem Zürcher Oberland und analysiert seit über 20 Jahren emotionale Welten in den Gehirnen verschiedener Zielgruppen. Das in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft entwickelte Werkzeug EmoCompass® ermöglicht das Beleuchten einer breiten Palette von Fragestellungen, von Marketing und Branding bis hin zu Emotionen bei der Berufswahl.

Die taskforce4women ist eine Initiative der Müller-Möhl-Stiftung. Als Do & Think Tank engagiert sie sich für die gleiche Repräsentation und Partizipation von Frauen und fokussiert sich auf die sechs Bereiche Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Kultur, Medien und Wissenschaft. Mit gezielten Massnahmen setzt sie sich zusammen mit ihren Partnern für eine Veränderung der nötigen Rahmenbedingungen, mehr Sichtbarkeit von Frauen und ein grösseres Bewusstsein des Handlungsbedarfes ein.

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