Villa Patumbah: Hinter den Gerüsthüllen schreiten die Renovations- und Restaurierungsarbeiten voran
Medienmitteilung 23.08.2011
Nach langem Vorlauf ist der Weg zur dringend notwendigen Renovation der Villa Patumbah seit Frühjahr 2010 frei, die Finanzierung von 15,5 Millionen Franken gesichert. Vor einem Jahr haben die Bauarbeiten begonnen und bereits sind wichtige Bauschritte umgesetzt. Bis zum Projektabschluss Ende 2012/Anfang 2013 bleiben allerdings noch zahlreiche bautechnische und kunsthandwerkliche Herausforderungen zu bewältigen. Zudem hofft die Eigentümerin, die Stiftung Patumbah, auf zusätzliche Sponsoren, mit deren Hilfe weitere Kostbarkeiten in dieser exotisch ausgestatteten Villa restauriert werden könnten.
Die 1885 vom reich gewordenen Carl Fürchtegott Grob-Zundel erbaute Villa Patumbah ist eines der eigenwilligsten Anwesen im Kanton Zürich. Sichtbar ist das derzeit nicht, denn Hauptgebäude und Eingangstrakt sind seit einigen Monaten gänzlich verhüllt. Hinter dem Baugerüst allerdings sind aussergewöhnliche Arbeiten im Gang. Über deren Vorankommen und Besonderheiten haben Vertreter der Kantonalen Denkmalpflege und der Bauherrschaft im Rahmen einer Begehung mit Medienvertretern informiert.
Glasfaserkabel in verborgenen Hohlräumen
Nach Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2010 wurde in einer ersten Etappe die gesamte Haustechnik erneuert, das Gebäude den heutigen Kommunikationsmitteln zugänglich gemacht. Viele Kilometer Rohre und Kabel sind inzwischen verlegt. Dies erforderte in Planung und Umsetzung unkonventionelle Lösungen, konnten doch keine Schlitze in die Wände gefräst, keine Böden geöffnet oder raumübergreifende Medienkanäle angebracht werden. Stattdessen wurden die Mauerkanalsysteme der ursprünglichen Heissluftheizung sowie wiederentdeckte verborgene Hohlräume genutzt. Das Resultat ist ausgesprochen zufriedenstellend. Selbst im Rohbauzustand des Gebäudes ist von all diesen zusätzlichen Installationen heute kaum etwas sichtbar.
Exklusive Baustoffe als Knacknuss
Nach dem Abschluss der verschmutzenden und zuweilen lärmintensiven Arbeiten konnten im Juni 2011 die eigentlichen Restaurierungsarbeiten an den Fassaden und an den Wand- und Deckenmalereien im Innern beginnen. Dabei wirkt sich der exklusive Geschmack des Bauherrn auf die Arbeit der heutigen Restauratoren aus. So wurden beim Bau der Villa vor knapp 130 Jahren Materialien verwendet, die für Zürcher Verhältnisse unüblich sind, etwa Carrara-Marmor, Veroneser Kalkstein und die damals gerade neu aufkommende Keim'sche Mineralmalerei für die Gestaltung der Fassaden des Hauptgebäudes. Die damit verbundenen Schadenbilder sind im Kanton Zürich und in der Schweiz nicht geläufig. Für deren Beurteilung und die Evaluation adäquater Konservierungsmassnahmen wird deshalb auch Fachwissen aus dem Ausland beigezogen. Die Materialien müssen von Jahrzehnte altem Schmutz und Vergipsungen gereinigt und so aufgearbeitet werden, dass künftig ein ständiger Unterhalt mit einfachen Mitteln möglich ist.
Bei der Konservierung der Fassadenmalerei – der schweizweit ältesten Mineralfarbmalerei – können die Restauratoren ein Stück weit an die Erfahrungen aus der Proberestaurierung der 1990er Jahre anknüpfen. Anspruchsvoll bleibt sie allemal: Für die Konservierung wird die Oberfläche zuerst gereinigt, damit sich der Schmutz auf der Oberfläche nicht unwiderruflich mit den Malereien verbindet; zudem sind Übermalungen zu entfernen und anschliessend lose Teile zu festigen. Grossflächig verloren gegangene Bereiche werden lediglich neu verputzt. Die verfügbaren Geldmittel reichen nicht für Retouchen, die es ermöglichen würden, das ursprüngliche Aussehen und die Frische der grossartigen Illusionsmalereien umfassend wiederherzustellen.
