Pilotprojekt erfolgreich – Pfäffikersee weiterhin frei von eingeschleppten Organismen

Das dreijährige Pilotprojekt «Neobiota-Freihaltezone Pfäffikersee» ist abgeschlossen und ausgewertet. Die Resultate sind ermutigend. Die Nutzergruppen haben die empfohlenen und angeordneten Massnahmen gegen das Einschleppen schädlicher Arten grösstenteils befolgt. Mit erfreulichem Effekt: Während des Pilotprojekts haben sich keine neuen gebietsfremden Schädlinge im wertvollen Ökosystem Pfäffikersee angesiedelt.

 Infoplakat Neobiota-Freihaltezone Pfäffikersee.
Infoplakat Pilotprojekt «Neobiota-Freihaltezone Pfäffikersee». Quelle: Baudirektion Bild « Infoplakat Neobiota-Freihaltezone Pfäffikersee.» herunterladen

Auf Informationsplakaten wurde die Bevölkerung zur Mithilfe aufgerufen.

In der Schweiz verbreiten sich zunehmend gebietsfremde Arten – sogenannte Neobiota. Diese eingeschleppten oder eingewanderten Tiere und Pflanzen können Mensch, Tiere, Infrastrukturanlagen und die Umwelt erheblich schädigen, wenn sie sich stark ausbreiten – man spricht dann von invasiven Neobiota. Auch in Gewässern können sie Probleme verursachen, einheimische Arten verdrängen und die Artenvielfalt gefährden. So haben etwa amerikanische Grosskrebse die einheimischen Edelkrebse durch Übertragung der Krebspest an gewissen Orten bereits zum Aussterben gebracht. Die Schwarzmeergrundel wiederum verdrängt heimische Fischarten von ihren Laich- und Futterplätzen. Im Rhein bei Basel besteht die Biomasse inzwischen zu 80 Prozent aus Schwarzmeergrundeln. Und gebietsfremde Muscheln wie die Körbchen- oder Quaggamuschel verstopfen Leitungssysteme und verdrängen alles andere Leben vom Grund der Seen und Flüsse.  

Wertvolle Erfahrungen gesammelt

Bisher fehlte es an Wissen darüber, wie Seen und Flüsse vor solchen schädlichen Organismen geschützt werden können. Darum startete das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) 2016 das Pilotprojekt «Neobiota-Freihaltezone Pfäffikersee». Ziel des Projekts war es, den See möglichst von schädlichen gebietsfremden Arten freizuhalten und das heutige, wertvolle Ökosystem zu schützen. Denn noch ist der Pfäffikersee kaum von gebietsfremden Arten besiedelt, während sich im nahe gelegenen Greifensee und im Zürichsee bereits invasive Neobiota ausgebreitet haben. Im Laufe des Pilotprojekts, das bis Ende 2018 dauerte, behielt man den See, seine Nutzer und die Unterwasserfauna durch Kontrollen vor Ort, Befragungen und DNA-Analysen des Wassers im Auge, um die Massnahmen abschliessend auszuwerten und auf ihre Wirksamkeit überprüfen zu können.

Sensibilisierung entscheidend

Eine wichtige Rolle beim Pilotprojekt spielte die Sensibilisierung von Fischern, Bootsbesitzern und Wassersportlern. Sie können unbeabsichtigt gebietsfremde Arten aus anderen Gewässern einschleppen, wenn sie an Booten, anderen Schwimmkörpern und Ausrüstungsgegenständen haften bleiben oder im Bilgenwasser – dem Restwasser im unteren Bootsrumpf – oder in Wasserrückständen in der Ausrüstung mittransportiert werden. Daher mussten Boote und Ausrüstungen vor dem Einwassern in den Pfäffikersee sorgfältig gereinigt werden. Zudem durften lebende Köderfische nicht von anderen Seen in den Pfäffikersee gelangen und keine Aquarien- und Gartenteichbewohner ausgesetzt werden.

Mit Plakaten vor Ort, Flyern, Newslettern sowie an Vereinsveranstaltungen informierte das AWEL die Nutzergruppen. Fischer erhielten beispielsweise mit dem Versand des neuen Patents einen Flyer zugestellt. Und ein lokaler Stand Up Paddle-Verleih druckte den Flyer in einer jährlich erscheinenden Broschüre ab. Die Bewilligungen für nautische Veranstaltungen wie etwa Segelregatten erhielten den Zusatz, dass die eingewasserten Boote sauber sein müssen. Dafür stand die nahe der Einwasserungsstelle in Auslikon gelegene Waschanlage der Landi Wetzikon als offizielle Bootsreinigungs-Anlage zur Verfügung.

Hauptziel erreicht

Die Auswertung des dreijährigen Pilotversuchs zeigt erfreuliche Resultate. Der enge Einbezug der Gemeinden und Nutzergruppen wurde rundherum geschätzt und als einer der zentralen Erfolgsfaktoren des Versuchs gewertet. Gemäss den Befragungen erreichten die gewählten Informationsmassnahmen (Plakate, Flyer) die Nutzergruppen und fanden hohe Beachtung. Und die empfohlenen oder angeordneten Vorsorgemassnahmen wurden von den Nutzern auch grösstenteils angewendet. So gaben etwa die meisten Segler und Fischer, die regelmässig auf anderen Gewässern unterwegs sind, an, ihre Boote und Fischereigeräte immer zu reinigen, wenn sie das Gewässer wechseln.

Der grösste Erfolg des Pilotprojekts ist aber, dass sich während des dreijährigen Versuchs keine neuen invasiven Wasserorganismen im Pfäffikersee angesiedelt haben. Dies haben die Kontrollen durch Taucher sowie die DNA-Analysen des Seewassers ergeben. Damit ist das Hauptziel des Projekts erreicht.

Das AWEL führt aufgrund der positiven Erfahrungen die Informationstätigkeit am Pfäffikersee fort. Boote und Ausrüstungen müssen vor dem Einwassern weiterhin gründlich gereinigt werden. Zudem prüft das AWEL, ob und in welcher Form die Massnahmen auf weitere Seen und Flüsse im Kanton Zürich ausgeweitet werden können. Die Resultate des schweizweit einmaligen Pilotprojekts dürften darüber hinaus auch bei anderen Kantonen und beim Bund auf Interesse stossen.

Tiere und Pflanzen aufspüren mit DNA-Analysen des Wassers

In Wasser- oder Bodenproben finden sich überall Spuren von den Lebewesen, die darin vorkommen: Sie stammen beispielsweise von ausgefallenen Haaren, Hautschuppen, Kot oder von verendeten Lebewesen. Über die im Wasser enthaltenen DNA-Spuren können deshalb die darin lebenden Tier- und Pflanzenarten identifiziert werden. Man spricht von eDNA-Untersuchungen («e» steht für «environmental» =»aus der Umwelt»). Es handelt sich um eine relativ neue Methode, die schweizweit zum ersten Mal für ein Projekt der Verwaltung verwendet wurde. Aufgrund der guten Ergebnisse hat der Kanton Zürich 2017 an allen grösseren Gewässern eDNA- Untersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse geben einen Überblick über den Zustand der einheimischen Artenvielfalt in den Gewässern und dienen als Grundlage für die Planung von weiteren Massnahmen.

(Medienmitteilung der Baudirektion)