Hochwasser-Entlastungsstollen Thalwil: Pläne werden konkret
Medienmitteilung 19.03.2019
Vor gut einem Jahr hat der Regierungsrat beschlossen, den Stollen zur Überleitung von Extremhochwassern von der Sihl in den Zürichsee weiter zu projektieren. Er soll das untere Sihltal und die Stadt Zürich vor verheerenden Überschwemmungen der Sihl schützen. Demnächst liegen nun die Pläne für den Entlastungsstollen und die ökologischen Ersatzmassnahmen öffentlich auf.
Bei einem Extremhochwasser der Sihl sind das untere Sihltal und die Stadt Zürich akut überschwemmungsgefährdet. Das Schadenpotenzial wird alleine für die Stadt Zürich auf bis zu 6,7 Milliarden Franken geschätzt. Darum projektiert der Kanton Zürich einen Entlastungsstollen zur Überleitung der Hochwasserspitzen der Sihl bei Langnau am Albis in den Zürichsee bei Thalwil. Er soll das untere Sihltal und die Stadt Zürich vor Hochwasserereignissen bis zu einer statistischen Eintretenswahrscheinlichkeit von einmal in fünfhundert Jahren schützen.
Vortrieb aus dem Sihltal, Abtransport mit der Bahn
Der geplante Stollen ist gut zwei Kilometer lang. Die Hochwasserspitzen sollen über ein automatisch reguliertes Einlaufbauwerk in der Linkskurve der Sihl unterhalb des neu erstellten Schwemmholzrechens bei Langnau am Albis entnommen werden. Das Auslaufbauwerk zur Einleitung der Hochwasserspitzen in den Zürichsee ist unmittelbar nördlich der Abwasserreinigungsanlage Thalwil geplant. Der Standort des Entlastungsstollens wurde sorgfältig evaluiert. Der gewählte Stollenverlauf erwies sich insbesondere aus geologischen Gründen als am besten geeignet.
Der Hauptinstallationsplatz für die Bauarbeiten ist abseits des Siedlungsgebiets im Sihltal beim Einlaufbauwerk vorgesehen. Der Stollen soll von dort möglichst erschütterungsarm mit einer Tunnelbohrmaschine in Richtung Zürichsee vorgetrieben werden. Das Ausbruchmaterial gelangt durch den ausgebrochenen Teil des Stollens zurück ins Sihltal, von wo der grösste Teil umweltverträglich mit der Bahn abtransportiert wird.
ETH-Tests belegen Funktionstüchtigkeit
Um die Funktionsfähigkeit der Bauwerke zu testen, führte das für den Bau zuständige Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) an der ETH Zürich aufwändige wasserbauliche Modellversuche durch. Diese dauerten mehrere Monate und erlaubten es, die Gestaltung des Ein- und Auslaufbauwerks zu optimieren.
Nur geringe Auswirkungen auf den Zürichseepegel
Im Rahmen der Planungsarbeiten wurden auch die Auswirkungen des übergeleiteten Hochwassers auf den Zürichseepegel untersucht. Dabei zeigte sich, dass selbst die Umleitung extremer Sihl-Hochwasserspitzen nur zu einem geringen zusätzlichen Anstieg des Seespiegels um wenige Zentimetern führen würde. Dieser Anstieg kann durch die geplante Erhöhung der Abflusskapazität der Limmat bei der Münster- und Rathausbrücke sowie die Verbesserung der Steuerbarkeit des Platzspitzwehrs in der Stadt Zürich ausgeglichen werden.
Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering halten
Der Bau des Entlastungsstollen Thalwil wird mit grösstmöglicher Rücksicht auf die Umwelt geplant. Dazu gehört, dass ungefährliche kleine und mittlere Hochwasser weiterhin durch den Fluss strömen sollen, ohne in den Stollen umgeleitet zu werden. Trotzdem resultieren Auswirkungen auf die Umwelt, die eine gesetzliche Pflicht für ökologische Ersatzmassnahmen nach sich ziehen. Der Kanton Zürich plant, diese Pflicht durch Massnahmen an der Sihl bei Langnau am Albis und am Zürichsee in Richterswil zu erfüllen.
Hochwasserrisiko möglichst rasch reduzieren
Im Rahmen des Gesamtkonzepts «Hochwasserschutz Sihl, Zürichsee, Limmat» reduziert der Kanton Zürich das Hochwasserrisiko an der Sihl Schritt für Schritt. Bis zur Fertigstellung des Entlastungstollens Thalwil gewährleisten insbesondere der 2017 fertiggestellte Sihl-Schwemmholzrechen und die Kombination von Vorabsenkung und automatisierter Sihlseesteuerung den bestmöglichen Hochwasserschutz.
Bis die Gefahr durch ein Extremhochwasser der Sihl ganz gebannt ist, werden allerdings noch einige Jahre für die Planung und den Bau des Stollens vergehen. Zunächst erfolgt die öffentliche Planauflage in den vom Projekt tangierten Gemeinden. Für den Herbst 2019 ist die Projektfestsetzung durch den Regierungsrat und für den Sommer 2020 die Krediterteilung durch den Kantonsrat geplant. Die Bauzeit wird auf rund dreieinhalb Jahre geschätzt. Falls es zu keinen Verzögerungen im Planungs- und Bauverlauf kommt, könnte der Entlastungsstollen somit ab Mitte 2024 zur Verfügung stehen.
Günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis
Die Kosten für den Entlastungsstollen werden auf 135 Millionen Franken geschätzt. Die Investition des Kantons Zürichs steht damit in einem sehr günstigen Verhältnis zum verhinderten Schadenswert von bis zu 6,7 Milliarden Franken alleine in der Stadt Zürich.
(Medienmitteilung der Baudirektion)