Zürcher Arbeitsmarkt im November 2001: Arbeitslosigkeit im Kanton sprunghaft angestiegen
Medienmitteilung 11.12.2001
Seit Januar 1997 hat die öffentliche Arbeitsvermittlung im Kanton keinen so grossen Ansturm an Stellen Suchenden mehr erlebt wie im vergangenen November. Als Folge davon kletterte die Zahl der Stellen Suchenden um 2 700 auf 21 400 Personen. Ursache ist die Kumulation von Konjunkturschwäche, saisonalen Einflüssen und Massentlassungen bei der SAirGroup.
5200 Männer und Frauen haben sich im November bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) im Kanton und im Arbeitsmarktzentrum Swissair auf dem Flughafen zur Stellensuche gemeldet. Da gleichzeitig rund 2 500 Personen die Dienste der RAV nicht weiter beanspruchten, stieg die Zahl der Stellen Suchenden im Vergleich zum Oktober um knapp 15%. Die Arbeitslosenquote schnellte um 0,4 Punkte auf 2,4% empor. Sie liegt nun deutlich über dem schweizerischen Mittel von 2,1%. Es ist erst fünf Monate her, da hatte die Arbeitslosigkeit im Kanton mit einer Quote von 1,6% den tiefsten Stand seit Februar 1992 erreicht.
Einflussfaktor Swissair
Ende November waren bei der öffentlichen Arbeitsvermittlung 1 500 Gekündigte der Swissair-Gruppe gemeldet; davon sind 1 100 im Kanton Zürich wohnhaft. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten Firmen der SAirGroup in der Schweiz 3’000 Festangestellten und 800 Aushilfen bereits gekündigt. Knapp die Hälfte davon hat bisher die Dienste des AMZ und der RAV in Anspruch genommen. Andere nutzen das persönliche Beziehungsnetz oder private bzw. betriebsinterne Vermittlungsstellen, um eine neue Arbeit zu finden. Vom Kabinen- und Cockpitpersonal haben zudem einige jüngere Gekündigte die von Universitäten gebotene Chance gepackt, um sich nach Ablauf der Anmeldefrist für ein Studium einzuschreiben. An der Universität Zürich sind es 19, in Bern rund ein Dutzend.
Dem Arbeitsmarktzentrum auf dem Flughafen sind seit der Eröffnung am 10. Oktober über 2 000 offene Stelle gemeldet worden. Davon waren Ende November 350 bereits besetzt. Fast 200 Stellenangebote haben Firmen wegen unsicheren Geschäftsaussichten wieder zurückgezogen. Jedes dritte Angebot betrifft Tätigkeiten im kaufmännischen Bereich, Büro und Handel. Eine Viertel sind technische Berufe.
Einflussfaktor Konjunktur
Mit dem Swissair-Effekt allein ist die starke Zunahme der Arbeitslosigkeit im Kanton nicht zu erklären. Die schwache Konjunktur trägt das ihre dazu bei. Die im Vergleich zum Vormonat deutlich höheren Zahlen an Erwerbslosen der Berufssparten Metall- und Maschinenbau (+ 29%) sowie aus anderen Produktionsberufen (+ 24%) deuten darauf hin. Ein anderes Indiz ist, dass die quartalsweise nach ihrer Beschäftigungslage befragten zürcherischen Unternehmen Ende September einen Viertel weniger offene Stellen auswiesen als im Vorjahresquartal. Aber nicht nur im industriell-gewerblichen Sektor haben Arbeitgeber das Stellenangebot verringert, sondern zum Beispiel auch Banken, Versicherungen, Informatik- oder Telekomfirmen.
Prognoseinstitute erwarten für die Schweiz im nächsten Jahr ein schwaches Wirtschaftswachstum, aber keine Rezession. Dennoch ist in der Arbeitgeberschaft die Unsicherheit über den weiteren Konjunktur- und Geschäftsverlauf weit verbreitet. So stellen die RAV fest, dass manche Firmen mit der Besetzung offener Stellen zuwarten oder auf befristete Arbeitsverträge ausweichen. Überdies greifen seit Oktober wieder mehr Betriebe zum Mittel der Kurzarbeit, um einen Auftrags- oder Umsatzrückgang aufzufangen. Die Krise im Luftverkehr hat ferner viele Reiseunternehmen dazu veranlasst, Gesuche um Kurzarbeitsentschädigung zu stellen.
Einflussfaktor Winter
Im Vergleich zur Swissair-Krise und zur Konjunkturschwäche hatten die üblichen saisonalen Beschäftigungsschwankungen im November einen geringeren Effekt auf die Arbeitslosigkeit. Allerdings ist die um 50% gestiegen Zahl der Arbeitslosen im Baugewerbe weitgehend darauf zurückzuführen.
Die drei Triebkräfte der Arbeitslosigkeit haben nicht in allen Bezirken des Kantons gleichermassen gewirkt. Unter den Massenentlassungen der SAirGroup litten bisher vorab die flughafennahen Bezirke Bülach, Dielsdorf und Uster. Zusätzliche Stellen Suchende in grösserer Zahl bescherte die Swissair-Krise auch der Stadt Zürich (239) und den Bezirken Winterthur (106) und Meilen (76). Der »Flughafen-Bezirk” Bülach, der auch Entlassungen von anderen grösseren Arbeitgebern wie Vetropack zu verkraften hat, weist inzwischen mit 3% die höchste Arbeitslosenquote auf. Vor Jahresfrist lag sie mit 1,4% noch deutlich unter dem Kantonsmittel.
Hinweis
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