Veloparkierung

Ein hoher Veloverkehrsanteil steigert die Lebensqualität urbaner Lebensräume. Schon deshalb ist der Verzicht auf Veloabstellplätze keine Lösung.

Bedarfsgerechte Veloparkierung

Finden sich Velos an Laternen- oder Schilderpfosten, Sitzbänken oder Geländer gekettet, ist dies ein Anzeichen für mangelhafte Parkplatzbewirtschaftung und birgt im städtischen Raum auch Probleme für Zufussgehende oder Rettungsdienste. Die Fachstelle Veloverkehr (ehemals Koordinationsstelle) erarbeitete acht Merkblätter für eine zukunftsgerichtete Velostellplatz-Planung. Daraus fassen wir hier die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Grundlagen

Zeitgemässe Velo-Abstellplätze bieten Schutz vor Diebstahl, verhindern das Umfallen und ermöglichen ein platzsparendes, geordnetes Abstellen der Velos. Folgende Merkmale verbessern die Veloparkierung:

  • verkehrssichere Zufahrten, nicht nur wichtig für Schulkinder, auch für Erwachsene
  • fahrend erreichbar (keine Stufen oder Trottoirkanten)
  • gut einsehbar (hält Velodiebe fern)
  • von Vorteil möglichst Eingangsnah
  • Velorahmen anschliessbar an Parkiersystem (Diebstahlschutz)
  • Überdachung und Beleuchtung für Ganzjahres- und Langzeitstellplätze
  • Schliessfächer sind eine willkommene Geste für das Deponieren von Velohelmen etc.
  • Steckdosen in der Nähe einiger Stellplätze oder in den Schliessfächern erlauben das Anschliessen von e-Bikes oder Akkus
  • Vorderradhalter und Schieberinnen sind breiter zu wählen, als in der Vergangenheit. Reifenbreiten von 4 bis 6 cm sind häufig anzutreffen
  • Rechnen Sie mit Lenkerbreiten von 60 bis 70 cm
  • Von der gebräuchlichen Lenkerhalterung als Parkiersystem ist abzusehen! Es wird kaum genutzt, da Brems-, Licht- und Schaltkabel leicht beschädigt oder gar von der Halterung abgerissen werden
  • Rechnen Sie mit freien, grösseren Stellplätzen für Lastenvelos oder Velos mit Anhänger namentlich vor Verkaufsstellen, Poststellen, Freizeitanlagen und in und um Wohnbauten
  • Mit Beschriftung und Beschilderung und mit gelegentlichen Kontrollen kann vermieden werden, dass Motorräder und Roller die Veloparkplätze belegen oder falsch parkierte Motorfahrzeuge deren Zufahrt versperren

Wohnbauten

Sichere, überdachte, leicht zugängliche und ausreichend Veloabstellplätze fördern die Velonutzung in Wohngebieten und erlauben, dass Velos nicht wild abgestellt werden. Dies erhöht die Akzeptanz des emissionsfreien Veloverkehrs, was sich wiederum positiv auf die Lebensqualität der Wohngegend auswirkt.

Berechnungsgrundlage Standardbedarf

Die erforderliche Anzahl Veloparkplätze wird mit Richtwerten ermittelt. Gemäss VSS Norm 640065-2011 ist pro Zimmer ein Veloparkplatz zu erstellen. In dieser Zahl sind die Veloparkplätze für Besucherinnen und Besucher bereits enthalten. Da bei Wohnbauten der Velobesitz und nicht die Velobenutzung massgebend ist, darf gemäss der VSS Norm der Standardbedarf nicht reduziert werden.

  • 1 Veloparkplatz je Zimmer
  • ½ Zimmer werden aufsummiert
  • 70% Langzeitparkplätze (abschliessbarer Raum, gedeckt)
  • 30% Kurzzeitparkplätze, offen, nähe Eingang
  • davon sind jeweils mindestens 10 bis 20% Stellfläche für Spezialvelos (Lastenvelos) empfohlen

Rechenbeispiel

5 x 3½ Zimmer = 17½ Zimmer ergibt
18 Velostellplätze Standardbedarf
Davon sind 12 Langzeit- und 6 Kurzzeitparkplätze
mindestens 2 Stellplätze für Lastenvelos

Wachsender Platzbedarf

Die zusätzlichen Stellflächen für Lastenvelos werden gerne belegt durch Veloanhänger, Kinderwagen, Kindervelos oder Tretautos, je nach Familienanteil. Die Beliebtheit von Lastenvelos als Autoersatz nimmt dank Elektrounterstützung stark zu. So wächst der Stellbedarf für Lastenvelos beachtlich an.

Möglichst hindernisfrei

Der Zugang zu Veloabstellplätzen ist möglichst hindernisfrei und nicht durch Stufen, Treppen, schnell schliessende Türen, Engstellen oder steile Rampen eingeschränkt.

Veloparkierung für Wohnbauten

Veloparkierung für Wohnbauten
Veloparkierung für Wohnbauten

Fokus: Einkauf mit dem Velo

Detailhandel und Gemeinden profitieren

Wird vermehrt das Velo zur Erledigung der täglichen Dinge genutzt, bringt das Vorteile für den Detailhandel in den Gemeinden. Der beengte Lebensraum in Kernzonen nimmt durch den fahrenden und ruhenden Autoverkehr stets zu. Wird der Flächendruck zu gross, weicht die motorisierte Kundschaft auf die Einkaufszentren ausserhalb der Ortskerne aus.

Gelingt es, die Bevölkerung für die tägliche Velo- oder Elektrovelonutzung zu bewegen, fördert dies die Belebung von Gemeinden und Kernzonen. Denn, weniger Autos bedeuten mehr Bewegungsfreiheit und Sicherheit für Fuss- und Veloverkehr, weniger Lärm und somit eine höhere Aufenthaltsqualität. Dies wiederum trägt zu einem attraktiven, anregenden Einkaufsumfeld bei.

Einzelhändler müssen dabei nicht um den Verlust von Nachfragepotenzialen bangen. Velofahrende, wie auch Zufussgehende stellen eine kaufkräftige und dem lokalen Handel überaus treue Kundschaft dar.

Damit eine Verlagerung des Einkaufverkehrs stattfindet, muss jedoch so einiges am Ist-Zustand gerändert werden. Das erfordert koordiniertes Vorgehen von Gemeinden und lokalem Einzelhandel.

Selbst für Grosseinkäufe kommt das Velo wieder in den Fokus. Quelle: Viktoria Herzog

Velofahrende sind eine treue Kundschaft

Häufig wird behauptet, dass velofahrende Kundschaft weniger einkauft als jene, die mit dem Auto ihre Kommissionen tätigt. Diese verbreitete Meinung wurde in mehreren Studien untersucht und der Zusammenhang widerlegt. Es konnte gezeigt werden, dass Velofahrende kaufkräftige und vor allem auch treue Kunden sind. 

Velofahrende erledigen ihre Einkäufe lokal. Weil sie tendenziell kleinere Mengen kaufen, kommen sie umso häufiger in die Läden. Sie sind deshalb loyale Kunden, die wohnortnah oder auf dem Arbeitsweg ihre Besorgungen erledigen. Die häufigen Ladenbesuche stärken nicht nur die Kundenbindung, vielmehr bleibt auch die Wertschöpfung vor Ort und wird nicht in die peripheren Einkaufszentren getragen.

Velofahrende kaufen qualitätsbewusst

Velofahrende sind längst keine weniger wohlhabenden Kunden, die sich kein Auto leisten könnten. Nach Ergebnissen einer in Kiel durchgeführten Kundenbefragung besitzen zwei Drittel, der mit dem Velo einkaufenden Kundschaft, auch ein Auto. Sie entscheiden sich bewusst für die Mobilität auf zwei Rädern. Velofahrende tätigen prozentual häufiger Einkäufe mit einem Warenwert über 100 Franken und kaufen mehr hochwertige Produkte als andere Kundengruppen.

Zu klärende Fragen mit dem Detailhandel

  • Gibt es eine Willkommenskultur gegenüber Velofahrenden?
  • Sind direkte und sichere Zufahrtsmöglichkeiten für den Veloverkehr vorhanden?
  • Hat es ausreichend, idealerweise gedeckte Veloparkplätze in Eingangsnähe?
  • Sind offene Parkflächen für Velos mit Anhänger oder Lastenvelos vorhanden?

Bauten für Gewerbe und Einkauf

Gewerblich genutzte Gebäude unterbringen diverse Nutzergruppen mit unterschiedlicher Parkierdauer. Deshalb unterscheiden sich die Veloabstellanlagen für beispielsweise Mitarbeitende oder Kundschaft in deren Anforderungen.

Kurzzeitparkieren für Kundschaft

  • nahe beim Haupteingang (max. 30 m)
  • die Veloparkierung sollte am Weg zum Zielort liegen
  • Überdachung ist erwünscht
  • Platz für Anhänger und Spezialvelos

Langzeitparkieren für Mitarbeitende

  • Nahe am Mitarbeitereingang (max. 100m bei grossen Arealen)
  • überdacht
  • eventuell beleuchtet und abschliessbar bei Nutzung nachts
  • Ablage oder Schliessfächer für Helm, Pumpe, Regenschutz usw.
  • Stromanschluss für Elektrovelos

Lage

Mit kleineren, dezentral angeordneten Parkierungsanlagen können die Gehdistanzen zu den Zielorten verkürzt werden. Deshalb sind sie grossen, zentral angeordneten Anlagen vorzuziehen. Gemäss VSS Norm sind ungefähr 30% der Veloparkplätze für Mitarbeitende als Kurzzeitparkplätze nahe der Eingänge zu platzieren. Die an den Haupteingängen gelegenen Veloparkplätze für die Kundschaft sollten jedoch nicht durch Mitarbeitende belegt werden.

