Präventionsstelle Pädosexualität: Bilanz nach zweitem Betriebsjahr

2021 hat die Gesundheitsdirektion zum besseren Schutz von Kindern vor sexuellen Übergriffen im Kanton Zürich den Aufbau einer Präventionsstelle für Personen mit pädosexuellen Neigungen initiiert. Betroffene können hier anonyme und kostenlose Beratungs- und Therapieangebote in Anspruch nehmen. Im zweiten Betriebsjahr erfolgten 58 Kontaktaufnahmen, der Altersdurchschnitt der Betroffenen betrug 33,4 Jahre.

Kostenlose Beratung für Zürcherinnen und Zürcher

Die Angebote der Präventionsstelle Pädosexualität stehen in erster Linie Erwachsenen und jugendlichen Personen mit pädosexueller Neigung zur Verfügung. Auch Angehörige von Betroffenen und Fachpersonen können bei der Beratungsstelle Hilfe suchen. Für Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zürich sind die Dienstleistungen der Präventionsstelle kostenlos und auf Wunsch anonym. Dadurch soll die Hemmschwelle für eine Kontaktaufnahme gesenkt werden. Rückmeldungen von Betroffenen zeigen, dass sich diese Praxis bewährt. Im zweiten Betriebsjahr 2022 kam es zu 58 Kontaktaufnahmen. Das Interesse an den Präventionsangeboten bleibt weiterhin hoch.

Kontaktaufnahme durch Betroffene und Angehörige

Von den 58 Hilfesuchenden erfolgten 27 per E-Mail, 30 via Hotline, eine Person wurde durch eine Fachperson an die Präventionsstelle überwiesen. 55 Betroffene waren männlich, drei weiblich. Der Altersdurchschnitt betrug 2022 rund 33 Jahre gegenüber 38 Jahren im Vorjahr. Die Altersspanne der Betroffenen reicht von 15 bis 69 Jahren.

Rund die Hälfte der Betroffenen berichtete vom Konsum illegaler Pornographie mit Minderjährigen. Aufgrund laufender Strafverfahren musste in sechs Fällen auf eine Anbindung verzichtet werden, jedoch wurden diese Personen an forensische Psychiaterinnen und Psychiater überwiesen. Nach Verfahrensabschluss besteht die Möglichkeit zur Anbindung an die Angebote der Präventionsstelle Pädosexualität.

Zusätzlich kontaktierten 2022 dreizehn Angehörige die Präventionsstelle infolge Verdacht auf Pädophilie im direkten familiären Umfeld oder beim Partner. 21 Fachpersonen wurden zudem im vergangenen Jahr durch die Präventionsstelle beraten und unterstützt.

MSc Fanny de Tribolet-Hardy, Leiterin der Präventionsstelle: «Die bisherige Nachfrage verdeutlicht die Relevanz der Präventionsstelle Pädosexualität. Das Angebot wird durch Betroffene, Angehörige und Fachpersonen genutzt.»

Regierungsrätin Natalie Rickli: «Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche vor sexuellen Übergriffen geschützt werden können. Die Präventionsstelle leistet einen Beitrag dazu und die Nachfrage zeigt, dass das Angebot an der richtigen Stelle ansetzt.»

Fokus auf jugendliche Betroffene

Häufig bemerken Betroffene bereits im Jugendalter, dass sie pädosexuelle Neigungen haben. Um zu verhindern, dass Jugendliche potentielle Täter werden, hat sich die Präventionsstelle auch im Jahr 2022 gezielt mit verschiedenen Jugendinstitutionen vernetzt. Trotzdem stiess das Angebot bisher auf mangelnde Resonanz bei dieser Zielgruppe. Erfahrungen aus dem benachbarten Ausland zeigen ein ähnliches Bild bezüglich einer zeitverzögerten Inanspruchnahme durch Jugendliche. Für das Jahr 2023 soll daher eine verstärkte Bekanntmachung des Angebotes für Jugendliche u.a. mittels eines neuen Flyers erfolgen.

Zusammenarbeit mit «Kein Täter werden Suisse» etabliert

Ebenfalls 2021 wurde der Verein «Kein Täter werden Suisse» gegründet. Die Präventionsstelle Pädosexualität arbeitet eng mit diesem Verein zusammen. 2022 erfolgte beispielsweise eine Informationskampagne auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram, auf Plakaten des öffentlichen Verkehrs in den Städten Zürich und Winterthur sowie als TV-Spot bei Privatsendern.
 

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Die Präventionsstelle Pädosexualität

Aufgrund zweier überwiesener Postulate der damaligen Nationalrätin und heutigen Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli sowie des Ständerates Daniel Jositsch unter dem Titel «Präventionsprojekt ‹Kein Täter werden› für die Schweiz» hatte der Bundesrat einen Bericht erstellt, welcher der Frage nachging, ob Präventionsangebote pädosexuelle Übergriffe verhindern könnten. Der Bericht zeigte entsprechende Lücken im Schweizer Präventionsangebot auf (vgl. dazu den Bericht des Bundesrates vom 11. September 2020). Der Bundesrat empfahl im Herbst 2020 den kantonalen Gesundheitsbehörden, spezialisierte Beratungs- und Behandlungsangebote aufzubauen, um Kinder besser vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

Umfassender Leistungsauftrag

Die Gesundheitsdirektion hat die Klinik für Forensische Psychiatrie der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) mit dem Aufbau und Betrieb einer entsprechenden Präventionsstelle beauftragt. Der Leistungsauftrag umfasst Diagnostik und Risikoeinschätzung, Behandlung, Therapie, Öffentlichkeitsarbeit, eine niederschwellige Informationsvermittlung per E-Mail, den Betrieb eines Internetauftritts und einer Telefon-Hotline sowie Supervisionsangebote für Therapeutinnen und Therapeuten. Die Präventionsstelle Pädosexualität nahm am 4. Juni 2021 ihren Betrieb auf.
 

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