Der 18. Bericht der Kantonalen Denkmalpflege lädt zur Auseinandersetzung mit Zeugen der Zürcher Baukultur ein
Medienmitteilung 06.07.2010
Alle zwei Jahre präsentiert die Kantonale Denkmalpflege einen Ausschnitt ihrer Tätigkeiten in einem umfassenden Bericht. Die nun vorliegende 18. Ausgabe stellt Restaurierungen bedeutender Baudenkmäler dar, die in den Jahren 2005-2006 abgeschlossen werden konnten. Mit ausführlichen Texten, reicher Bebilderung und neuen Erkenntnissen lädt die Publikation Fachleute und interessierte Laien zur Auseinandersetzung mit wichtigen Zeugen der Baukultur im Kanton Zürich ein – quer durch Regionen, Epochen und Baugattungen.
Den Schwerpunkt des 18. Berichts der Zürcher Denkmalpflege bilden 40 ausführliche Texte, mit detaillierten historischen Zeittafeln, Restaurierungsberichten und einem Dokumentations- und Quellenanhang. Im zweiten Teil werden 120 weitere Objekte mit Kurzangaben zur Geschichte und zu den getroffenen Massnahmen vorgestellt.
Grosse regionale, zeitliche und sachliche Bandbreite
Die reich illustrierte Publikation dokumentiert Objekte aus dem ganzen Kanton, mit Schwerpunkten bei Bauten aus der Seeregion und aus der Stadt Zürich. Die Bandbreite der Baugattungen erstreckt sich von der reizvollen Feldscheune Burstel im Wädenswiler Berg oder der alten Windenmacherei in Wila über denkmalgeschützte Villen und Schulhäuser bis zum ehemaligen ETH-Chemiegebäude im Zürcher Hochschulquartier oder zum weitläufigen Friedhof Sihlfeld. Erstmals behandelt der Bericht auch eine grössere Anzahl Bauten aus dem 20. Jahrhundert, darunter die prominenten Schulhausbauten aus der Nachkriegszeit in Adliswil und Männedorf oder das von der Zürcher Architektin Lux Guyer (1894-1955) für die SAFFA 1928 in Bern erbaute Musterwohnhaus, das seit 2006 in Stäfa steht.
Auf den Spuren von Robert Walser und C.G. Jung
Auf besonderes Interesse dürften zwei Baudenkmäler stossen, die im Zusammenhang mit der Schweizerischen Literatur- und Geistesgeschichte stehen. Zum einen die Villa Abendstern in Wädenswil. Das markante zweigeschossige Gebäude war zeitweilig Wohn- und Arbeitsstätte von Schriftsteller Robert Walser (und Schauplatz seines 1908 erschienenen Romans «Der Gehülfe»). Zum andern das Eigenheim des Psychologen C.G. Jung in Küsnacht, das mit seiner Parkanlage in eigentliches Gesamtkunstwerk des frühen 20. Jahrhunderts darstellt.
Neue Erkenntnisse aus Originalquellen
Die Berichte geben den aktuellsten Wissensstand über die behandelten Baudenkmäler wieder. Neben bereits bekannten Quellen findet sich darin auch viel neues Wissen aus unbekannten oder bisher unveröffentlichten Primärquellen (Historisches Bildmaterial, Hausgeschichten, Architekturberichte, Bauanalysen u.a.). Ein weiteres Plus: Der Bericht der Denkmalpflege sensibilisiert die Leser für Bauten, deren denkmalschützerischer Wert sich dem Laien nicht immer auf den ersten Blick offenbart. Er ermöglicht aber auch den Blick auf bauliche Kostbarkeiten, die für die Öffentlichkeit nicht ohne Weiteres zugänglich sind.
