Projekt «Abwasserfreie obere Töss» startklar

Der Grundwasserstrom unter der oberen Töss versorgt das Tösstal und Winterthur mit erstklassigem Trinkwasser. Um dieses langfristig vor Verunreinigungen zu schützen, soll künftig kein gereinigtes Abwasser mehr in die obere Töss geleitet werden. Bis 2035 soll alles Tösstaler Abwasser in einer neuen Leitung durch den Eschenberg direkt zur Abwasserreinigungsanlage Hard in Winterthur fliessen. Nach der technischen Machbarkeit sind nun auch die Fragen bezüglich Rechtsform und Finanzierung geklärt. Anfangs 2019 werden die beteiligten Tösstaler Gemeinden und die Stadt Winterthur über den Beitritt zur neuen «Gemeinsamen Anstalt Regionale Abwasserentsorgung Tösstal» befinden, welche das Vorhaben umsetzen soll.

Unter der oberen Töss verläuft ein mächtiger Grundwasserstrom. Denn der Fluss hat eine Sohle aus lockerem Gestein, durch die viel Wasser in den Untergrund versickert. Auf dem Weg in den Untergrund bilden die Gesteinsschichten einen natürlichen Filter für das Wasser. So entsteht Grundwasser von bester Qualität, das direkt in die Trinkwasserleitungen der Tösstaler Gemeinden und der Stadt Winterthur fliesst, ohne dass es nochmals gereinigt werden muss. Der Töss-Grundwasserstrom ist eines der ergiebigsten Grundwasser-Vorkommen im Kanton Zürich.

Abwasserreinigungsanlagen Bauma und Weisslingen stilllegen

Heute fliesst das gereinigte Abwasser aus den zwei Tösstaler Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in Bauma und Weisslingen in die Töss. Problematische Stoffe im gereinigten Abwasser könnten ins Grundwasser gelangen und langfristig seine Qualität beeinträchtigen. Käme es so weit, müsste das Grundwasser fortan gereinigt werden, bevor es ins Trinkwassernetz fliesst. Aus diesem Grund sind die Gemeinden des Tösstals, die Stadt Winterthur und das kantonale Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) übereingekommen, die ARA Weisslingen und Bauma mittel- bis langfristig stillzulegen. Das kostbare Tössgrundwasser wäre so nachhaltig vor möglichen Verunreinigungen aus dem Abwasser geschützt. Das Abwasser soll ab 2035 in einer neuen, grossen Leitung direkt in die ARA Hard nach Winterthur fliessen und dort gereinigt werden. Diese Grossanlage verfügt über die nötigen Kapazitätsreserven und reinigt wie alle grossen Anlagen besonders zuverlässig und kostengünstig. Bis 2025 wird sie mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe für kleinste chemische Verunreinigungen ausgestattet (so genannte Mikroverunreinigungen). Dann reinigt sie noch sauberer als heute.

Gemeinsam kann die Vision Realität werden

Die dafür erforderlichen Investitionen belaufen sich voraussichtlich auf 90 Millionen Franken, verteilt über einen Zeitraum von etwa 25 Jahren. Davon entfallen 40 Millionen Franken auf Neubauten und 50 Millionen Franken auf Erweiterungen und Sanierungen. Langfristig ist der Anschluss an die ARA Winterthur kostengünstiger als der Weiterbetrieb der ARA Weisslingen und Bauma. Und mit der Umsetzung des Vorhabens ist eine Reinigung des Trinkwassers aus dem Töss-Grundwasserstrom auch langfristig nicht nötig, was ebenfalls Kosten einspart. Zur Verhinderung unnötiger Mehrkosten werden die bestehenden Anlagen bis ans Ende ihrer jeweiligen Lebenszeit genutzt, das Vorhaben also über viele Jahre und in mehreren Etappen realisiert.

Die Investitionskosten sollen angemessen unter den beteiligten Tösstaler Gemeinden, der Stadt Winterthur und dem Kanton Zürich aufgeteilt werden. Trägerin des Vorhabens soll eine neue Organisation namens «Gemeinsame Anstalt Regionale Abwasserentsorgung Tösstal» werden. Diese würde künftig auch alle Leistungen der Abwasserentsorgung für die Gemeinden im oberen Tösstal erbringen und die heutigen Abwasser-Zweckverbände ersetzen oder ergänzen. Die finanziellen Aufwendungen der Anstalt würden über die regulären Abwassergebühren finanziert, die so langfristig stabil bleiben. Das Vorhaben bringt also einen klaren Mehrwert, ohne Mehrkosten zu verursachen.

