Die Thur - ein einzigartiges Grossprojekt
Medienmitteilung 20.08.2004
1987 wurde mit der Realisierung von Unterhalts- und Erneuerungsmassnahmen an der zürcherischen Thur zwischen der Grenze zum Kanton Thurgau und Eggrank begonnen, jetzt konnte die fünfte Etappe abgeschlossen werden. Die Baudirektion Kanton Zürich mit dem Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) sowie die Gemeinden Andelfingen und Kleinandelfingen laden gemeinsam Behörden und Bevölkerung am 20. und 21. August zu einem Abschlussanlass nach Andelfingen ein.
Am 10. August 1987 fand der erste Spatenstich zum etappenweisen Erneuerungsunterhalt an der Thur zur Herstellung der Hochwassersicherheit statt. Nun sind die Arbeiten der fünften und bisher längsten Bauetappe beendet. Die Hochwassersicherheit ist damit für die Flussstrecke zwischen dem Eggrank unterhalb Alten bis zur Kantonsgrenze gewährleistet.
Vom kanalisierten Fluss zur abwechslungsreichen Flusslandschaft
Hauptzielsetzung der gesamten Korrektion ist der Hochwasserschutz an der Thur. Die ursprüngliche Abflusskapazität wurde wieder hergestellt, indem unter anderem das zugewachsene Mittelgerinne verbreitert wurde, lokal die Sohle abgesenkt wurde und Dämme erhöht sowie verstärkt wurden. Gleichzeitig haben die Wasserbauer die kanalisierte Thur zu einer abwechslungsreichen und attraktiven Flusslandschaft mit Steil- und Flachufern, Kiesbänken sowie Stromschnellen umgestaltet. Dadurch ist der Fluss für Mensch und Tier wieder zugänglich. Das Aufwerten der belasteten und Stärken der naturnahen Räume sind wichtige strategische Zielsetzungen der Baudirektion für den Kanton Zürich.
Im Rahmen der fünften Etappe des Erneuerungsunterhaltes der Thur zwischen Eggrank unterhalb Alten und Andelfingen wurde grosses Gewicht auf die Neugestaltung der Ufer gelegt. Die alten und zum Teil verfallenen Stein- und Betonufer wurden entfernt, soweit sie nicht schon durch das Hochwasser im Jahre 1999 weggespült worden waren. An ihrer Stelle übernehmen Stein- und Baumbuhnen oder mit Seilen am Ufer fixierte Bäume die notwendigen Sicherungsfunktionen. Unter Buhnen versteht man Ufersicherungen aus Blocksteinen oder Baumstämmen, die jedoch quer zum Fluss eingebaut werden und dadurch die Fliessgeschwindigkeit stark reduzieren. Im Siedlungsgebiet musste der unterste Teil der Böschung, wegen der engen Platzverhältnisse, mit Steinblöcken durchgehend gesichert werden.
Geschichtlicher Abriss
Als schwerste Heimsuchung gilt die Überschwemmung vom 29./30. Juli 1789. Das Wasser erreichte das Balkenwerk der Thurbrücke bei Andelfingen, für die man das schlimmste befürchtete. 1851 begann man mit der Projektierung der ersten Zürcher Thurkorrektion, 1874 erfolgten die ersten Bauarbeiten. Im Zuge dieser Korrektion wurde die Thur auf ihrer gesamten Länge begradigt.
Doch die Probleme waren damit nicht gelöst. Immer wieder trat der Fluss über die Ufer.
Das Hochwasser von 1978, welches grosse Gebiete entlang der Thur unter Wasser setzte, war schliesslich der Auslöser, ein neues Projekt zur Thurkorrektion auszuarbeiten. Nach einer langen Projektierungszeit und politischen Auseinandersetzungen begann man 1987 mit den ersten Bauarbeiten. In fünf Etappen ist jetzt die Thur von der Grenze zum Kanton Thurgau bis unterhalb Alten saniert worden.
Archäologische Funde
Die Gegend um Andelfingen und Kleinandelfingen ist eine Region mit zahlreichen interessanten archäologischen Fundplätzen aus den unterschiedlichsten Epochen. Bis in die Steinzeit reichen die Funde zurück. Eine ganz besondere Entdeckung konnte unter der alten Holzbrücke im Flussbett der Thur gemacht werden. Hier kamen bei den Wasserbauarbeiten Pfähle früherer Brücken zum Vorschein: Insgesamt wurden 94 Pfähle von 12 Brückenjochen aus der Zeit zwischen 1360 und 1507 untersucht. Ein weiterer Fund sind Kanonenkugeln, die im Flussgrund unter der Andelfinger Holzbrücke lagen. Sie sind Zeugen des Kriegsgefechts von 1799 zwischen den Franzosen auf der Andelfinger Seite und den Russen und Österreichern auf dem gegenüber liegenden Ufer.
Die Arbeitsgruppe «Dokumentation Erneuerungsunterhalt Thur»
Eine Arbeitsgruppe um alt Gemeindepräsident Werner Stegemann von Andelfingen, die sich spontan zusammengefunden hatte, beschloss vor einigen Monaten, den Abschluss der Bauarbeiten an der Thur mit Behörden und Bevölkerung in Andelfingen in einem würdigen Rahmen zu feiern. Die Arbeitsgruppe war darüber hinaus willens, Beiträge zu leisten, die über den Festtag hinaus Wirksamkeit entfalten. Geschaffen wurde ein beidseitiger Thurpfad auf den Abschnitten zwischen den gedeckten Thurbrücken von Andelfingen und Alten mit einem Dutzend Schautafeln zu vielfältigen Themen.
Dazu erscheint ein Faltblatt mit Standorten und Erläuterungen zu den Tafeln. Einen weiteren Beitrag zur Erinnerung leistet der Thurfilm von Beat Diethelm, der an den Festtagen Premiere feiern wird. Ebenfalls auf den Zeitpunkt der Abschlussanlässe erscheint ein neues Thurbuch «Zwischen Freiheit und Zwang» von Alfred Spaltenstein, das nicht nur die Entstehungs- und Baugeschichte der aktuellen Thurkorrektion schildert, sondern auch Rückblenden auf Heimsuchungen enthält, die das Thurtal in früheren Jahrhunderten erlebte.
Neues Thurbuch «Zwischen Freiheit und Zwang» von Alfred Spaltenstein
Preis: Fr. 42.00 inkl. MWST, zuzüglich Versandkosten
Artikel-Nr. 637850
Bestelladresse:
Kantonale Drucksachen- und Materialzentrale kdmz, Räffelstrasse 32, Postfach,
8090 Zürich,
Telefon 043 259 99 99,
Fax 043 259 99 98,
E-Mail info@kdmz.zh.ch oder
http://www.kdmz.zh.ch.
Das Thurbuch ist auch im Buchhandel erhältlich (ISBN 3-033-00174-2).
(Medienmitteilung der Baudirektion Kanton Zürich und der Arbeitsgruppe «Dokumentation Erneuerungsunterhalt Thur»)
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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