Zürcher Denkmalpflege, 18. Bericht 2005-2006 Baudirektion Kanton Zürich, Kantonale Denkmalpflege
Kommissionsverlag: FO Print & Media AG Zürich und Egg 2010
ISBN 978-3-905-681-56-7, 328 Seiten, reich illustriert, Preis Fr. 58.- / EUR 40.-
Onlinebestellung: www.fo-print-media.ch, Stichwort «Denkmalpflege»
Affoltern am Albis, ehemaliges Doppelbauernhaus, sog. Butzenhaus
Das in den 1790er Jahren für ein Brüderpaar erbaute Doppelhaus ist ein frühes Beispiel für ein Vielzweckbauernhaus im Knonauer Amt (Bautyp mit Wohn- und Ökonomieteil unter einem Dach). Als Seltenheit sind Teile der ursprünglichen Butzenscheibenverglasung bis heute erhalten geblieben. 2005-2006 erfolgten eine Aussenrestaurierung und ein Umbau des Innern.
Foto: Gesamtansicht des sog. Butzenhauses von Süden. Zustand nach der Restaurierung, September 2006.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege
Eglisau, Gasthof «Zum Hirschen»
Die seit dem Mittelalter belegte Taverne «Zum Hirschen» wurde 1847 vom angestammten Ort in die beiden östlich angrenzenden Nachbarge-bäude verlegt. Von bauhistorischer Bedeutung ist hauptsächlich der Ostteil der Liegenschaft. Der hochragende barocke Bau mit der 1974 freigelegten Fassadenmalerei erhielt sein heutiges Aussehen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Unsachgemässe Umbauten haben zwischen 1962 und 1989 die historische Bausubstanz im Innern erheblich reduziert. Nach einer Handänderung im Jahr 2001 erfolgte eine Gesamtrestaurierung, welche die Eingriffe der vergangenen Jahrzehnte so weit als möglich korrigiert hat.
Foto: Ansicht der gassenseitigen Fassade von Nordosten. Zustand nach der Restaurierung, Oktober 2007.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege
Greifensee, ehemaliges reformiertes Pfarrhaus
Das ehemalige Pfarrhaus besteht aus einem seeseitigen Kernbau aus der Gründungszeit von Greifensee und einem stadtseitigen Erweite-rungsbau von 1681. Im heutigen Schopfanbau sind Wandmalereien aus der Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten, die von einem einstigen repräsentativen Raum zeugen.
Foto: Wappenfries mit den Wappen der Landvögte Suter, Meiss, Göldi und Grebel, darunter sekundäre Graphitmalerei. Zustand nach der Restaurierung, November 2006.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Küsnacht, Wohnhaus C. G. Jung
Das Ensemble am Ufer des Zürichsees, bestehend aus Wohnhaus, Garten, Gartenhäuschen und Bootshaus mit kleiner Hafenanlage, wurde 1907-1909 nach den Wünschen und Vorstellungen des bedeutenden Psychologen Carl Gustav Jung (1875-1961) von seinem Vetter, Architekt Ernst Fiechter (1875-1948) erbaut. Im Innern des Hauses sind nicht nur viele Möbel, Gemälde und andere Ausstattungsteile noch am selben Ort wie zu Jungs Lebenszeit erhalten, sondern auch die Bibliothek in der ursprünglichen Anordnung. Es fanden keine grösseren baulichen Eingriffe statt. In den Jahren 2005-2008 erfuhr das Ensemble eine sanfte Restaurierung.
Foto: Ansicht des Wohnhauses mit Treppenhausturm und Zufahrtsallee mit Buchsbaumkegeln. Zustand April 2009.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Rheinau, sog. Bergkirche
Einzige von Reformierten und Katholiken benutzte Gemeindekirche im Kanton Zürich. Nach dem durch einen Blitzschlag verursachten Brand vom 6. August 2004 wurde das prominent gelegene Gotteshaus 2005-2006 unter der Federführung des kantonalen Hochbauamts denkmal-pflegerisch wiederhergestellt.
