«einst und jetzt»: Repräsentative Sandsteinbauten und umgenutzte Kirchen

Rathaus, Grossmünster und Hauptbahnhof: viele repräsentative Gebäude in der Stadt Zürich bestehen aus Sandstein. Die neue Ausgabe von «einst und jetzt», der Zeitschrift zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich, nimmt den regionalen Baustoff unter die Lupe. Das zweite grosse Thema sind Kirchen, Klöster und Kapellen, die bei der Reformation ihre Funktion verloren. Das Spektrum der neuen Nutzungen reicht von der Bibliothek bis zum Stall und der Fabrikhalle.

Sandstein ist vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert ein geschätzter Rohstoff. Zunächst nutzte man lokale Vorkommen vor den Toren der Stadt, bald lieferten die Steinbrüche am oberen Zürichsee grosse Mengen Sandstein per Schiff nach Zürich. Als sichtbares Baumaterial blieb Sandstein zunächst den Kirchen vorbehalten: Grossmünster, Fraumünster und der Turm von St. Peter zeigen die unterschiedlichen Grautöne der Sandsteinquader. Das im 17. Jahrhundert gebaute Rathaus machte den Anfang einer Reihe markanter Profanbauten. Im 18. Jahrhundert folgten die Zunfthäuser zur Meisen, Safran und Zimmerleuten, im 19. die ETH, die Kaserne und der Hauptbahnhof.

Das Material lässt sich gut bearbeiten und in grosse Blöcke schneiden, in Platten spalten oder zu kunstvollen Ornamenten gestalten. Der Stein reagiert allerdings sehr empfindlich auf Wasser und Schadstoffe. Fachleute setzen ausgeklügelte Methoden ein, um die Baudenkmäler aus Sandstein zu schützen und zu reparieren. Sie entfernen Schmutzschichten, modellieren abgebrochene Elemente nach oder ersetzen ganze Blöcke durch möglichst ähnliche Werksteine.

Neue Inhalte für Kirchen, Klöster und Kapellen

Die Reformation stellte die Kultur, Politik und Gesellschaft im Zürcher Stadtstaat auf den Kopf. Genauso tiefgreifend waren die Folgen für Kirchen, Klöster und Kapellen. Die meisten Pfarrkirchen verloren ihren Schmuck und dienten fortan dem neuen Glauben. Die Klöster wurden als religiöse Gemeinschaften aufgehoben, ihre Güter und Wirtschaftsbetriebe blieben aber weitgehend erhalten. Die Strukturen lösten sich erst in Folge der Umwälzungen nach der Französischen Revolution und unter dem Druck von Industrialisierung und moderner Siedlungsentwicklung auf.

«einst und jetzt» beschreibt den Weg des Chorherrenstifts Grossmünster zur Universität, die Wandlung der Wasserkirche zur Kunstkammer und wie sich die Maschinenindustrie im ehemaligen Kloster Töss breitmachte. Besonders gross ist die Vielfalt der neuen Nutzungen bei den Kapellen auf dem Land: Abstellkammern, Ställe, Arrestlokale, Spritzenhäuser und Dorfschulen fanden in den alten Mauern Platz. Manchmal wurden sie aber auch einfach abgetragen und als Baumaterialien wiederverwendet.

Süsse Steinzeit

Die Lust auf Süssigkeiten gehört zum Menschen. Bis Rohrzucker aus Übersee zur Verfügung stand und im 19. Jahrhundert Zuckerrüben angebaut wurden, blieb nur der Griff zum Bienenstock. Jahrtausendealte Felsmalereien stellen das Sammeln des Honigs von Wildbienen dar. Sehr früh begann man, die Bienen zu den Siedlungen heranzuholen und Behausungen für sie aufzustellen. Weil Bienen auch in Baumhöhlen nisten, lag der Gedanke nahe, Holzröhren zu verwenden. Eine solche Röhre aus Lindenrinde gruben Archäologen auf der Baustelle des Parkhauses Opéra in Zürich aus. Sie ist über 5000 Jahre alt und gilt als ältester sicherer Nachweis für eine von Menschen geschaffene Bienenbehausung.

Weitere Beiträge in «einst und jetzt» 11/2019

  • Trouvaille: Eine Armschutzplatte aus der Limmat
  • Standpunkt: Spuren des Lebens in sämtlichen Winkeln des Hauses (Interview mit der Familie Bühler, Feldbach)
  • Glossar: Leistenziegel, Systembau
  • Tournee: Blumenschmuck für den Studentenexpress und die Waffe eines Söldners
  • Lokaltermin: Bergwerk Käpfnach, Schloss Kyburg
     

«einst und jetzt» – Die Zeitschrift zu Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich

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(Medienmitteilung der Baudirektion)

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