Die «Gemeinsame Anstalt Regionale Abwasserentsorgung Tösstal»

Die Gemeinden Fischenthal, Bauma, Wila, Turbenthal, Zell, Weisslingen sowie die Stadt Winterthur planen, per 1. Januar 2020 eine gemeinsame Anstalt unter dem Namen «Gemeinsame Anstalt Regionale Abwasserentsorgung Tösstal» mit eigener Rechtspersönlichkeit und Sitz in Zell zu gründen. Die gemeinsame Anstalt soll Leistungen zum Schutz der Wasserressourcen im oberen Tösstal, insbesondere des Tössgrundwassers, der Siedlungshygiene und der Siedlungsentwässerung erbringen. Das Anstaltsvermögen würde aus den übernommenen technischen Anlagen der Anstaltsgemeinden, des aufgelösten Abwasserverbands Tösstal und der Stadt Winterthur bestehen. Die Aufsicht über die Anstalt soll ein Aufsichtsrat wahrnehmen, in welchem jede Gemeinde vertreten ist. Die Betriebs- und Investitionskosten sollen verursacherorientiert auf die Anstalts- und alle zukünftig angeschlossenen Vertragsgemeinden verteilt werden.
Die Stimmberechtigten der beteiligten Tösstaler Gemeinden sowie der Stadt Winterthur werden anfangs 2019 über den Beitritt zur Gemeinsamen Anstalt befinden können.
Die Genehmigung der Gemeinsamen Anstalt obliegt dem Regierungsrat.

Das geplante Finanzierungsmodell

Auf Basis der vom kantonalen Gemeindeamt empfohlenen Restwertberechnung sollen die Bauwerke (der Anstaltsgemeinden, des aufgelösten Abwasserverbands Tösstal und der Stadt Winterthur) bewertet und in das Anlagenvermögen der gemeinsamen Anstalt überführt werden. Die Abschreibungskosten würden zukünftig auf der Basis des Spitzenwasseranfalls je nach Kostenstelle auf die betroffenen Gemeinden aufgeteilt, die Verteilung der Betriebskosten nach dem jährlichen Abwasseranfall. Aus Gründen der Kostengerechtigkeit würden sowohl die Investitions- als auch die Betriebskosten auf fünf Kostenstellen aufgeteilt.
Fundament der zukünftigen Finanzierung wäre ein einmaliger Beitrag der Stadt Winterthur zum Grundwasserschutz beim Bau der neuen Anschlussleitung Sennhof-Winterthur in der Höhe von rund 30 Prozent der Investitionskosten. Der Beitrag wäre auf maximal 11 Millionen Franken begrenzt. Zudem würde sich der Kanton Zürich voraussichtlich mit einem Investitionskostenbeitrag von rund 10 Prozent beteiligen.
Berechnet man auf diesen Grundlagen die jährlichen Kosten, so zeigt sich, dass langfristig auch ein klarer Kostenvorteil aus einer gemeinsamen Abwasserreinigung in der ARA Winterthur Hard resultiert.

Schritt um Schritt zu einer nachhaltig sauberen Töss

Heute leiten der Abwasserverband Tösstal sowie die angeschlossenen Gemeinden bzw. Gemeindeteile Wildberg, Madetswil, Kyburg und Sternenberg das Abwasser zum Pumpwerk Sennhof-Winterthur und von dort weiter in das Stadtnetz Winterthur. Weisslingen und Bauma betreiben eigene ARA. Fischenthal ist seit 2016 an Bauma angeschlossen.

Bis 2020 soll die «Gemeinsame Anstalt Regionale Abwasserentsorgung Tösstal» gegründet und die ARA Weisslingen aufgehoben sein. Das Weisslinger Abwasser gelangt dann über eine neue Leitung ins Tösstal und von dort über die bestehende Leitung in die ARA Winterthur.

Bis ins Jahr 2035 werden die Verbindungsleitungen zur ARA Winterthur in der Stadt Winterthur neu erstellt. Zudem entsteht eine neue Verbindung vom Tösstal nach Winterthur durch einen Stollen im Eschenberg. Im oberen Tösstal werden die Leitungen erneuert und erweitert. Bis 2035 ist die ARA Bauma mehrheitlich abgeschrieben. Sie wird dann stillgelegt und das Abwasser von Bauma und Fischenthal ebenfalls in die ARA Winterthur geleitet. Ab dann umgeht sämtliches Abwasser das sensible Grundwassergebiet im oberen Tösstal. Die Vision ist Realität.

(Medienmitteilung der Baudirektion)

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