Jetzt Balkon und Garten für die Wildbienen herrichten
Medienmitteilung 21.10.2021
Pünktlich zur Wildbienenförderzeit startet die neue Bienenfachstelle Kanton Zürich. Und sie hält bereits zahlreiche Informationen und Tipps bereit, wie alle zur Förderung der wertvollen, vom Verschwinden bedrohten Bestäuber beitragen können. Jetzt ist Zeit, auf dem Balkon und im Garten für Nistplätze und Nahrungsangebot zu sorgen – damit es im Frühling dann so richtig summt und brummt.
Honig- und Wildbienen sind als die wichtigsten natürlichen Bestäuber überhaupt von unschätzbarem Wert – sowohl für die biologische Vielfalt als auch die landwirtschaftliche Produktion. Doch besonders die Wildbienen sind unter Druck. Es fehlt ihnen in der heutigen Landschaft und Natur an geeigneten Nahrungspflanzen und Nistplätzen. Nebst der intensiven Landnutzung machen ihnen Pflanzenschutzmittel zu schaffen. Um die besorgniserregende Entwicklung der Bienenbestände zu stoppen sind vor allem die Profis der grünen Branchen gefordert. Da Bienen aber auch in geeigneten Lebensräumen im Siedlungsgebiet ihr Auskommen finden, ist das Engagement aller gefragt, um den nützlichen Bestäubern unter die Arme resp. die Flügel zu greifen.
Herbstzeit ist Wildbienenförderzeit
Der Herbst ist der ideale Zeitpunkt, um den Garten oder Balkon auf die nächste Wildbienensaison vorzubereiten. Einerseits fliegen einige Wildbienenarten bereits sehr früh im Jahr und sind darauf angewiesen, dass das benötigte Blütenangebot und geeignete Nistplätze schon vor Beginn der eigentlichen Gartensaison verfügbar sind. Andererseits sind einige Massnahmen am wirksamsten, wenn sie im Herbst umgesetzt werden.
Blumenzwiebeln setzen
Gewisse Bienenarten fliegen bei guten Wetterbedingungen bereits ab Ende Februar aus. Frühblühende Blumen wie zum Beispiel Krokusse, Blausterne oder Traubenhyazinthen dienen ihnen dann als willkommene Nahrungsquelle in dieser noch kargen Zeit. Mit dem Setzen solcher Blumenzwiebeln im Herbst kann man die frühfliegenden Arten also tatkräftig unterstützen. Auch für das Ausbringen kaltkeimender Samen wie zum Beispiel Doldenblütler ist jetzt ein guter Zeitpunkt.
Der Spätherbst ist die beste Zeit, um Gehölz zu pflanzen
Auch Blüten von Bäumen und Sträuchern bieten den Bienen wertvolle Nektar- und Pollenquellen. Besonders wertvoll sind Weiden (Salix), da einige Wildbienenarten auf ihre Pollen spezialisiert sind und sie auch für viele weitere unspezialisierte Arten eine reiche Pollen- und Nektarquelle darstellen. Auch für die Pflanzung von einheimischen Wildstauden ist der Herbst ein guter Zeitpunkt.
Die meisten Bienen nisten im Boden – jetzt Spezialsand erhältlich
Besonders zu empfehlen ist die Anlage von Sandnistplätzen für bodennistende Wildbienenarten. Denn rund zwei Drittel aller Wildbienenarten sind auf Bodennistplätze angewiesen und nicht auf Strukturen über dem Boden, wie sie etwa in den beliebten «Wildbienenhotels» bereitgestellt werden. Für das Anlegen von Sandnistplätzen ist im Handel neu Spezialsand erhältlich (siehe Link unten).
Diese und weitere interessante Informationen und Tipps sowie ein umfangreiches Beratungsangebot sind auf der Website der neuen Bienenfachstelle Kanton Zürich zu finden (siehe Zusatztext).
Die neue Bienenfachstelle Kanton Zürich
Die neue Bienenfachstelle geht auf ein vom Kantonsrat überwiesenes Postulat zurück (KR-Nr. 355/2018). Im Bericht zum Postulat stellte der Regierungsrat fest, dass im es zum Schutz der Wild- und Honigbienen zwar bereits viel Wissen und viele Akteure gibt, allerdings zerstreut und auf fachlich unterschiedlichem Niveau. Er schlug darum als zentrale Massnahme die Schaffung der Stelle einer/eines Bienenbeauftragten vor. Daraus wurde nun die Bienenfachstelle Kanton Zürich, denn das Pensum von 500 Arbeitsstunden pro Jahr (= ca. 30 Prozent-Stelle) wird auf mehrere Schultern verteilt. So ist Erreichbarkeit und Stellvertretung besser gewährleistet und das Fachwissen breiter abgestützt. Die Fachstelle informiert und berät nebst Fachleuten aus der Landwirtschaft, der Garten- und Landschaftspflege, der Forstwirtschaft, der Naturschutzorganisationen, der Verwaltung, der Immobilienbranche und dem Bildungsbereich auch Private. Dazu dient ein Infopool auf der Website der Bienenfachstelle, der rund um die Uhr konsultierbar ist und laufend ausgebaut wird. Individuelle Fragen beantwortet die Bienenfachstelle per E-Mail, Fachleute werden auch persönlich und telefonisch beraten.
