4,5 Millionen Franken für den Gasometer 1 in Schlieren

Der Regierungsrat hat zu Lasten des Denkmalpflegekredits (Fonds für gemeinnützige Zwecke) einen Kredit in der Höhe von 4,5 Millionen Franken für die Erhaltung des betrieblich nicht mehr benötigten Gasometers 1 auf dem Areal des Gaswerks Schlieren bewilligt. Nachdem zusätzlich der Vertrag zwischen Kanton und der Stiftung Pro Zürcher Haus für die Baurechtsnahme unterzeichnet wurde, steht einer Sanierung nichts mehr im Weg.

Das um die Jahrhundertwende erbaute Gaswerk ist ein wichtiger Industriezeuge sowie ein wichtiger, sozialhistorischer und architektonischer Zeuge der Stadtgeschichte Zürichs. Der Bau des Gaswerks steht in direktem Zusammenhang mit der Eingemeindung von 1893 sowie der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Zürich zur Zeit des Fin de siècle bis zum Ersten Weltkrieg. Das von Stadtbaumeister Arnold Geiser zusammen mit dem späteren Gaswerkdirektor und Ingenieur Albert Weiss geplante Werk und seine Gebäude sind exemplarische Industriebauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die qualitativ hochstehende Verschränkung von funktionalen Anforderungen (Werkbau) mit architektonischer Gestaltung (Repräsentationsbau) liess Gebäude von ausgezeichneter Qualität entstehen. Diese dokumentieren durch ihre formale Gestaltung und Ausbildung im Stile des Historismus nicht zuletzt auch die Dynamik und wirtschaftliche Potenz, die der Stadt Zürich um die Jahrhundertwende eigen waren. Das Gaswerk ist ein einzigartiger Zeuge der Stadtentwicklung. Gesamtschweizerisch existiert heute in dieser Art nur noch der noch nicht abgebrochene Teleskopbehälter Nr. 1 in Schlieren. Daher ist der 1898 errichtete Gaskessel des Werks Schlieren schon wegen seiner Seltenheit als Schutzobjekt von nationaler Bedeutung zu werten. Der Kessel ist noch in originaler Substanz erhalten, einschliesslich Messvorrichtungen, Behälterheizung und deren Armaturen. Er ist zudem, mit Ausnahme der Teleskopbehälter der Gaswerke Schöneberg und Mariendorf in Berlin, der einzige noch vorhandene Teleskopgasbehälter im deutschsprachigen Europa.

Im Weiteren dokumentiert der Gasometer in Schlieren den Stand der Stahlbautechnik seiner Bauzeit, wie man sie sonst nur noch beispielsweise bei Eisenbahnbrücken und Hallenbauten aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert vorfindet. Seine Bauweise, deren Substanz noch integral erhalten ist, zeigt auf eindrückliche Weise die damalige Ingenieurbaukunst und ist demzufolge aus technikgeschichtlicher Sicht ein hervorragendes Zeugnis ihrer technischen Lösung. Es handelt sich somit auch um einen wichtigen Zeugen der Stahlbautechnik des späten 19. Jahrhunderts.

Der Kredit in der Höhe von rund 4,5 Millionen Franken umfasst neben den Sanierungskosten auch die durch Schätzungen ermittelten Kosten für den Unterhalt in den nächsten
20 Jahren. Falls durch zusätzliche Fundierungen Altlasten entsorgt werden müssten, könnte dies ebenfalls über diesen Kredit finanziert werden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Instandstellung in den nächsten vier bis fünf Jahren durchgeführt werden kann. Die Verantwortung für die Durchführung trägt als Baurechtsnehmerin die Stiftung Pro Zürcher Haus. Sie wird von einer Steuerungsgruppe begleitet, der neben Stiftungsmitgliedern, Vertreter des Kantons, der Stadt Schlieren und des Technikgeschichtlichen Vereins Zürcher Unterland angehören.

Die Erdgas Zürich AG hat den Gasometer unentgeltlich an den Kanton abgetreten. Dem Gemeinschaftsunternehmen mit technischem Rat zur Seite steht der Technikgeschichtliche Verein Zürcher Unterland, der sich als Mitbetreiber des «Gasimuseums» auf dem Gaswerkareal bereits seit langem für die Erhaltung des wertvollen industriegeschichtlichen Ensembles einsetzt. Geplant ist, nach der Instandsetzung Führungen auf den Gasometer durchzuführen, wobei die Gruppengrösse auf Grund der Eidgenössischen Störfallverordnung beschränkt sein wird. Der Bestand an Bauten, Apparaten und Maschinen auf dem Areal wird zusammen mit dem Gaswerkmuseum den Nachvollzug der Gas- und Koksproduktion an Ort ermöglichen und wird den Standort Zürich um ein attraktives Ausflugsziel für Technikinteressierte, Schulen, Familien und Touristen bereichern.

Ein hochauflösendes Bild des Gasometers 1 ist in der Internet-Version dieser
Medienmitteilung unter www.zh.ch, Link «News» verfügbar

Weitere Informationen und Unterlagen erhalten Sie bei Dr. Christian Renfer, Kantonaler Denkmalpfleger, Hochbauamt, Baudirektion des Kantons Zürich, Telefon 01 259 29 65.

Hinweis

Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
Bei Fragen zu dieser Meldung wenden Sie sich bitte an den unten aufgeführten Kontakt.

Für diese Meldung zuständig: