Archäologische Ausgrabungen bei Winterthur-Hegi: Zweite Etappe beginnt im April
Medienmitteilung 01.03.2016
Im zweiten Halbjahr 2015 wurden bei grossflächigen archäologischen Untersuchungen in Winterthur-Hegi Spuren eines frühmittelalterlichen Dorfes sowie Gräber aus der Römerzeit entdeckt. Die Grabungsarbeiten werden im April 2016 fortgesetzt. Die Kantonsarchäologie rechnet mit der Entdeckung weiterer frühmittelalterlicher Häuser und eines römischen Friedhofes. Die Fertigstellung des Hochwasserrückhalteraums Hegmatten wird durch die Grabung nicht verzögert.
Von Juli bis Dezember 2015 führte die Kantonsarchäologie Zürich Grabungsarbeiten im Gebiet des zukünftigen Hochwasserrückhalteraums Hegmatten durch. Dabei brachten die Archäologinnen und Archäologen überraschend viele Zeugnisse aus der Vergangenheit hervor. So konnten auf rund 6000 Quadratmetern Spuren eines frühmittelalterlichen Dorfes aus dem 6. bis 8. Jahrhundert dokumentiert werden.
Funde zeugen vom Alltag der Bewohner
Die Überreste dieser Siedlung sind auf den ersten Blick unscheinbar: Da im Frühmittelalter die Holzbauweise vorherrschte, sind meist nur noch Verfärbungen im Boden zu finden. Bislang wurden 27 Grubenhäuser ausgegraben – kleine und halb unterkellerte einräumige Häuser, die sich als dunkle rechteckige Flecken zeigen. Etwas schwerer zu erkennen sind ebenerdige Pfostenbauten, da sie nicht in den Boden eingelassen wurden. Nur die einzelnen Pfosten hinterlassen – wenn überhaupt – dunkle Abdrücke im Boden. Bislang konnten rund sieben solcher Pfostenhäuser nachgewiesen werden. Verschiedene Funde, die nach dem Verlassen der Grubenhäuser liegen blieben oder als Abfälle in die Gruben gelangten, weisen darauf hin, dass Textilien hergestellt und Eisen verarbeitet wurde. Scherben von Gefässen aus Keramik und Stein, Messerklingen, Glasperlen und zahlreiche Tierknochen zeugen vom Alltag der Bewohner.
Von den Lebenden zu den Toten
Zwischen den Häusern wurden überdies die Gräber eines Neugeborenen und eines 7- bis 10-jährigen Kindes entdeckt. Bei ihnen dürfte es sich um Bewohner des Dorfes gehandelt haben. Nördlich der frühmittelalterlichen Siedlung wurden zudem die Urnen von zwei Brandbestattungen aus der römischen Zeit entdeckt. Vom 1. bis ins 3. Jahrhundert war es üblich, die Toten zu kremieren. Erst in der Spätantike (4. Jahrhundert) ging man wieder zur Erdbestattung über, die bis ins 19. Jahrhundert vorherrschende Sitte war. In einem der römischen Gräber konnten zahlreiche Schuhnägel geborgen werden – das heisst, der oder die Verstorbene wurde mit den Schuhen kremiert. Da dessen Urne in einem sehr fragilen Zustand war, wurde das Grab als Block geborgen und zur weiteren Freilegung und Dokumentation ins Labor der Kantonsarchäologie gebracht.
Weitere römische Gräber werden erwartet
Die Grabungsarbeiten werden ab April fortgeführt. Dabei wird der Fund weiterer römischer Gräber erwartet. Da bekannt ist, dass sich in unmittelbarer Nähe Überreste eines römischen Gutshofes befinden und römische Gräber selten alleine auftreten, ist sogar von einem kleinen privaten Friedhof auszugehen. Ausserdem wird eine kleine Restfläche innerhalb der frühmittelalterlichen Siedlung untersucht. Zur Vervollständigung des Bildes wurden zudem im Februar geophysikalische Messungen durchgeführt, die Einblicke in den Boden jener Bereiche ermöglichen, in denen nicht gegraben wird. Sie erlauben es, allfällige weitere Gruben und Mauerreste zu lokalisieren. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt wird deutlich, dass in der Hegmatten eine der bisher grössten frühmittelalterlichen Siedlungen im Kanton Zürich gefunden wurde.
Die Bauarbeiten am Hochwasserrückhalteraum Hegmatten kommen weiterhin planmässig voran. Die auf den Frühling 2017 erwartete Fertigstellung des Schutzbauwerks wird sich auch durch die zweite Grabungsetappe nicht verzögern. Die Arbeiten müssen allerdings leicht umdisponiert werden.
Veranstaltungshinweis
Im Rahmen der Museumsvorträge des Naturmuseums Winterthur findet am 5. März um 15.00 Uhr im kleinen Saal des Kirchgemeindehauses (Liebestrasse 3) ein Vortrag über die Grabung Winterthur-Hegmatten statt (Eintritt frei).
(Medienmitteilung der Baudirektion)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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