«einst und jetzt»: Kulturgeschichte der Heizung und Liebeserklärung an die Landkinos

20 Grad Celsius im Wohnzimmer und 23 Grad im Bad sind heute eine Selbstverständlichkeit. Vor einem Jahrhundert genossen die wenigsten diesen Komfort und noch weiter zurück herrschte bittere Kälte. Die neueste Ausgabe von «einst und jetzt», der Zeitschrift zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich, befasst sich nebst anderen Themen mit dem langen Weg von der offenen Feuerstelle zur Zentralheizung. Viel Aufmerksamkeit bekommen auch die Kinos auf dem Land. Mehr als dreissig gab es einst, heute heisst es noch in zehn Landkinos «Film ab».

Während Jahrtausenden lebten die Menschen in dunkeln, kalten Behausungen. Nur das offene Feuer auf dem Boden wärmte ein wenig, im Wohnraum war es bloss ein paar Grad wärmer als draussen. Grosse Neuerungen brachten erst die Römer. Sie heizten ihre Villen mit Warmluftkanälen unter den Böden und kannten das Fensterglas. Licht und Wärme blieb allerdings den Reichsten vorbehalten, etwa den Besitzern des Gutshofs bei Seeb in Winkel.

Von «Bambi» bis «Orion»: Kinovergnügen auf dem Land

Wenige Jahre nachdem die Gebrüder Lumière in Paris den Bildern das Laufen beigebracht hatten, konnte um 1900 das Zürcher Publikum im «Corso» erstmals eine Filmvorführung geniessen. Bald zogen Schausteller mit Wanderkinos umher und 1910 eröffnete in Uster das erste provisorische Landkino im Restaurant «Gambrinus». Trotz Widerstand der Behörden gegen die «triviale Unterhaltung» verbreitete sich der Film rasch als neue Kunstgattung. In den 1920er-Jahren entstanden mit dem «Schloss» in Wädenswil und dem Wetziker «Palace» extra für das Kino erstellte Bauten.

Oscar-Verleihung, Filmfestivals und Regisseure wie Fellini und Hitchcock brachten dem Kino goldene Zeiten. Mehr als 30 Säle wurden auf dem Land eröffnet, ein Dutzend allein 1940 bis 1960. Vielfach standen engagierte Familienbetriebe dahinter, so Silvano Wacker im Zürcher Oberland und Josef Frei und Louis-Maria Stillhard im Unterland. «Bambi» und «Rex» in Bülach und «Speer» in Thalwil entstanden als traditionelle, eher zurückhaltende Bauten. Ab den 1950er-Jahren setzten das «Tivoli» in Schlieren und das «Orion» in Dübendorf dann städtebauliche Akzente. Andere Freizeitvergnügen liessen die Nachfrage aber bald einbrechen, sodass sich bis 1980 die Zahl der Landkinos halbierte. Ein Jahrzehnt später gelang die Trendwende und heute trotzen noch immer zehn Kinos dem Filmangebot auf anderen Kanälen.

Baubegleitungen – Archäologie im Eiltempo

Wohnhäuser, Strassen, Leitungen: im Kanton Zürich wird viel gebaut. Geschieht dies in einem Gebiet, in welchem die Kantonsarchäologie Strukturen oder Funde im Boden vermutet, rückt sie aus. Neben einem Bagger, der die Humusschicht abzieht, oder in einem eben gezogenen Leitungsgraben hält die Archäologin Ausschau nach Mauern, Holzkohlestücken, Münzen und Keramik. Der Zeitrahmen für die Untersuchung ist mit der Bauherrschaft und dem Unternehmen abgesprochen worden, dennoch wird der Grabungstechniker oft spontan aufgeboten, wenn ein Baggerführer Steinlagen, Scherben oder Knochen in einer Grube entdeckt hat. Vieles ist so in letzter Minute gerettet worden: Siedlungsreste aus der Bronzezeit in Fällanden, eine römische Strasse in Obfelden und im Winterthurer Bahnhof ein Wasserschacht für Dampflokomotiven.

Weitere Beiträge in «einst und jetzt» 12/2020

  • Trouvaille: Himmelswächter, Höllenbrut und Glücksboten: Drachen in Zürichs Baukultur
  • Standpunkt: Bei diesem Haus schlägt mein Herz höher! (Interview mit Bettina Stefanini und Renzo Fagetti, Winterthur)
  • Glossar: Plappart, Faro
  • Tournee: Das Juwel aus dem Brunnenschacht (Bernsteinperle von der Mozartstrasse), Von Jägern und Drachen (Leuchte aus der Villa Scotoni)
  • Lokaltermin: Theater Winterthur, Einfach Zürich

«einst und jetzt» – Die Zeitschrift zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich

Bestellen auf www.starch-zh.ch. Pro Heft Fr. 15.–

Ansprechperson für Medien

Markus Stromer

Archäologie und Denkmalpflege

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Mittwoch, 30. September 2020, von 10.30 bis 12 Uhr.

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