Schwemmholzrechen an der Sihl zum Schutz vor Hochwasser

Der Kanton Zürich verbessert laufend den Hochwasserschutz im Einzugsgebiet von Sihl, Zürichsee und Limmat. An der Sihl gibt es aber ein Problem, das alle Massnahmen für den Schutz der Siedlungsgebiete wirkungslos machen könnte: Verstopfungen durch Schwemmholz. Deshalb plant der Kanton Zürich einen Schwemmholzrechen oberhalb von Langnau am Albis. Das Projekt wird Mitte April öffentlich aufgelegt. Der Schwemmholzrechen soll Ende 2017 fertiggestellt sein und rund 25 Millionen Franken kosten.

Eine Studie des Kantons Zürich zeigt, dass bei einem Extremhochwasser zwischen Langnau am Albis und Zürich bis zu 12›000 Kubikmeter Schwemmholz zu erwarten sind. Das entspricht 1200 Lastwagenladungen. Solch gewaltige Mengen an Schwemmholz würden an kritischen Stellen wie Brücken, der Sihlhochstrasse oder dem Hauptbahnhof Zürich zu Verstopfungen führen. Diese so genannten Verklausungen hätten Ausuferungen zur Folge: Die Sihl würde dicht besiedelte und stark genutzte Gebiete überfluten und grosse Schäden verursachen.

Standortsuche zwischen Sihlbrugg und Zürich

Aufgrund der Hochwassergefahr hat der Zürcher Regierungsrat 2010 einen Projektierungskredit von 1,5 Millionen Franken für einen Schwemmholzrechen in der Sihl genehmigt. Der Rechen ist ein zentraler Bestandteil des langfristigen Schutzes vor Hochwasser im Einzugsgebiet von Sihl, Zürichsee und Limmat. Der Kanton Zürich liess nach einer umfangreichen Vorstudie 16 Standorte an der Sihl prüfen. Nur der Standort Rütiboden bei Langnau am Albis erfüllt die Bedingung einer scharfen Flusskurve. Der Standort liegt zudem oberhalb des möglichen Hochwasser-Entlastungsstollens von der Sihl in den Zürichsee bei Thalwil und könnte auch diesen schützen. Für den Schwemmholzrückhalt wird der Flusslauf oberhalb von Langnau am Albis leicht verlegt, um die Krümmung der Rechtskurve zu verstärken: In der Kurve drückt das Wasser an der Oberfläche durch die Fliehkraft nach aussen. Das Schwemmholz wird zur Kurvenaussenseite transportiert und landet bei Hochwasser im Rückhalteraum.

Optimierung dank Modellversuchen an der ETH

Ein seitlich des Flusses angelegter Schwemmholzrechen dieser Grösse wurde bisher noch nirgends gebaut. Deshalb liess der Kanton die Funktionalität des Rechens an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW) der ETH Zürich überprüfen. Alle Parameter wie Gelände, Wassermenge, Geröll und Schwemmholz wurden exakt im Massstab 1:40 nachgebildet. Die Modellversuche ermöglichten es, die Geometrie des Schwemmholzrückhaltes zu optimieren, die Baukosten zu senken und den Landbedarf zu minimieren. Sie zeigten auch, dass der Schwemmholzrechen wie geplant funktioniert. Bei Normalwasser liegt der Rückhalteraum trocken. Die Schwelle ist so gelegt, dass die Sihl den Rückhalteraum ab einem Hochwasser überspült, wie es etwa einmal jährlich zu erwarten ist. Doch erst ab einem zehnjährlichen und damit kritischen Hochwasser fliesst so viel Wasser über die Schwelle, dass Schwemmholz in den Rechen gelangt.

Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verhindern

Ein Leitdamm sorgt dafür, dass das Wasser nicht vorzeitig in die Sihl zurückfliesst. Das bewirkt, dass sich das Holz kompakt an den drei- bis viereinhalb Meter hohen Stäben am Ende des Rechens sammelt. Mit dem 350 Meter langen Parallelrechen können bis zu 95 Prozent des Schwemmholzes aus der Sihl sicher zurückgehalten werden. Das restliche Schwemmholz ist für die unterhalb des Rechens liegenden Siedlungsgebiete in Langnau am Albis, Adliswil und Zürich keine Gefahr. Wenn der Rückhalteraum wieder trocken liegt, wird das Schwemmholz zerkleinert und wegtransportiert, was ungefähr alle zehn Jahre nötig sein wird. Gebaut wird der Schwemmholzrechen voraussichtlich von 2016 bis Ende 2017. Zuvor hat das Projekt das Auflageverfahren zu durchlaufen. Voraussetzung für den Bau ist zudem die Projektfestsetzung durch den Regierungsrat und die Kreditfreigabe durch den Kantonsrat. Die Baukosten sind mit rund 25 Millionen Franken veranschlagt. Die Fachleute des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) rechnen auf der anderen Seite damit, dass der Schwemmholzrechen bei einem sehr grossen Hochwasser Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verhindern kann.

Variantenentscheid für den langfristigen Hochwasserschutz fällt 2015

2015 soll der Entscheid über ein Konzept zum langfristigen Hochwasserschutz an Sihl, Zürichsee und Limmat fallen. Dafür prüfen die Kantone Zürich und Schwyz zwei Hochwasserschutzkonzepte:
1. Die «Kombilösung Energie» (umfassende Erneuerung Pumpspeicherkraftwerk Etzelwerk mit Hochwasserableitung und Energiegewinnung vom Sihlsee via Druckstollen in den Zürichsee).
2. Einen Entlastungsstollen (Hochwasserableitung von der Sihl bei Langnau am Albis in den Zürichsee bei Thalwil).
Beide Konzepte schützen die Stadt Zürich sowie die Gemeinden entlang von Sihl und Limmat nachhaltig vor einem Extremhochwasser. Ob der Entlastungsstollen oder die «Kombilösung Energie» realisiert wird, ist noch offen. Bis eines der beiden übergeordneten Konzepte realisiert wird, gewährleisten die Vorabsenkung des Sihlsees bei drohendem Hochwasser und der Schwemmholzrechen bei Langnau am Albis den grösstmöglichen Hochwasserschutz an der Sihl.
www.hochwasserschutz-zuerich.zh.ch

(Medienmitteilung der Baudirektion)

Hinweis

Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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