Einblick in das Leben der Pfahlbauer in Zürich

Während des Baus des Parkhauses Opéra beim Zürcher Sechseläutenplatz fand in den Jahren 2010/11 eine Notgrabung statt. Die Auswertungsarbeiten sind inzwischen praktisch abgeschlossen. Nun präsentieren Kanton und Stadt Zürich die zweite von drei geplanten Publikationen.

Die Grabung auf dem Areal des Parkhauses Opéra war nicht nur die grösste Grabung einer Schweizer Pfahlbausiedlung in den letzten 15 Jahren, sondern gewissermassen auch eine Materialschlacht: Mehr als vier Tonnen Felsgesteinsfunde, mehr als zwei Tonnen Gefässkeramik sowie Tausende von Feuerstein-, Knochen- und Holzgeräten wurden geborgen. Diese Funde ermöglichen einen neuen Einblick in das Leben und Werken der Pfahlbauer zwischen 3700 und 2700 v.Chr. Zu den herausragenden Gegenständen gehören ein Fischernetz, zwei Hüte und ein Umhang aus Lindenbast.

Rohmaterial von nah und fern

Die Kantonsarchäologie und das Kompetenzzentrum Unterwasserarchäologie und Labor für Dendrochronologie des Amtes für Städtebau der Stadt Zürich präsentieren nun in einer neuen Publikation weitere Erkenntnisse aus der Auswertung. Ein Schwerpunkt der Untersuchung galt der Herkunft der verwendeten Rohmaterialien für Felsgestein- und Feuersteingeräte. So konnte am Zürichsee erstmals Dolomit aus dem Kanton Schaffhausen nachgewiesen werden, der hier nur während kurzer Zeit zu Steinbeilen verarbeitet wurde. Bereits nach wenigen Jahrzehnten verlor er an Bedeutung.

Der Feuerstein stammt hauptsächlich von der Lägern bei Otelfingen. Aber auch Material aus dem Jura bei Olten wurde in grösseren Mengen in die Zürcher Siedlung importiert. Das Rohmaterial zeigt auch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Pfahlbausiedlungen weiträumige Kontakte pflegten. So stammen Feuersteingeräte aus Frankreich, Vorarlberg, Nord- und Mittelitalien. Spezielle Keramikformen zeigen, dass auch Menschen aus dem Raum Bodensee oder Bayern am Zürichsee lebten.

Ausgezeichnete Handwerker

Die Pfahlbauer waren ausgezeichnete Handwerker, die beispielsweise nur wenige Millimeter grosse Schmuckperlen aus Kalkstein herstellten. Chemische Analysen zeigen, dass bereits relativ komplexe, Knochenkollagen-basierte Klebstoffe hergestellt und Geweihgeräte regelmässig mit Lein- oder Mohnöl behandelt und gepflegt wurden.

Mit Erscheinen der dritten Publikation zur Grabung wird im März 2017 das Auswertungsprojekt abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt wird die Öffentlichkeit zudem mit Aktivitäten auf dem Sechseläutenplatz über die Resultate informiert werden.

Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 49 (Zürich/Egg 2016)
Zürich-Parkhaus Opéra. Eine neolithische Feuchtbodenfundstelle. Band 2: Funde.
Herausgeber: Christian Harb, Niels Bleicher
340 Seiten, 389 Abbildungen, 84 Tafeln
Der Preis beträgt 70 Franken, der Einführungspreis bei Bestellung bis 31. Januar 2017 nur 50 Franken. Das Buch wird auch als E-Book angeboten (für 30 Franken).
Bezug via Verlagsshop auf www.fo-publishing.ch

(Medienmitteilung der Baudirektion)

Hinweis

Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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