Volksschule. Neuschaffung eines Lehrmittels «Ethik» für das 1.–9. Schuljahr

Inhaltsverzeichnis

Beschluss Bildungsrat
2016/33
Sitzungsdatum
12. Dezember 2016

Ausgangslage

Ab Schuljahr 2007/2008 konnten die Gemeinden mit der Einführung des neuen Fachs Religion und Kultur auf der Sekundarstufe I beginnen (BRB 4/2006), ab Schuljahr 2008/09 auf der Primarstufe (BRB 29/2007). Spätestens ab Beginn des Schuljahrs 2011/12 mussten alle Schulgemeinden mit der Einführung des Faches «Religion und Kultur» (R+K) sowohl auf der Primarstufe wie auch auf der Sekundarstufe I starten. Per Ende Schuljahr 2016/17 wird die flächendeckende Einführung abgeschlossen sein. Das Fach R+K wird ab dann in allen Klassen der Volksschule des Kantons Zürich unterrichtet werden.

Mit der Inkraftsetzung des Lehrplans 21 (im Kanton Zürich voraussichtlich ab 2018/2019 Kindergarten/1.–5. Schuljahr, ab 2019/2020 6.–9. Schuljahr) wird das Fach R+K voraussichtlich zum Fach «Religionen, Kulturen, Ethik» (RKE) erweitert. Die bislang im Fach Religion und Kultur vermittelten Inhalte sind im Lehrplan 21 als Kompetenzen im Fachbereich Ethik, Religionen, Gemeinschaft ERG (1. und 2. Zyklus in Natur, Mensch, Gesellschaft integriert) enthalten. Der Fachbereich Ethik, Religionen, Gemeinschaft umfasst neben religionskundlichen Kompetenzen auch solche zu Ethik und Lebenskunde.

Erwägungen

Bedarf und Anforderungen

Die Verankerung der Ethik im Fach RKE soll dazu beitragen, dass ethische Fragen auf allen Schulstufen gezielt aufgegriffen und bearbeitet werden. Ethische Fragen berühren alle Schulfächer, weshalb sie im Sinne einer angewandten Ethik zu bearbeiten sind. Für das religionskundliche Fachanliegen gemäss Lehrplan 21 kann weiterhin das Lehrmittel «Blickpunkt – Religion und Kultur», das für das Fach R+K im Kanton Zürich entwickelt wurde, eingesetzt werden. Hingegen fehlt für den Bereich Ethik ein kompetenzorientiertes Lehrmittel, das «Blickpunkt» ergänzt. Im BRB 10/2016 wurde der Katalog mit den Anforderungen an das neue Lehrmittel festgelegt.

Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes

Ausgehend vom BRB 10/2016 vom 7. März 2016 beauftragte der Lehrmittelverlag Zürich Prof. Dr. Eva Ebel (Institut Unterstrass), Dr. Dominik Helbling (PH Luzern) und Johannes Rudolf Kilchsperger (PH Zürich) mit der Erarbeitung eines inhaltlich-didaktischen Konzepts zur Neuschaffung eines Lehrmittels «Ethik» für den 1.–3. Zyklus. Dieses Konzept wurde am 19. Oktober 2016 beim Lehrmittelverlag Zürich eingereicht. Vorangegangen waren zwei Austauschsitzungen zum inhaltlich-didaktischen Konzept mit Lehrpersonen aller Stufen am 5. bzw. 12. September 2016. Konkrete Vorschläge aus diesen Austauschsitzungen flossen in das Konzept ein. Diese angepasste Fassung des inhaltlich-didaktischen Konzepts wurde dem Volksschulamt Zürich im Oktober 2016 vorgelegt. Die Stellungnahme des Volksschulamtes war positiv. Am 25. Oktober 2016 wurde das Konzept der Kontaktgruppe Religionen vorgestellt. Am 22. November 2016 erfolgte eine Präsentation des Entwicklungskonzepts vor der Kantonalen Lehrmittelkommission (KLK). Die Mitglieder der KLK haben das Entwicklungskonzept «Ethik» gutgeheissen.