Foto: Gesamtansicht von der Unterstadt her. Zustand nach der Wiederherstellung,
März 2006.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Stäfa, SAFFA-Haus
Das SAFFA-Haus der Zürcher Architektin Lux Guyer (1894-1955) ver-körpert eine wichtige Etappe der Geschichte der Schweizer Frauen und gilt als ein Pionierwerk des Wohnungsbaus und der industriellen Holzvorfabrikation in der Schweiz. Dank dem grossen Engagement zahlreicher Personen gelang es, das Gebäude an seinem bisherigen Standort in Aarau sorgfältig zu demontieren, 2005-2006 nach denkmalpflegerischen Grundsätzen in Stäfa wiederaufzurichten und einer öffentlichen Nutzung zuzuführen.
Foto: Das SAFFA-Haus an seinem heutigen Standort an der Tödistrasse in Stäfa. Gesamtansicht von Westen. Zustand August 2006.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Wädenswil, Villa «zum Abendstern»
Das markante zweigeschossige Gebäude mit quadratischem Turm und Kreuzfirst von 1900 steht im Ortsteil Seferen an erhöhter Lage über dem Zürichsee. Von Ende Juli 1903 bis Mitte Januar 1904 arbeitete der Schweizer Schriftsteller Robert Walser (1878-1956) ein knappes halbes Jahr als Sekretär beim Ingenieur und Erfinder Carl Dubler. Er lebte zusammen mit der Familie Dubler in der Villa und setzte ihr später im Roman «Der Gehülfe» ein literarisches Denkmal. 1999-2000 unterzogen die Eigentümer die Villa einer Gesamtrestaurierung; 2006 folgte die Instandstellung des baufälligen Gartenhauses.
Foto: Gartenhaus während der Instandstellung, 2003.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Wila, Windenmacherei
Die Windenmacherei in Wila ist die letzte in der Schweiz existierende. Sie weist eine komplette Einrichtung und Ausstattung in betriebsfähigem Zustand auf. Das sanierungsbedürftige Gebäude erfuhr 2005-2006 eine umfassende Restaurierung. Vorgängig wurde die einzigartige Werkstatteinrichtung durch die Mitglieder des ins Leben gerufenen Trägervereins und den Eigentümer sorgfältig inventarisiert, für die Bauzeit aus- und danach wieder originalgetreu eingebaut.
Foto: Werkstatteinrichtung mit Transmission. Zustand Oktober 2004.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Zürich, Hauptgebäude Universität Zürich (Kollegiengebäude I)
Im Hauptgebäude der Universität konnte der einflussreiche Schweizer Architekt Karl Moser (1860-1936) den Gedanken des Gesamtkunstwerks umfassend verwirklichen. Architektur, Plastik, Malerei und Möbel bilden eine untrennbare Einheit. Im Laufe der Gesamtrenovation 1992-2007 konnten die wichtigsten Innenräume restauriert und in ihrer Farbigkeit wiederhergestellt werden.
Foto: Zentraler Lichthof mit restauriertem Glasdach. Links Gipsabguss der imposanten Nike von Samothrake, einer der verbliebenen Bestandteile von Karl Mosers Gesamtkunstwerk. Zustand August 2007.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
Zürich, Reformierte Kirche Bühl
Die 1895-1896 errichtete Kirche Bühl gehört zu einer Reihe reformierter Kirchenneubauten, die in den Jahren nach der ersten Eingemeindung 1893 in den Aussenquartieren der Stadt entstanden. Sie ist eine der wenigen neugotischen Kirchen in Zürich mit einem bedeutenden Anteil an originaler Substanz. Die aufwändigen Reparatur- bzw. Instandstel-lungsarbeiten 2004-2006 sicherten das Turmmauerwerk der Backstein-kirche unter maximaler Substanzerhaltung.
Foto: Gesamtansicht von Westen. Zustand nach der Turmsanierung, April 2009.
Fotoarchiv Kantonale Denkmalpflege.
(Medienmitteilung der Baudirektion)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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