Funktionstüchtiger römischer Brunnen in Oberwinterthur entdeckt

Bei einer Rettungsgrabung im Vorfeld eines Bauvorhabens am Kastellweg in Oberwinterthur ist ein römischer Brunnen zum Vorschein gekommen. Er war mit Schutt und Erde aufgefüllt. Nachdem die Archäologen der Baudirektion den Schacht geleert hatten, füllte er sich – selbst bei der aktuellen Trockenheit – wieder mit Wasser!

Der Schacht des Brunnens besitzt aussen einen Durchmesser von 1,4 Meter; die lichte Weite misst etwa 80 Zentimeter. Das Mauerwerk wurde ohne Mörtel aus Bollensteinen gefügt. Auf der Sohle des Brunnens liegt ein quadratischer Holzkasten, auf dem die Steinkonstruktion aufgebaut ist. Der Kasten besteht aus Eichenbohlen, die einfach verblattet sind. Seine Höhe beträgt 23 Zentimeter, seine lichte Weite 62 Zentimeter. Um die notwendige Stabilität zu gewährleisten, wurden Steine hinterfüllt. Die Tiefe des Brunnens erreicht maximal 1,7 Meter. Noch heute wird der Brunnen durch Hangwasser gespeist, das durch die Sohle, aber auch seitwärts eindringt. Bei der Ausgrabung war der Brunnen mit schlammigem Material verfüllt. Daraus wurden zahlreiche Tierknochen, hauptsächlich von Rindern und Leistenziegel geborgen, aber auch zerbrochene Gefässe wie zwei Schüsseln, die im dritten Jahrhundert nach Christus getöpfert worden waren. Nach Aufgabe des Brunnens wurde der Schacht als Abfallgrube benutzt. Die Ziegel könnten von einem Dach über dem Sodbrunnen stammen, das vielleicht aber auch mit Schindeln gedeckt war.

Bei der Frage, wann genau der Brunnen angelegt wurde, wird die Untersuchung der Eichenbohlen weiterhelfen. Mittels der Jahrringdatierung (Dendrochronologie) kann im Idealfall das Fälldatum des Baums auf das Jahr genau ermittelt werden.

In römischer Zeit dürfte sich der Brunnen im Hinterhof eines Hauses an der Römerstrasse befunden haben. Ob er im aktuellen Bauvorhaben integriert und so zu neuen Ehren gelangen kann, ist derzeit Gegenstand von Abklärungen.

(Medienmitteilung der Baudirektion)

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