Bedarf

Für Bauten mit unterschiedlichen Nutzungen ist der Bedarf für jede Nutzungsart separat zu ermitteln und zu summieren. Ist die Nutzung wie auch die Anzahl Arbeitsplätze bekannt, ist der Bedarf über die Nutzungsintensität zu bestimmen. Sind diese Zahlen nicht bekannt, kann der Bedarf mithilfe der Geschossfläche (GF) festgelegt werden. Wenn sowohl die Nutzungsintensität als auch die Geschossfläche bekannt sind, ist der höhere Wert zu berücksichtigen. Details zur Bedarfsberechnung entnehmen Sie bitte dem zugehörigen Merkblatt.

Der Bedarf von Veloparkplätzen soll in folgenden Fällen erhöht werden:

  • bei sehr günstiger, flacher Topographie
  • falls die Veloinfrastruktur sehr gut ausgebaut ist
  • falls die Velonutzung am betreffenden Standort überdurchschnittlich hoch ist

Veloparkierung für Dienstleistung, Gewerbe und Verkauf

Veloparkierung für Dienstleistung, Gewerbe und Verkauf
Veloparkierung für Dienstleistung, Gewerbe und Verkauf

Kommunale Bauvorschriften

Den Städten und Gemeinden empfiehlt die FaVe, die Mindestanforderungen für Veloparkierungsanlagen mit unterschiedlichen Nutzungsszenarien festzulegen. Geregelt werden sollten dabei die grundsätzliche Sicherstellung, Anzahl, Anordnung und Gestaltung der Abstellplätze. Deshalb der folgende Vorschlag für die Bauvorschriften mit Angaben zu Richtwerten nach Nutzungsintensität und Geschossfläche.

Erhebung Veloparkierungsanlagen

Im Rahmen der Agglomerationsprogramme erhob das Amt für Verkehr 2011 die «öffentlich zugänglichen Veloparkierungsanlagen» im Kanton Zürich, ausgenommen Stadt Zürich. Diese erhebt die Anlagen auf Stadtgebiet eigenständig. In den 170 Gemeinden wurden nach Vorgaben des Bundes insgesamt 3'526 Veloparkierungsanlagen mit 89'567 Veloparkplätzen erfasst.

Über alle Gemeinden zeigt sich, fast dreiviertel der Veloparkierungsanlagen verfügen über ein Parkierungssystem, bei dem der Velorahmen nicht anschliessbar ist, also keinen Schutz gegen Diebstahl bietet. Bei den Parkierungsanlagen an Bahnhöfen und ÖV-Haltestellen ist dieser Wert mit 50% deutlich kleiner. Zudem sind hier 96% der Abstellplätze überdacht.

Seit November 2012 stehen die Zähldaten und weitere Angaben zu den Veloparkierungsanlagen im kantonalen GIS-Browser der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Planungsgrundlage für alle Velo-Infrastrukturprojekte

Im GIS-Browser des Kantons wurden seit 2013 folgende Layer veröffentlicht und seither regelmässig nachgeführt: Alltagsvelonetz, Veloinfrastruktur auf dem kantonalen Velonetz, Veloparkierungsanlagen inkl. zwei Nachführungen (2015/2019), Velosignalisationen sowie Velozählstellen. Vor dem Hintergrund, dass die Erhebung Mikrozensus Mobilität nur alle fünf Jahre durchgeführt wird und diese keine Aussagen zur Velonutzung auf einzelnen Verbindungen zulässt, wurde ein Zählstellenkonzept entwickelt. Waren es 2016 drei permanente Velozählstellen, kamen im Rahmen von Strassensanierungen weitere hinzu. 2020 sind es bereits 29 permanente Velozählstellen. Mit zunehmender Erstellung permanenter Velozählstellen und der Erschliessung neuer Datenquellen, stehen für künftige Velo- und Verkehrsplanungen mehr und aussagekräftigere Daten als Grundlage zur Verfügung.

Kontakt

Amt für Mobilität - Fachstelle Veloverkehr

Adresse

Neumühlequai 10
8090 Zürich
Route (Google)

Telefon

+41 43 259 54 30

E-Mail

velo@vd.zh.ch

Verwenden Sie die Akkordeon-Bedienelemente, um die Sichtbarkeit der jeweiligen Panels (unterhalb der Bedienelemente) umzuschalten.

Judith Setz - Medienkontakt

Adresse
Neumühlequai 10
8090 Zürich
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Telefon
+41 43 259 54 21

E-Mail
judith.setz@vd.zh.ch