Römischer Gutshof von Wetzikon-KemptenRuinen eines gut erhaltenen Steingebäudes ausgegraben
Medienmitteilung 10.10.2005
Bei aktuellen Ausgrabungen der Kantonsarchäologie der Baudirektion Kanton Zürich an der Kindergartenstrasse in Wetzikon-Kempten sind die Ruinen eines gut erhaltenen Steingebäudes zum Vorschein gekommen. Es gehörte zum römischen Gutshof, von dem zwischen 1996 und 1999 die Reste des reich mit Malereien ausgeschmückten Hauptgebäudes ausgegraben werden konnten. Das nun gefundene Gebäude wurde im 3. Jahrhundert bei einem Brand zerstört. Vom Einsturz der Ruine nach dem Brand zeugen die spektakulären Reste von umgekippten Wänden.
Römische Funde und Befunde in Kempten sind bereits seit längerer Zeit bekannt. Doch erst seit den Grabungen der Kantonsarchäologie von 1996 bis 1999 weiss man, dass sie Teile eines Gutshofs waren, einer typischen ländlichen Siedlung jener Zeit. Ende der 90er-Jahre kamen bei Ausgrabungen zwischen Kindergarten- und Hinwilerstrasse die Überreste eines reich mit Malereien dekorierten, mehrräumigen Gebäudes zum Vorschein. Es dürfte sich um die «villa», den Wohnsitz des Gutsbesitzers, gehandelt haben.
Als die Kantonsarchäologie im Frühjahr 2005 von einem grossen Bauvorhaben östlich der Kindergartenstrasse Kenntnis erhielt, wurden in Absprache mit der Bauherrschaft auf dem Areal Sondierungen mit einem Bagger durchgeführt. Dabei stiess man in einem Sondierschnitt auf eine massive Mauer und Reste eines Mörtelbodens, sodass die Kantonsarchäologie sofort eine Rettungsgrabung in die Wege leitete.
Als Lagergebäude genutzt
Die Mitarbeitenden der Kantonsarchäologie fanden im Laufe der Grabung heraus, dass die angeschnittene Mauer zu einem 11 x 8,5 Meter grossen Steingebäude gehörte. Es wurde vermutlich um die Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. errichtet und hat wahrscheinlich einen Vorgängerbau aus Holz ersetzt, der in der Nähe stand.
Das Gebäude besass einen drei Meter breiten Vorraum, von welchem man durch eine wohl zweiflüglige Türe in den sechs mal sieben Meter grossen Hauptraum gelangte. Mehrere kreuzförmig aneinander geheftete, eiserne Beschlagbänder stammen vielleicht von den Holztüren. In beiden Räumen waren die Wände mit einem weissen Kalkmörtel verputzt und im Hauptraum befand sich ein Mörtelboden.
Die bevorzugte Lage nur rund 50 Meter östlich der Villa des Gutshofs zeigt, zusammen mit der aufwendigen Ausstattung mit Mörtelböden und verputzten Wänden, dass das Gebäude eine wichtige Funktion im Gutshof innehatte. Es war aber möglicherweise nicht bewohnt, denn klare Hinweise darauf, wie zum Beispiel Herdstellen, fehlen. So muss man vermuten, dass es vielleicht als Lagergebäude gedient hatte.
Brand und Einsturz im 3. Jahrhundert
Das Gebäude wurde in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts durch einen Brand zerstört. Nach dem Brand scheint man es nicht mehr instand gestellt zu haben. Allerdings gibt es Hinweise, dass man die Ruine möglicherweise nach noch verwertbarem Material durchsuchte. Nicht lange nach dem Brand muss die Gebäuderuine eingestürzt sein. Von diesem Einsturz zeugen die spektakulären Reste der nach aussen umgekippten, mit Tuffsteinen verschalten Wände. Dieser seltene Befund vermittelt einen Eindruck vom Aussehen des Hauses, von seiner dritten Dimension, die sonst nur erahnt werden kann.
Die Grabungen wurden Ende September abgeschlossen. Die Grabungsstelle kann aber immer noch besichtigt werden. Der Boden in Kempten scheint noch nicht alle seine Geheimnisse preisgegeben zu haben. In einem benachbarten Grundstück, das ebenfalls überbaut werden soll, hat man bei Sondierungen ein weiteres Gebäude des weitläufigen Gutshofs angeschnitten. Vielleicht handelt es sich dabei um das schon lange gesuchte Badegebäude, das in keiner solchen Anlage fehlen durfte.
(Medienmitteilung der Baudirektion)
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