Geglückter Rückbau des Geschäftshauses «zur Trülle» in Zürich
Medienmitteilung 27.09.2007
Die seit April 2007 dauernden Renovationsarbeiten am Zürcher Geschäftshaus «zur Trülle» stehen kurz vor dem Abschluss. Den Höhepunkt dieser Arbeiten bildet die heutige Montage des rekonstruierten Giebelreliefs, das in den 1950er Jahren entfernt worden war. Beim «Haus zur Trülle» handelt es sich aus denkmalpflegerischer und architekturgeschichtlicher Sicht um ein sehr bedeutendes Gebäude. Nach Abschluss der Renovationsarbeiten, die von der kantonalen Denkmalpflege begleitet wurden, wird sich das Geschäftshaus Ende Oktober wieder in seiner ursprünglichen Frische zeigen.
An der Zürcher Bahnhofstrasse steht an bester Lage das «Haus zur Trülle», heute ein Geschäftshaus mit reich verzierten Türmen und Giebeln. Erbaut wurde das Gebäude im Jahr 1897 von den renommierten Architekten Otto Pfleghard (1869-1958) und Max Haefeli (1869-1941). Die oberen Wohngeschosse wurden im Stil der Neurenaissance gebaut, die unteren drei Geschosse als moderne Warenhausfassade aus Stahl und Glas. Durch verschiedene Renovationen veränderte sich das Erscheinungsbild des Hauses stark. Sehr einschneidend war der Verlust des Giebelreliefs in den 1950er Jahren, das der Bildhauer Paul Abry geschaffen hatte. Aber auch das später angebrachte Vordach über dem Erdgeschoss, die Verkleidung der Sandsteinpfeiler und die Fenster ohne originale Einteilung beeinträchtigten die ursprüngliche Wirkung des Gebäudes stark. Seit April 2007 werden nun die im Laufe der Zeit entstandenen, schwerwiegenden Eingriffe rückgängig gemacht.
Höhepunkt der Renovationsarbeiten: Montage des rekonstruierten Giebelreliefs
Den vorzeitigen Höhepunkt der Renovationsarbeiten bildet die Montage des rekonstruierten Giebelreliefs. Dieses rund 6x8 Meter grosse Relief zeigt auf, was man sich unter einer Trülle vorzustellen hat: Ein Kind steht in einem Drehkäfig, der sogenannten Trülle, und wird von zwei Knaben im Kreis herumgedreht. Vermutlich gab es im Mittelalter an dieser Stelle einen solchen rotierbaren Pranger, der dem Gebäude seinen Namen gab.
Die Renovationsarbeiten am Haus, das seit 1945 im Besitz der Jelmoli AG ist, werden voraussichtlich Ende Oktober abgeschlossen sein. Die Kosten des Umbaus in der Höhe von rund vier Millionen Franken übernimmt die Jelmoli Immobilien AG. Der Kanton Zürich wird die Renovation mit einem Betrag von maximal 880’000 Franken aus dem kantonalen Lotteriefonds subventionieren. An die Subvention ist die Bedingung geknüpft, dass die Planung und die Bauausführung in enger Zusammenarbeit mit der kantonalen Denkmalpflege zu erfolgen haben.
Ein Haus von hoher denkmalpflegerischer Bedeutung
Der Vorgängerbau des heutigen Hauses «zur Trülle» wird erstmals im 16. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Dieser diente zuerst als Schmiede, später als Wohnsitz von Textilfabrikanten. Im Zuge des Ausbaus der Bahnhofstrasse zur grossstädtischen Prachtstrasse im 19. Jahrhundert wurde der Vorgängerbau niedergerissen und im Jahr 1897 durch den heutigen Bau ersetzt. Der Neubau erregte bereits vor der Fertigstellung Aufsehen, denn die beiden Architekten hatten ein für die damalige Zeit neuartiges Konstruktionsprinzip aufgegriffen: das Prinzip der Curtain Wall, bei dem die Fassadenelemente – vergleichbar mit einem Vorhang – an die tragende Stahl-Struktur gehängt werden. Diese Bauweise wurde am «Haus zur Trülle» jedoch nur für die unteren drei Geschosse verwendet, darüber wurden zwei massive Vollgeschosse für Büros und Wohnungen mit frei unterteilbaren Grundrissen erstellt. Während die Curtain Wall in Zürich erstmals beim Bau des «Metropols» im Jahr 1893 angewandt wurde, entstand das 1899 an der Seidengasse erbaute Jelmoli-Warenhaus als reine Stahl-Glas-Konstruktion. Aus Sicht der Denkmalpflege bildet das «Haus zur Trülle» somit gleichsam das architektonische Zwischenstück zwischen einem Massivbau und einem modernen Geschäftshaus aus Stahl und Glas.
Die Liegenschaft an der Bahnhofstrasse 69 wurde 1981 in das Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte und der archäologischen Denkmäler von überkommunaler Bedeutung der Stadt Zürich aufgenommen.
Der Umbau des Hauses «zur Trülle» in Kürze:
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1897
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erbaut
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| seit 1945 | im Besitz der Jelmoli AG |
| 1978 | leichte Renovation |
| 2007 | umfassende und von der kantonalen Denkmalpflege begleitete Renovation: - Neuanschaffung des Giebelreliefs - Ersatz wesentlicher Steinelemente - Neuverglasung der Erdgeschoss-Verkaufslokale - Fensterersatz und Renovation aller Fenster von der 1. bis zur 5. Etage - Neue Glaselemente an den Brüstungen - Ersatz von Metallbauelementen - Renovation aller Eisen- und Balkongeländer - Dachrenovation Die Renovationssumme beträgt rund vier Millionen Franken. Der Kanton Zürich wird die Renovation mit einem Betrag von maximal 880’000 Franken aus dem kantonalen Lotteriefonds subventionieren. Bauzeit: ca. 8 Monate Gerüstentfernung: Ende Oktober |
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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