Altlastsanierung am Seegrund vor Thalwil gestartet
Medienmitteilung 08.09.2008
Im Auftrag des Amtes für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) der Baudirektion beginnen in diesen Tagen die Arbeiten zum Entfernen von Teerablagerungen am Seegrund in Thalwil. Die Verschmutzungen entstanden zwischen 1898 und 1930 durch das ehemalige Gaswerk. Die Sanierungsarbeiten werden mit grösster Sorgfalt ausgeführt, um die Wasserqualität nicht zu beeinträchtigen. Die Arbeiten werden bis Frühling 2009 dauern.
Auf der Höhe der Kläranlage in Thalwil befinden sich auf dem Grund des Zürichsees Verschmutzungen mit teerhaltigen Gaswerkrückständen. Verursacht wurden diese vom ehemaligen Gaswerk, das von 1898 bis 1930 im Bereich der heutigen Kläranlage betrieben wurde. Die Teerablagerungen haben ein Ausmass von rund 7'000 Quadratmetern und liegen in Wassertiefen von 2 bis 32 Metern.
Sanierung ist unabdingbar
Basierend auf einer Studie der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) hat die Baudirektion entschieden, die Teerablagerungen zu entfernen. Mit dieser Massnahme wird das Risiko beseitigt, dass das Wasser durch giftige Schadstoffe wie wasserlösliche Kohlenwasserstoff-Verbindungen verschmutzt werden kann. Dieses Risiko bestand bisher vor allem beim Ankern von Booten oder bei Rutschungen im Seegrund. Da der Zürichsee das wichtigste Trinkwasserreservoir für den Grossraum Zürich ist, ist eine Sanierung der Rückstände trotz erheblichem Aufwand unabdingbar. Die Installationsarbeiten für die Sanierung beginnen in den nächsten Tagen. Gemäss Bauprogramm werden die Arbeiten im Frühling 2009, also noch vor Beginn der Badesaison, abgeschlossen.
Sorgfalt ist oberstes Gebot
Der Trinkwasser-Sicherheit wird auch während der Sanierung grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Die vom Gaswerk stammenden Ablagerungen werden schrittweise im Schutze eines circa 100 Quadratmeter grossen Kastens abgesaugt. Mit diesem Verfahren wird die Aufwirbelung und somit die Freisetzung von Schadstoffen minimiert. Der abgesaugte Schlamm wird an Land gepumpt und auf dem Grundstück des Schwimmbades in einer speziell dafür gebauten Anlage in Wasser und Feststoff aufgetrennt. Das Wasser wird vorbehandelt und dann in die Kläranlage eingeleitet. Aus dem schlammigen Rückstand wird das Wasser herausgepresst. Danach wird er in Mulden abgefüllt und in einer speziell ausgerüsteten Verbrennungsanlage für Sonderabfälle fachgerecht entsorgt. Diese Methode hat sich beim Absaugen von Schwerölschlamm nach Tankerunfällen bewährt.
Sicherheit wird gewährleistet
Als Sicherheitsmassnahme hat die kantonale Seepolizei vor mehreren Jahren den betroffenen Bereich als Sperrzone deklariert und mit Bojen markiert. Innerhalb dieses Sperrgebiets ist das Ankern verboten. Für die Anwohnenden und die Badegäste im nahe gelegenen Strandbad bestand bis anhin und besteht auch weiterhin keine Gefahr. Während den Sanierungsarbeiten ist der betroffene Bereich im See unter anderem durch Ölsperren speziell gesichert. Zudem wird die Qualität des Seewassers intensiv überwacht. Ein Frühwarnsystem stellt sicher, dass Schlammaufwirbelungen sofort erkannt und beispielsweise der Sanierungsbetrieb eingestellt werden kann, bis die Mängel behoben sind. Im Auftrag der Baudirektion analysiert die Wasserversorgung Zürich in Zusammenarbeit mit dem kantonalen Labor öfters als üblich das Seewasser im Bereich der Sanierungsarbeiten und das Rohwasser in den fünf nahe gelegenen Seewasserwerken Thalwil, Moos, Lengg, Hirsacker und Küsnacht-Erlenbach auf die relevanten Stoffe.
Die Teerablagerung am Thalwiler Seegrund und ihre Sanierung
Im Gaswerk «Bürger» in Thalwil wurden von 1898 bis 1930 rund 24 Millionen Kubikmeter Gas erzeugt. Dies erforderte etwa 70’000 Tonnen Kohle. Als Nebenerzeugnis fielen dabei ungefähr 50’000 Tonnen Koks und etwas mehr als 3’000 Tonnen Teer an. Davon gelangten grössere Mengen über eine Meteorwasserleitung in den See. Die in den See gelangten Gaswerkrückstände haben sich im Lauf der Zeit auf eine Fläche von mehr als 7’000 Quadratmetern ausgebreitet. Die Schichtdicke des belasteten Untergrundes beträgt bis zu 60 Zentimeter. Das Gesamtvolumen der verschmutzten Sedimente beträgt circa 2’700 Kubikmeter. Der Seegrund ist hauptsächlich mit polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) verunreinigt. PAK sind giftige, z. T. wasserlösliche Kohlenwasserstoff-Verbindungen.
Bei einer allfälligen Beschädigung der Teerablagerung bestand die Gefahr, dass giftige Schadstoffe das Seewasser verschmutzen oder in die Nahrungskette gelangen könnten. Im Hinblick auf solche Gefahren verlangen denn auch das Umweltschutzgesetz und die Altlasten-Verordnung, dass im Sinne der Vorsorge schädliche oder lästige Einwirkungen beseitigt werden, bevor ein Schaden eintreten kann. Gemäss dem Umweltschutzgesetz und Altlastenrecht steht der Kanton Zürich als Grundeigentümer des Zürichsees primär in der Verantwortung. Federführend ist das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft der Baudirektion.
Der Regierungsrat hat im Jahr 2007 für die Sanierung einen Kredit von 8,6 Millionen Franken bewilligt und mit der Durchführung der Arbeiten die ARGE Marti Buchen AG, Moosseedorf, beauftrag. Ziel der Sanierung ist ein Quellenstopp, bei dem 95 Prozent der Altlast entfernt wird. Gegen die Baubewilligung sind keine Rekurse eingegangen.
Die Kosten werden von der Gemeinde Thalwil und dem Kanton Zürich als Besitzer des Zürichsees getragen. Da die Gaswerk Thalwil AG als Mitverursacherin nicht mehr existiert, kann zudem mit einem Beitrag aus dem Altlastenfonds des Bundes gerechnet werden.
(Medienmitteilung der Baudirektion)
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