Das vorerst dreijährige Mandat wurde vom kantonalen Amt für Landschaft und Natur (ALN) im Frühjahr 2021 an den Zürcher Verein IG Wilde Biene vergeben.
Ziele/Angebot
Informationsbereitstellung
Die Bienenfachstelle steht als Ansprechpartnerin und Anlaufstelle allen Akteuren zur Seite, welche sich in der Bienenförderung im Kanton Zürich bereits engagieren oder in dieser aktiv werden möchten. Neben der Erteilung von Auskunft und allgemeiner Beratung macht die Fachstelle mit ihrem Infopool umfassendes und fachlich geprüftes Informationsmaterial online zugänglich.
Initiierung, Intensivierung und Optimierung von Fördermassnahmen
Neben dem Bereitstellen von Informationen setzt sich die Bienenfachstelle auch für Massnahmen zur Bienenförderung im Kanton Zürich ein. Dabei übernimmt sie eine initiierende, koordinierende und begleitende Rolle, setzt regionale und thematische Schwerpunkte und evaluiert regelmässig die Wirksamkeit bestehender Förderbemühungen.
Vernetzung und Schaffung von Plattformen
Die Bienenfachstelle soll dazu beitragen, bereits vorhandene Kräfte und Kompetenzen zu bündeln und auszubauen. Mittels Vernetzungs-, Informations- und Weiterbildungsanlässen sollen neue Partnerschaften entstehen, Erfahrungen ausgetauscht und themenrelevantes Wissen aufgebaut werden.
Galerie
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Rund zwei Drittel der einheimischen Wildbienenarten sind für die Nestanlage auf offene Bodenstellen angewiesen. Die Frühlings-Seidenbiene gehört zu diesen bodennistenden Arten und bevorzugt sandiges Substrat. Sie besiedelt auch grössere künstliche Sandschüttungen. Quelle: Christine Dobler Gross Bild «Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius)» herunterladen -
Die auffällig gefärbte Fuchsrote Lockensandbiene kommt auch in Zürcher Gärten vor, wenn sie offene Bodenstellen für die Anlage ihrer Nester findet. Sie besucht bevorzugt die Blüten von Johannis- und Stachelbeeren und trägt so zu einer reichen Ernte bei. Quelle: Christine Dobler Gross Bild «Fuchsrote Lockensandbiene (Andrena fulva)» herunterladen -
Die grosse Weiden-Sandbiene gehört zu den frühfliegendsten Wildbienen. Sie ist nur zwischen Mitte März und Mitte Mai aktiv und sammelt während dieser Zeit ausschliesslich Pollen an blühenden Weiden-Sträuchern. Ihre Nester baut sie in selbstgegrabenen Gängen im Erdboden, bevorzugt in sandigen Böden. Quelle: Christine Dobler Gross Bild «. Grosse Weiden-Sandbiene (Andrena vaga)» herunterladen -
Die Mooshummel ist eine der am stärksten gefährdeten Hummelarten in der Schweiz. Sie lebt ausschliesslich in Feuchtgebieten. Ein Grossteil der verbliebenen Vorkommen dieser Art in der Schweiz befinden sich in Zürcher Naturschutzgebieten. Der Kanton Zürich trägt deshalb eine besondere Verantwortung zum Erhalt der seltenen Mooshummel. Quelle: Christine Dobler Gross Bild «Mooshummel (Bombus muscorum)» herunterladen
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Die schweizweit seltene und gefährdete Schöterich-Mauerbiene lässt sich noch regelmässig im Gebiet der Stadt Zürich und vereinzelt andernorts im Kanton beobachten. Die Art ist auf den Pollen grossblütiger Kreuzblütler wie Senf, Kohl oder Schöterich spezialisiert und baut ihre Nester in vorhandenen Hohlräumen. Sie kommt unter anderem in Stadtzürcher Familiengartenarealen vor, wenn die benötigten Blütenpflanzen und Nistplätze zur Genüge vorhanden sind. Quelle: Christine Dobler Gross Bild «Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis)» herunterladen