Entgegen dem Anforderungskatalog (BRB 10/2015) werden vorerst keine Materialien für den Kindergarten entwickelt. Die Erarbeitung einer stufengerechten Didaktik für das zukünftige Fachprofil Religionen, Kulturen, Ethik ist Ziel eines laufenden Projekts des Instituts Unterstrass und der PH Zürich. Sobald die fachdidaktischen Grundlagen aus diesem Projekt vorliegen, kann eine Handreichung für Kindergartenlehrpersonen erarbeitet werden.

Didaktischer Ansatz

Mit den Kompetenzbereichen «Menschliche Grunderfahrungen» (NMG.11.1, ERG.1.1), «Philosophieren» (NMG.11.2, ERG.1.2), «Werte und Normen» (NMG.11.3, ERG.2.1) sowie «Ethische Urteilsbildung» (NMG.11.4, ERG.2.2) ist im Lehrplan 21 ein Feld abgesteckt, das in den Schulen bereits präsent ist, jedoch bisher kaum systematisch legitimiert und kultiviert wurde.

Das Lehrmittel geht von «Schauplätzen» aus: von Ausschnitten der Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, in denen philosophische und ethische Fragen aufzufinden sind. Von «Schauplätzen» ausgehen heisst aber auch, verschiedene Perspektiven, wie sie in der Schule in verschiedenen Fächern eingeübt werden, aufzunehmen: naturwissenschaftlich, historisch, ökonomisch, kulturwissenschaftlich usw. Philosophische und ethische Fragen werden im Zusammenhang mit Themen verschiedener Fächer bearbeitet. Mit zunehmender schulischer Bildung müssen dabei fachliche Gesichtspunkte stärker beachtet und aufgenommen werden.

Für die Bearbeitung der sich in den «Schauplätzen» zeigenden philosophischen und ethischen Fragen greift das Lehrmittel auf das Modell der fünf Denkmethoden oder Lernschritte des Philosophiedidaktikers Ekkehard Martens zurück, der Philosophie als elementare Kulturtechnik umschreibt. Das Arbeiten mit diesen fünf klassischen philosophischen Werkzeugen soll sich durch alle Zyklen hindurchziehen und immer wieder stufengemäss praktiziert und geübt werden.

Das Lehrmittel leitet mit seiner Methodik und konkreten Aufgabenvorschlägen dazu an, Kompetenzen zu erwerben und zu entwickeln, die dem Lehrplan entsprechen. Das Lehrmittel ermöglicht dabei in mehrfacher Hinsicht Differenzierung:

  • durch das Angebot von verschiedenen «Schauplätzen» mit unterschiedlichen philosophischen und ethischen Fragen
  • durch ein Spektrum von Methoden
  • durch den Einsatz unterschiedlicher Materialien und Medien
  • durch die Entwicklung von «Ateliers» (eigenständiges Arbeiten / Kompetenzüberprüfung)

Lehrwerkteile

Das geplante Lehrmittel umfasst folgende Teile:

  • Schülerinnen- und Schülerbuch (je ein Band für das 1./2., 3./4., 5./6. und 7.–9. Schuljahr) als Lese- und Nachdenkbuch, das das Grundmaterial zur Bearbeitung der philosophischen Fragen und ethischen Herausforderungen bildet, wie in den «Schauplatzbildern» aufgefunden werden können.
  • Arbeitsmaterial (digitale Plattform, für Lehrpersonen, mit digitalen Postern, Werkzeugkoffer mit methodischen Anleitungen, Audiofiles, evtl. kurze Filmsequenzen, zum Teil veränderbare Arbeitsblätter mit kompetenzorientierten Aufgabensets.
  • Kommentar (analog Schülerinnen- und Schülerbuch je ein Band für das 1./2., 3./4., 5./6. und 7.–9. Schuljahr) für die Unterrichtsplanung und -gestaltung und die fachliche Fundierung. Mit Hinweisen für die Differenzierung, Vorschlägen zum Umgang mit Aktualitäten und mit Beurteilungsinstrumenten.

