Eine Lunge ist keine Selbstverständlichkeit - Die 100. Lungentransplantation am UniversitätsSpital Zürich
Medienmitteilung 03.11.2000
Am Lungen-/Thoraxzentrum des UniversitätsSpitals Zürich ist die 100. Lunge transplantiert worden. Nach wie vor stellen die Abstossungsreaktionen des Körpers eine medizinische Herausforderung dar. Neue Medikamente und verbesserte immunsuppressive Behandlungen lassen jedoch die Erfolgschancen einer derartigen Operation steigen.
”Ich hatte mir fest vorgenommen, nach der Transplantation weniger oft mit meinen Kindern zu schimpfen und Meinungsverschiedenheiten mit meinem Mann auf friedliche Weise auszutragen. Wie es mit Vorsätzen so ist, ich habe sie leider nicht eingehalten. Sie sehen, auch diesbezüglich ist bei mir wieder der normale Alltag eingekehrt. Aber ich kann das Leben wieder in vollen Zügen geniessen". Annemarie Betschart (Name geändert) ist eine der vielen Personen, die seit 1992, dem Beginn des Lungen-Transplantationsprogrammes am UniversitätsSpital Zürich (USZ), eine neue Lunge bekommen haben.
Deutlich bessere Lebensqualität
PD Dr. Rudolf Speich, Leitender Arzt am Lungen-/Thorax-Zentrum, und sein Team haben die hundertste Transplantation zum Anlass genommen, um an einem Symposium über ihre Aktivitäten zu informieren: ”Das Zürcher Lungentransplantationsprogramm ist geprägt durch chirurgische, anästhesiologische und intensivmedizinische Kompetenz. Die Auswahl der Patientinnen und Patienten sowie das komplexe Management nach der Transplantation wird von Anfang an sorgfältig geplant. So können wir im internationalen Vergleich überduchschnittliche Resultate erzielen.”
Die 3-Jahres-Überlebensrate nach Lungentransplantationen beträgt heute 80%. Im Schnitt funktioniert die Lunge vor der Operation zu 20%, danach zu 80 bis 90%. Diese Werte gehen einher mit einer deutlich besseren Lebensqualität. Eine Umfrage hat zusätzlich gezeigt, dass sich bei 90% der Patientinnen und Patienten ihre Erwartungen ”überwiegend” oder sogar ”vollständig”erfüllt haben.
Chronische Abstossungsreaktion
Das heute grösste Problem nach einer Lungentransplantion stellt die chronische Abstossungsreaktion dar. Glücklicherweise konnte die Häufigkeit dieser schwerwiegenden Komplikation in den letzten Jahren am Unispital Zürich vermindert werden. Eine wissenschaftliche Analyse hat ergeben, dass neben der erwähnten medizinischen Kompetenz des USZ und der sorgfältigen Patientenauswahl neue Medikamente zur antiinfektiösen Prophylaxe sowie die verbesserte immunsuppressive Behandlung zu diesem Ergebnis beigetragen haben.
Zu lange Wartezeiten
Auf die Herkunft ”ihrer” Lunge angesprochen, sagt Annemarie Betschart: ”Ich habe bis jetzt nie vom Spender oder von der Spenderin gesprochen. Das heisst nicht, dass ich diese Person vergessen habe oder die Organspende als Selbstverständlichkeit hinnehme. Das Gegenteil ist der Fall.”
Tatsache ist, dass 21% der Patientinnen und Patienten während der Wartezeit auf eine Lungentransplantation sterben. Rudolf Speich: ”Dieser Zustand darf nicht weiter anhalten, und wir alle sollten immer daran denken, was eine Organspende im Leben von Menschen mit ansonsten hoffnungslosen Erkrankungen bedeuten kann.”
Hinweis
Diese Meldung ist vor 2018 erschienen. Gegenüber der ursprünglichen Fassung sind alle Bilder, Links und Downloads entfernt worden. Dies beim Wechsel zum neuen kantonalen Webauftritt 2020.
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