Berufsbildung. Berufszuteilung Hotel- und Kommunikationsfachleute mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis an die Allgemeine Berufsschule Zürich.
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Zuständigkeit des Bildungsrates
Der Bildungsrat legt gemäss § 3 lit. a des Einführungsgesetzes zum Bundesgesetz über die Berufsbildung vom 14. Januar 2008 (EG BBG) fest, für welche Berufe die Berufsfachschulen die schulische Bildung vermitteln und bestimmt das Einzugsgebiet dieser Schulen unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Lehrbetriebe.
Für die Zuteilung eines Berufes an eine Berufsfachschule hat der Bildungsrat mit Beschluss vom 27. Mai 2013 Entscheidungsgrundlagen nach folgenden Kriterien erlassen: Professionalität und Qualität, Homogenität des Angebots, Erreichbarkeit des Schulstandortes sowie Wirtschaftlichkeit. Sie sollen die Entscheidungsfindung betreffend Errichtung und Schliessung von Schulen, der Zuteilung neuer Berufe, der Verschiebung bestehender Berufe, der Eröffnung und Schliessung von Niveaus und Klassen und der Umteilung von Lernenden unterstützen.
Ausgangslage
Der Beruf Hotel- und Kommunikationsfachleute mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) wird seit seiner Einführung im Jahr 2017 im Schulhotel Regina Interlaken (Blockkurs) und am Berufsbildungszentrum Bau & Gewerbe Luzern (Wochenmodell) angeboten. Pro Lehrjahr werden in Luzern rund 25 Lernende unterrichtet. Die Hälfte der Lernenden stammt aus dem Kanton Zürich.
In der Region Zürich, einer der grössten und wichtigsten Tourismusregionen der Schweiz, herrscht akuter Fachkräftemangel im Bereich Hotellerie und Gastgewerbe. Zudem wird in den nächsten drei Jahren ein markanter Zuwachs an Hotelzimmern erwartet. Der Beruf ist bei Jugendlichen sehr beliebt. Es kann jedoch gegenwärtig die hohe Nachfrage an Lehrstellen nicht gedeckt werden. Gastrosuisse und hotelleriesuisse führen zurzeit eine Kommunikationsoffensive zur Gewinnung neuer Lehrbetriebe. Gestützt auf die Bevölkerungsprognose des statistischen Amts des Kantons Zürich, wird die Lernendenzahl an Berufsfachschulen bis in zehn Jahren um 10 000 Lernende steigen. Entsprechend gewinnt die Schaffung von Ausbildungsplätzen im Kanton Zürich an Bedeutung. Die Zürcher Hotelliers, unterstützt von den Schweizer Branchenorganisationen, beantragen einen Schulstandort in Zürich, da dies bei der Gewinnung neuer Lehrstellen bedeutsam ist.
Erwägungen
Der Fachkräftemangel in der Hotellerie und Gastronomie sowie der generelle Bedarf an mehr Ausbildungsplätzen in mittlerer Zukunft im Raum Zürich sprechen für einen Schulort im Kanton Zürich. Das Angebot Nachholbildung ist in diesem Beruf ebenfalls von Interesse. Hingegen könnte ein Schulort Zürich den Standort Luzern konkurrenzieren. Für die Subkommission Schulorte Deutschschweiz der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz ist eine Empfehlung des Schulortes Zürich auf Grund des aktuellen Mengengerüstes zu früh. Die Richtlinie für einen weiteren Schulort liegt bei 40 Lernenden pro Lehrjahr.
Im Kanton Zürich kommt als Standort grundsätzlich nur die Allgemeine Berufsschule Zürich (ABZ) in Frage. An der ABZ werden alle Gastroberufe beschult, was dem Konzept der Bildung von Kompetenzzentren entspricht.
Die ABZ bietet sich bezüglich der Kriterien gemäss den Richtlinien der Berufszuteilung als
Standort an:
- Professionalität und Qualität, Homogenität des Gesamtangebotes
Bei den bereits bestehenden vier Berufsgruppen (Hotellerie, Restauration, Systemgastronomie und Küche) sind Berührungspunkte zur Hotelkommunikation klar erkennbar. Ein Teil der Fachlehrpersonen hat sowohl in den vier Berufsgruppen wie auch im kaufmännischen Bereich eine Grundbildung abgeschlossen. Hinzu kommen Abschlüsse im Hotelfach oder an einer Handelsschule. Die Fachlehrpersonen verfügen über Erfahrung im Front- und Backoffice, der Gästebetreuung, im Marketing sowie in der Einführung neuer Berufe. Die betrieblichen Prozesse der Qualitätssicherung werden aktuell angepasst, somit kann der neue Beruf gut eingebunden werden. - Erreichbarkeit des Schulstandortes
Innerhalb des Kantons ist die ABZ mit dem öffentlichen Verkehr in einer Stunde erreichbar. Die Schule befindet sich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes. - Homogenität
Die ABZ bildet bereits heute das Kompetenzzentrum für Berufe der Gastronomie und Hotellerie. Die dreijährige Lehre Hotel- und Kommunikationsfachleute EFZ erweitert somit das bestehende Angebot und Synergien können genutzt werden. Das Berufsbild Hotel-Kommunikationsfachleute EFZ sieht fünf Handlungskompetenzen vor, welche nicht gross von jenen der traditionellen Hotellerie-Gastronomie abweichen. - Wirtschaftlichkeit
Gemäss der Prognose der Zürcher Hoteliers kann mit rund 30 Lehrverhältnissen pro Jahr im Kanton Zürich gerechnet werden. Weitere zehn können aus umliegenden Regionen hinzukommen. Dies ergibt die angestrebten zwei Klassen pro Lehrjahr, wenn auch zu Beginn mit weniger gerechnet werden muss. Mit dem neuen Angebot kann die Auslastungsziffer der Schulräume optimiert werden. Die für den handlungsorientieren Unterricht benötigten Demo-Räume sind an der ABZ bereits vorhanden. Die Kosten pro Klasse werden mit anderen gastgewerblichen Berufen vergleichbar sein, abgesehen von minimalen Mehrkosten in der Anfangsphase. Dank der Erfahrung mit der Einführung neuer Berufe wird der Gesamtaufwand überschaubar sein.
Schlussfolgerungen
Ein Schulstandort in Zürich fördert die Schaffung nötiger Ausbildungsplätze und leistet folglich einen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels im Bereich Hotellerie und Gastronomie und des in Kürze auf Grund des Bevölkerungswachstums einsetzenden Lehrstellenmangels im Kanton Zürich. Der Beruf Hotel- Kommunikationsfachleute EFZ bietet jungen Menschen eine attraktive Ausbildung mit Entwicklungspotential. Die vom Bildungsrat vorgelegten Kriterien sind erfüllt. Die ABZ ist sowohl hinsichtlich der Fachlehrpersonen als auch der Infrastruktur für diesen Beruf vorbereitet.
Der Lehrgang kann voraussichtlich ab Schuljahr 2020/2021 angeboten werden.
Antrag
Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:
- Der Beruf Hotel- und Kommunikationsfachleute mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis wird auf Beginn des Schuljahres 2020/2021 der Allgemeinen Berufsschule Zürich zugewiesen.
- Publikation dieses Beschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
- Mitteilung an Zürcher Hoteliers, hotelleriesuisse, Gastro Suisse, Hotel & Gastro Union, Allgemeine Berufsschule Zürich, Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz Subkommission Schulorte Deutschschweiz, Dienststelle Berufs- und Weiterbildung Luzern, Bildungsdirektion und das Mittelschul- und Berufsbildungsamt.