Projektorganisation

Bezeichnung Funktion Personen
Steuergruppe Strategische Führung
  • Prof. Dr. Alois Suter (PH Zürich)
  • Prof. Dr. Jürg Schoch (Institut Unterstrass)
  • Prof. Dr. Walter Wicki (PH Luzern)
  • Ruth Marxer (VSA)
  • Nicoletta Wagner (LMVZ)
  • Beisitz: Projektleitungsteam
Projektleitungsteam Operative Führung
  • Dr. Matthias Pfeiffer (Projektleitung Inhalt, PH Zürich)
  • Prof. Kuno Schmid (Projektleitung Inhalt, Uni Luzern)
  • Iris Wiederkehr (Projektleitung LMVZ)
Autorenteams Inhaltsentwicklung Drei Teams (je eines pro Zyklus) mit je drei bis sechs Autorinnen und Autoren
Resonanzgruppe Fachdidaktische und praktische Begleitung Zusammengesetzt aus Fachdidaktikerinnen und Fachdidaktikern und ausgewählten Lehrpersonen, die das Projekt begleiten.
Expertinnen und Experten Fachdidaktische und fachwissenschaftliche Begleitung Ca. 6 Personen aus Fachdidaktik und Bezugswissenschaften für die Überprüfung der Manuskripte aus fachdidaktischer und wissenschaftlicher Sicht
Praxisexpertinnen und Praxisexperten Begleitung aus Praxissicht Lehrpersonen aller Stufen, die einzelne Kapitel in ihren Klassen erproben

Planung

Nach dem Produktionsauftrag durch den Bildungsrat werden ab Januar 2017 Entwicklungsund Feinplanung für das geplante Lehrwerk gemacht, das Autorenteam und die Praxis- und Fachexpertinnen und -experten werden rekrutiert und die genaue Terminplanung wird abgestimmt. Eine Erprobung ausgewählter Kapitel soll im ersten Semester des Schuljahres 2018/2019 erfolgen.

Alle Materialien für das 1. – 9. Schuljahr sollen im Frühjahr 2020 erscheinen und damit für das Schuljahr 2020/2021 zur Verfügung stehen.

Einführung

Der Lehrmittelverlag Zürich plant gemäss BRB 3/2015 vom 2. Februar 2015 eine produktbezogene Lehrmitteleinführung. Vorgesehen sind Formate wie z.B. Präsentationsveranstaltungen, kurze Schulungsfilme oder Angebote für Kaderkurse.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Der Lehrmittelverlag Zürich wird beauftragt, das vorgelegte Entwicklungskonzept zur Neuschaffung eines Lehrmittels «Ethik» für das 1. bis 9. Schuljahr umzusetzen.
  • Ein Konzept für eine Handreichung zu «Religionen, Kulturen, Ethik» im Kindergarten wird zu einem späteren Zeitpunkt erarbeitet, wenn die fachdidaktischen Grundlagen vorliegen.
  • Publikation des Bildungsratsbeschlusses erfolgt in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an: alle Schulpflegen; das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich, SSD; das Departement Schule und Sport Winterthur; DSS; den Verband Zürcher Schulpräsidien, VZS; den Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Zürich, VSLZH; den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband, ZLV z. H. der Stufenorganisationen; den Vorstand der Lehrpersonenkonferenz, LKV; die Kantonale Elternmitwirkungsorganisation Zürich, KEO; den Verband Zürcher Privatschulen, VZP; den Berufsverband der Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich, SekZH; den Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste, Region Zürich, Lehrberufe, vpod Zürich Lehrberufe; den Verein Zürcher Lehrpersonen Deutsch als Zweitsprache, VZL-DaZ; die Lehrpersonenkonferenz der Berufsfachschulen, LKB; die Lehrpersonenkonferenz der Mittelschulen, LKM; der Mittelschullehrpersonenverband Zürich, MVZ; die Pädagogische Hochschule Zürich, PHZH; das Institut Unterstrass an der PHZH, unterstrass.edu; die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik; HfH; die Interkantonale Lehrmittelzentrale, ilz; die Schweizer Schulen im Ausland mit Patronat des Kantons Zürich; die Bildungsdirektion des Kantons Zürich: Lehrmittelverlag Zürich, Bildungsplanung, Volksschulamt.

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