Zeitschrift «einst und jetzt» richtet den Blick auf existenzielle Bedürfnisse

Wohnen, Essen, Kult: Hinter archäologischen Funden und denkmalpflegerisch bedeutsamen Bauten stehen oft grundlegende menschliche Bedürfnisse. Auf diesen alltäglichen Aspekt der Zürcher Kulturgeschichte richtet die neuste Ausgabe von «einst und jetzt» den Blick. Das Themenspektrum reicht von einer Einfamilienhaussiedlung für Fabrikarbeiter über die exquisiten Speisepläne römischer Köche bis zum wenig respektvollen Umgang mit Kirchen.

Willi Blattmann, Miteigentümer der Metallwarenfabrik MEWA in Wädenswil, war ein erfolgreicher Fabrikant und ein Patron alter Schule mit ausgeprägtem sozialem Engagement. Um seinen Arbeitern in einer schwierigen Zeit günstigen Wohnraum zu schaffen, gründete er 1943 zusammen mit weiteren Industriellen die Siedlungsgenossenschaft Gwad. Von der Gemeinde Wädenswil im Baurecht abgetretenes Land, Beiträge und günstige Darlehen, ein Bauverfahren mit vorfabrizierten Holzelementen und Arbeitsleistungen der Siedler gehörten zum ausgeklügelten Finanzierungskonzept. Fabrikarbeiter wurden so zu Einfamilienhausbesitzern – und zu Hobbygärtnern, gehörte doch zu jedem Haus ein grosser Gemüsegarten für die Selbstversorgung. Die Architekten Hans Fischli und Oskar Stock schufen am Hang gestaffelt neun Reihen von einstöckigen Einfamilienhäusern mit grosszügig fliessenden Freiräumen und Flachdächern, die allen einen ungehinderten Blick auf den See ermöglichten.

Edles Geschirr und exquisite Speisen

Ein archäologischer Blick in römische Töpfe zeigt eines klar: mediterrane Speisen gibt es bei uns nicht erst seit in den 1960er-Jahren eine Pizzeria in der Schweiz ihre Türen öffnete. Eine beschriftete Weinamphore, Reibschüsseln für die Zubereitung von Kräuterkäse, Olivenkerne und Austernschalen sind die Spuren «heimatlicher» Küche, die ein reger Handel nach Winterthur brachte. Fischsauce gab den römischen Speisen ihre Würze, im Mittelalter griff man zu einer reichen Palette importierter Gewürze und besonders gern zum Honigtopf. Im 18. Jahrhundert entdeckte das städtische Bürgertum seine Liebe zu neuen Genüssen wie Tee, Kaffee und Schokolade, am besten aus Porzellangeschirr, das damals einen wahren Boom erlebte. Schriftlich überlieferte Rezepte ergänzen die kleine Stilgeschichte der Tafelkultur und regen zum Nachkochen an. Wie wär's mit gegartem Flamingo und gefüllten Haselmäusen?

16 Kilo Sprengstoff für einen Kirchturm

1926 Dietikon, 1963 Uster, 1966 Trüllikon, 1973 Wil im Rafzerfeld, 1981 Affoltern am Albis: Fünfmal liessen Zürcher Kirchgemeinden altehrwürdige Gotteshäuser in die Luft sprengen. Das spektakuläre, aber kostengünstige Abbruchverfahren sorgte jeweils für grosses Aufsehen. Oft traf es neugotische Kirchen aus dem späten 19. Jahrhundert. Man wollte sie nicht mehr sanieren, sondern durch grössere, modernere Bauten ersetzen.

Weitere Beiträge in «einst und jetzt» 6/2014:

Barock en miniature.
Das Modell des Pavillons im Zürcher Stockargut.

Spurensicherung: Römischer Töpfer überführt.
Polizeiliche Ermittlungen an Fingerabdrücken auf römischer Keramik.

Glossar: Krüppelwalm; Pfahlschuh.
Tournee: Ein Nachttopf im Rampenlicht und die Türe zur Steinzeit.
Lokaltermin: Münzkabinett Winterthur; Sternwarte Urania Zürich.


«einst und jetzt» – Die Zeitschrift für Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Zürich.
Bestellformular auf www.starch-zh.ch. Pro Heft Fr. 15.–

(Medienmitteilung der Baudirektion)

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