20 Jahre Moorschutz: Moorlandschaften schaffen Lebensraum und Naherholung
Medienmitteilung 16.08.2007
20 Jahre nach der Annahme der Rothenthurm-Initiative zum Schutz der Moore zieht die Baudirektion eine positive Bilanz. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den lokalen Bauern sind gut 80 Prozent der Moorflächen von nationaler Bedeutung geschützt. Vom Moorschutz profitieren die darin lebenden Tiere und Pflanzen gleichermassen wie die Zürcher Bevölkerung und Wirtschaft. Naturlandschaften sind beliebt als attraktive Naherholungsgebiete und Orte für spannende Naturbeobachtungen - ein wesentlicher Standortfaktor des Kantons Zürich.
«Damit der Kanton Zürich langfristig ein Wohn- und Arbeitsort mit hoher Lebensqualität bleibt, muss Sorge zur Natur getragen werden», sagte Regierungsrat Markus Kägi, Baudirektor, an der heutigen Medienorientierung. Eine hohe Lebensqualität hängt stark davon ab, wie zusammenhängende naturnahe Räume, wie z.B. die Moorlandschaften, geschont und aktiv gefördert werden. Deshalb ist die Erhaltung und Förderung von Landschaften und Lebensräumen eine der wichtigen öffentlichen Aufgaben, die der Staat zugunsten der ganzen Bevölkerung leisten muss. Diese Landschaften stellen heute insbesondere auch im Bezug auf die Naherholung einen wichtigen Wirtschaftsfaktor im Kanton Zürich dar. Nicht zuletzt wegen den Anstrengungen im Natur- und Landschaftsschutz belegt Zürich in internationalen Ratings regelmässig Spitzenplätze.
Rund 80 Prozent der nationalen Moore geschützt
Der Bundesrat hat nach der Unterstützung der Rothenthurm-Initiative die Objekte von nationaler Bedeutung festgelegt: 1991 die Hoch- und Übergangsmoore, 1994 die Flachmoore und 1996 die Moorlandschaften. Der Kanton Zürich besitzt 29 Hochmoor- und 125 Flachmoorobjekte sowie sechs Moorlandschaften von nationaler Bedeutung. Als moorreichster Mittellandkanton hat er eine grosse Verantwortung im schweizerischen Moorschutz. «In den vergangenen 20 Jahren haben wir im Moorschutz im Kanton Zürich viel erreicht», erklärte Urs Kuhn, Leiter der Fachstelle Naturschutz. Vier der sechs Zürcher Moorlandschaften sind heute mit aktuellen Schutzverordnungen nach Planungs- und Baugesetz umfassend gesichert (Hirzel, Maschwander Allmend, Pfäffikersee, Drumlinlandschaft Zürcher Oberland), für die fünfte (Lützelsee) wird dies Ende Jahr der Fall sein. Die Moorbiotope von nationaler Bedeutung sind zu gut 80 Prozent gesichert, davon mit 260 Hektaren fast alle nationalen Hochmoore (98 Prozent) und mit 1100 Hektaren rund 82 Prozent der nationalen Flachmoore. Nach der Annahme der Rothenthurm-Initiative am 6. Dezember 1987 waren im Kanton Zürich lediglich 100 Hektaren (8 Prozent) der nationalen Moore geschützt.
Die heute noch vorhandenen Moore sind Restflächen und umfassen etwa 10 Prozent der ursprünglichen Moorflächen im Kanton Zürich. Sie beherbergen hoch spezialisierte Pflanzen und Tiere wie beispielsweise den Kleinen Moorbläuling, der sich nur vermehren kann, wenn auch Enziane und bestimmte Ameisen am gleichen Ort vorkommen. Auch bodenbrütende Vögel wie das Braunkehlchen - ein wahrer Flugkünstler - sind auf Moorlandschaften angewiesen. Moore verfügen über eine sehr grosse Artenvielfalt im Vergleich zur intensiv genutzten Landschaft; sie sind eigentliche Biodiversitäts-Hotspots. Daher hat die umfassende Erhaltung der noch vorhandenen Flächen höchste Priorität.
Pufferzonen haben sich bewährt
Moore zeichnen sich durch eine besondere Nährstoffarmut aus. Sie reagieren empfindlich auf Nährstoffe, die aus dem umliegenden Kulturland eingeschwemmt werden. Als Gegenmassnahme haben sich Pufferzonenstreifen bewährt. Das sind Wiesenstreifen, die zwar gemäht, aber nicht oder nur eingeschränkt gedüngt werden. Der Bund hat für deren Ausscheidung Kriterien erarbeitet, die auch im Kanton Zürich zur Anwendung kommen.
Unter günstigen Rahmenbedingungen lassen sich beeinträchtigte Moore wieder aufwerten. Dazu setzt die Fachstelle Naturschutz ein spezielles Programm zur Regeneration von Hochmooren um. 19 Hektaren Hochmoor konnten bereits soweit wiederhergestellt werden, dass die dafür typischen Torfmoose wieder wachsen. Wo sich die Gelegenheit bot, wurden auch einige Flachmoore erfolgreich regeneriert.
Schutzverordnungen im Mitwirkungsverfahren
«Noch bleibt bezüglich Moorschutz im Kanton Zürich einiges zu tun. Die noch ausstehenden Schutzverordnungen müssen erarbeitet und umgesetzt und die Qualität der Moorflächen muss weiter optimiert werden», betonte Urs Kuhn. Um verschiedene bereits geschützte Moore müssen die Pufferzonen ergänzt, zu kleine und zerstückelte Moorflächen mit Ergänzungsflächen arrondiert, in die wertvollen Lebensräume eindringende Problempflanzen (Neophyten) zurückgedrängt werden. Weitere künftige Herausforderungen sind die Verringerung der flächendeckenden Düngung der Moore aus der Luft.
«Naturschutz – und Moorschutz im speziellen - ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam mit zahlreichen Partnern umgesetzt werden kann». Dies erläuterte Jacqueline Stalder, Projektleiterin, am Beispiel der Erarbeitung der Schutzverordnung für die Moorlandschaft Hirzel. In einem mehrjährigen Prozess in einer Gruppe aus Vertretern der Landwirtschaft, des Naturschutzes, der Gemeinden und Ämter wurde hart verhandelt und intensiv um Lösungen gerungen. Die Tatsache, dass gegen die Schutzverordnung schliesslich keine Rekurse eingingen, zeigt, dass die gefundenen Lösungen zum Schutz dieser einzigartigen Natur und Landschaft für alle direkt Betroffenen akzeptierbar und tragbar waren.
Investitionen mit hohem Gegenwert
Moore sind traditionelle Kulturlandelemente und müssen regelmässig gepflegt werden. Diese Arbeit erfolgt in der Regel durch lokal ansässige Landwirte. Diese erbringen damit eine Leistung, die mit dem Verkauf der landwirtschaftlichen Produkte nicht abgegolten wird. Hans Staub, Präsident des Zürcher Bauernverbandes, wies deshalb darauf hin, dass es notwendig und gerechtfertigt ist, dass die Bauern für diese Leistungen angemessene Beiträge erhalten. Die Kosten für die regelmässige Pflege aller Moore und die Abgeltung der Ertragsausfälle in den Pufferzonen belaufen sich im ganzen Kanton auf rund sechs Millionen Franken pro Jahr. Als Gegenleistung erhält die Bevölkerung für diese Investition intakte naturnahe Landschaften, die für die Naherholung und die Lebensqualität eine zentrale Bedeutung haben.
Bilder von Moorlandschaften sowie Tieren und Pflanzen der Moore:
(Medienmitteilung der Baudirektion)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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