Reichhaltig ausgemaltes Inneres
Im Innern der Villa waren anfänglich sämtliche Oberflächen reichhaltig ausgemalt. Es ist noch nicht abschliessend definiert, wie viel von dieser ursprünglichen Malerei tatsächlich freigelegt oder ergänzt werden kann. Das Entfernen von bis zu sechs Übermalungen nimmt viel Zeit in Anspruch. Dabei müssen die Restauratorenteams ihre Vorgehensweise Schicht für Schicht und Zimmer für Zimmer anpassen. Auch sind unvermutet an Wandflächen, die aufgrund der Vorabklärungen als nicht bemalt galten, pompeijanische Malereien von höchster Qualität zu Tage getreten. Der Wunsch, diese für den Raumeindruck wichtige Ausstattung ebenfalls zeigen zu können, bleibt vorerst unerfüllt. Das Gleiche gilt für verschiedene weitere Elemente von einmaligem Charakter: Das Vestibül, die «Trompe-l'oeil-Malerei» des Treppenhauses im Stil des Andrea Mantegna (1431-1506), das Jasskartenspiel der Decke in der Sala Terrena und das im Durchmesser 80 cm grosse optische Linsenauge in der Decke des Erdgeschosses, welches die Lichtstrahlen der Glücksdrachen aus der Glaskuppel einst über die Geschosse hinweg in der Empfangshalle des Piano Nobile verteilten. Für die Restaurierung dieser Elemente wären Sponsorbeträge von rund 1,5 Millionen Franken zusätzlich nötig.
Der Abschluss der Renovations- und Restaurierungsarbeiten ist für Ende 2012/Anfang 2013 vorgesehen. Als Geschäftssitz des Schweizer Heimatschutzes, der in der Villa überdies ein Zentrum für Baukultur einrichtet, wird dieses aussergewöhnliche Baudenkmal, in dem sich die Besonder- und Verrücktheiten eines exzentrischen Bauherrn spiegeln, nach seiner Auferstehung für die Öffentlichkeit zugänglich sein.
Die Westfassade der Villa Patumbah vor Beginn der Renovation. Die Fassadenmalereien sind verblasst und mit Schmutzschichten überlagert. Die brüchigen Balkone über dem Piano Nobile sind seit längerer Zeit mit Metallstützen gesichert.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
Die Villa Patumbah vor der Renovation. Bauherr Carl Fürchtegott Grob-Zundel liess das 1885 erbaute stattliche Haupthaus und den Eingangsbereich mit reichhaltigen, heute stark restaurierungsbedürftigen Dekorationselementen gestalten.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
Derzeit präsentiert sich die Villa Patumbah verhüllt. Dahinter schreitet die Renovation der Fassaden voran. Für die Konservierung der wertvollen Fassa-denmalereien wird die Oberfläche gereinigt, damit sich der Schmutz auf der Oberfläche nicht unwiderruflich mit den Malereien verbindet; zudem sind in minutiöser Handarbeit Übermalungen zu entfernen und lose Teile zu festigen.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
Fassadendetail. Im Vergleich von restaurierten und nicht restaurierten Partien wird die starke Verschmutzung deutlich, von denen es die Villa Patumbah im Zug der Renovation zu befreien gilt.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
Die Restaurierung der Wand- und Deckenmalereien im Innern der Villa – hier im Damenzimmer – stellt hohe Ansprüche an die Restauratorenteams. Die anzuwendende Technik ist von Zimmer zu Zimmer neu zu bestimmen. In aufwändiger Feinarbeit werden Übermalungen und Schmutzschichten entfernt, um die darunterliegenden Malereien wieder in ihrer ursprünglichen Frische ans Tageslicht zu holen.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
Vorher-Nachher, Detailaufnahme der Illusionsmalereien an der Decke im Damenzimmer. Der Unterschied zwischen unbehandelten und restaurierten Flächen ist dort, wo sie zusammentreffen (unten rechts), besonders augenfällig.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
Villa Patumbah, Detail aus dem Damenzimmer: Freigelegte Partie einer Ölmalerei, die unter einer ausgeblichenen Tapete und einem Dispersionsanstrich verborgen lag. Bei den weissen Flecken handelt es sich um Kittungen auf der Originalmalerei, die im Rahmen der Restauration fachgerecht entfernt werden müssen.
Bild: Kantonale Denkmalpflege
(Medienmitteilung der Baudirektion)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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