Zürcher Archäologen finden in Maur einen 5000 Jahre alten Schuh

Die steinzeitlichen Pfahlbausiedlungen an den Zürcher Seen gehören zu den wichtigsten Fundstellen Europas. Eine aussergewöhnliche Entdeckung machten nun die Zürcher Archäologen bei der aktuellen Grabung an der Schifflände in Maur: Sie fanden einen fast vollständig erhaltenen Schuh, der rund 5000 Jahre alt ist. Davon sind in Europa bis heute weniger als zehn Stück gefunden worden.

Während der Jungsteinzeit bevölkerten über einen geschätzten Zeitraum von circa 1300 Jahren etwa 1,5 Millionen Menschen das Terrain der heutigen Schweiz. Es muss folglich Millionen jungsteinzeitlicher Schuhe gegeben haben. Dennoch sind bis heute in Europa weniger als zehn Stück gefunden worden, was den Fund in Maur so aussergewöhnlich macht.

Der Schuh stammt aus der Horgenerkultur (3300 bis 2800 v. Chr.). Er ist ein Paradebeispiel für die raffinierte Herstellung jungsteinzeitlicher Bekleidung. Sie basiert auf dem heute ungebräuchlichen, damals jedoch sehr leicht verfügbaren Bast, also der Unterrinde bestimmter Baumarten. Für den Schuh wurde der Bast in etwa 0,5 cm breite Bahnen geschnitten. Diese wurden ohne weitere Behandlung zu einer Sohle mit halb offenem Oberschuh verflochten. Aufgrund der Länge von etwa 26 cm muss der Schuh einer erwachsenen Person gehört haben. Unter der Ferse weist er ein grosses Loch auf, weswegen er vermutlich entsorgt wurde.

Vorsichtige Bergung und Präparation

Die meisten Textilien aus steinzeitlichen Pfahlbausiedlungen sind fragile Geflechte aus Linden-, Weiden- oder Eichenbast. Oft bestehen sie schlicht aus Gras. Dass sie der natürlichen Zersetzung und der mechanischen Zerstörung widerstehen sowie gefunden und konserviert werden können, grenzt an ein mehrschichtiges Wunder. Umso mehr erstaunt die Fülle der Funde aus der aktuellen Ausgrabung in Maur.

Wegen der verletzlichen Struktur müssen die Textilfragmente durch die Archäologietaucher in einem Block mit dem umgebenen Schichtmaterial geborgen werden. Die eigentliche Präparation erfolgt erst im Konservierungslabor. Während des langwierigen Prozesses muss die Feuchtigkeit erhalten bleiben. Um Keimbefall vorzubeugen, ist zudem eine kühle Lagerung notwendig. Dank einer physikalisch-chemischen Behandlung sollen die Funde dauerhaft erhalten bleiben.

Fundplatz an der Schifflände in Maur

Die Entdeckung der Pfahlbaufundstelle an der Schifflände in Maur geht auf die Glattkorrektur im Winter 1889/90 zurück, die den Spiegel des Greifensees um einen Meter absenkte. Erst hundert Jahre später erfolgten im Auftrag der Kantonsarchäologie eine genauere Untersuchung. Sie konnte in 3,5 Metern Wassertiefe rund um den Schiffsteg archäologische Schichten aus der Pfynerkultur (3800 bis 3600 v. Chr.), der Horgenerkultur (3300 bis 2800 v. Chr.) und der Schnurkeramikkultur (2750 bis 2500 v. Chr.) nachweisen. Seither unterliegt der Fundplatz einem Monitoring, um allfällige Veränderungen des Zustands zu beobachten und geeignete Schutzmassnahmen zu ergreifen.

(Medienmitteilung der Baudirektion)

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