Was Inschriften auf Holzfässern alles verraten

Die neuste Publikation der Kantonsarchäologie Zürich befasst sich mit Stempeln und Ritzinschriften auf Holzfässern aus der Römerzeit. Ins-besondere Funde aus Oberwinterthur werden ins Licht gerückt. Sechs Holzfässer wurden dort zwischen 1982 und 2008 bei archäologischen Grabungsarbeiten zu Tage geführt. An den Inschriften lässt sich beispielsweise ablesen, von wem die Fässer hergestellt wurden.

In der Römerzeit wurden Handelsprodukte wie Wein, aber auch Getreide oder Oliven in Holzfässern transportiert. Diese gehörten damit zu Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Als solche verbergen sich hinter den Stempeln und Ritzinschriften auf den Holzfässern aufschlussreiche Informationen zum Leben anno dazumal. Diese Hinweise wurden bei sechs Fässern zusammengetragen, die zwischen 1982 und 2008 in Oberwinterthur ausgegraben wurden. Dort befand sich im 1. Jahrhundert n. Chr. die kleinstädtische Siedlung «Vitudurum».

Schlagstempel, Brandstempel und Ritzungen

Insgesamt zwölf Schlagstempel, zwölf Brandstempel, zwölf Ritzinschriften und drei Ritzzeichnungen wurden eingehend untersucht. Die Erkenntnisse fasst Autorin Regula Frei-Stolba in der neusten Publikation der Kantonsarchäologie aus der Reihe «Zürcher Archäologie» zusammen. Die Schlagstempel auf den Längshölzern (Dauben) und auf den Fassbodenbrettern gaben beispielsweise Hinweise auf den Holzlieferanten. Teilweise waren auch Namen eingeritzt. Aufgrund der Herkunft einzelner Namen ist davon auszugehen, dass es sich dabei um Sklaven handelte, die als Küfereiarbeiter die Holzfässer signierten. Andere Ritzinschriften bezeichnen den Adressaten oder Fassbesitzer. Darunter waren etwa ein Armeeangehöriger und ein Mann mit keltischem Vornamen. Die Brandstempel hingegen stammen von den Weinhändlern. Besonders bemerkenswert ist unter den Inschriften ein Rundstempel – eine bisher noch nicht aufgetretene Variante der Brandstempel.

Vom Küfer über den Weinhändler zum Gerber

Zusammen mit weiteren Merkmalen konnte anhand der Inschriften die jeweilige Mikro-geschichte der Fässer nachgezeichnet werden. So wurde beispielsweise ein Fass in Norditalien vom Küfer Marinus mit Brettern verschiedener Holzlieferanten hergestellt und dann nacheinander von zwei unterschiedlichen Weinhändlern mit Wein befüllt. Anschliessend gelangte das gefüllte Weinfass nach Oberwinterthur, wo es geleert und weiter als Behälter verwendet wurde. Schliesslich wurde das Fass in einen Bottich umgearbeitet, in einer Gerberei in den Boden eingelassen und dort als offenes Gefäss benutzt, bis die Gerberei einem Brand zum Opfer fiel.

Neben der erstmaligen Analyse und teilweise Neulesungen der Fassinschriften aus Oberwinterthur liefert die Publikation auch eine umfangreiche Aufarbeitung der bisherigen Arbeiten zu Holzfässern und beschreibt weitere Funde aus der Schweiz.

Zürcher Archäologie, Heft 34 (Zürich/Egg 2017)
Holzfässer. Studien zu den Holzfässern und ihren Inschriften im römischen Reich mit Neufunden und Neulesungen der Fassinschriften aus Oberwinterthur/Vitudurum
Autorin: Regula Frei-Stolba
232 Seiten, 158 Abbildungen
Preis Fr. 49.–,
Bezug: Verlagsshop auf www.fo-publishing.ch

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Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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