Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung an Zürcher Mittelschulen

Beschluss Bildungsrat
2014/19
Sitzungsdatum
16. Juni 2014

Ausgangslage

Der Bildungsrat hat an seiner Sitzung vom 21. Oktober 2013 von den Ergebnissen der Befragung der Zürcher Mittelschülerinnen und Mittelschüler zwei Jahre nach Ihrer Matur (Erhebung im Rahmen des NW EDK-Projektes «Benchmarking Sekundarstufe II», Teilprojekt 3) Kenntnis genommen. Mit Bezug auf die Ergebnisse zur Studien- und Laufbahnberatung stellte der Bildungsrat die Frage, (1) welches die Gründe für das schlechtere Abschneiden der Zürcher Mittelschulen im Verhältnis zu den teilnehmenden Schulen aus anderen Kantonen sind, und (2) wo allenfalls Handlungsbedarf besteht. Er hat deshalb die Bildungsdirektion beauftragt, entsprechende Auswertungen vorzunehmen und darüber Bericht zu erstatten.

Eine vertiefte Analyse der Praxis der Berufs-, Studien und Laufbahnberatung an Zürcher Mittelschulen hat folgende Resultate ergeben (siehe Beilage 1):

  1. Die Einschätzung der ehemaligen Maturandinnen und Maturanden von Zürcher Mittelschulen und diejenige von Ehemaligen aus Mittelschulen anderer Kantone unterscheiden sich insgesamt nicht wesentlich. Die Streuung ist in allen Kantonen beträchtlich. Auch im Kanton Zürich gibt es Schulen, die ähnlich hohe Werte aufweisen wie die besten Schulen in anderen Kantonen. Das deutet auf eine unterschiedliche Praxis der Mittelschulen hin.
  2. Eine schriftliche Umfrage bei allen Zürcher Mittelschulen hat ergeben, dass sich die heutige Praxis der Schulen nicht grundlegend voneinander unterscheidet. (Die Erhebung im Rahmen des «Benchmarking»-Projektes bezog sich auf den Maturajahrgang 2010.)
  3. Die Schulen haben seit 2010 ihre Informations- und Beratungsangebote – vor allem auch diejenigen in Zusammenarbeit mit der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung des Amtes für Jugend und Berufsberatung AJB – zur Unterstützung der Schülerinnen und Schüler in Fragen der Berufs- und Studienwahl deutlich ausgebaut. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Beurteilung der Informations- und Beratungsleistungen durch Maturandinnen und Maturanden des Maturajahrgangs 2010 die heutige Situation zu einem grossen Teil nicht mehr abbildet.

Das Teilprojekt «Studien- und Laufbahnberatung» des EDK-Projektes «Gymnasiale Maturität – Langfristige Sicherung des Hochschulzugangs» unter der Leitung der Schweizerischen Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Berufs- und Studienberatung (KBSB) schlägt fünf Handlungsfelder vor, um die Studien- und Laufbahnvorbereitung an den Gymnasien zu verbessern. Dabei geht es neben der Förderung von überfachlichen Kompetenzen um die Stärkung der Kenntnisse über Anforderungen und inhaltliche Schwerpunkte der verschiedenen Studienrichtungen. Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Kenntnisse der zukünftigen Studentinnen und Studenten über die Anforderungen bestimmter Studienrichtungen sowie darüber, ob sie diese Anforderungen persönlich erfüllen, wichtige Faktoren für die Studierfähigkeit und den Studienerfolg sind.

Auch die Publikation «Fokus Studienwahl: So finde ich die richtige Auswahl» des Schweizerischen Dienstleistungszentrums Berufsbildung (SDBB) stellt neben überfachlichen Kompetenzen vor allem das «Wissen über die eigene Person» (eigene Interessen und Fähigkeiten kennen und sich selber realistisch einschätzen) sowie «Kenntnisse von Ausbildungslandschaft und Berufswelt» als wichtige Voraussetzung für eine gelingende Studienwahl in den Vordergrund.

Erwägungen

Im Rahmen der Arbeiten zum Bericht «Unterstützung bei der Studienwahl an den Zürcher Mittelschulen» der Bildungsdirektion zuhanden des Bildungsrates stimmen die beteiligten Akteure (Mittelschulen, MBA, Studien- und Laufbahnberatung des AJB) in den folgenden Erkenntnissen überein:

  1. Bedeutung des Themas
    Alle Beteiligten sind sich bewusst, dass die Unterstützung der Mittelschülerinnen und Mittelschüler in Fragen der Berufs- und Studienwahl wichtig ist. Die Schulen und die für die Information und Beratung zuständigen Institutionen auf kantonaler Ebene tragen im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags dafür die Verantwortung.
  2. Beteiligte Akteure
    Neben den einzelnen Mittelschulen sind die Studien- und Laufbahnberatung des AJB (biz Oerlikon) und die Ausbildungsinstitutionen der Tertiärstufe (Hochschulen, Fachhochschulen, Pädagogische Hochschule, Höhere Fachschulen) wichtige Akteure bei der Planung und Umsetzung zielführender Informations- und Beratungsangebote für Mittelschülerinnen und Mittelschüler.
  3. Mittelschulen als Trägerinnen der Umsetzung
    Für die stufengerechte Vermittlung wichtiger Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler sowie die Koordination der vielfältigen Informations- und Beratungsangebote tragen die einzelnen Mittelschulen die Verantwortung. Sie planen die Kompetenzvermittlung im Verlauf des gymnasialen Ausbildungsganges und gestalten das Informations- und Beratungsprogramm mit Unterstützung schulexterner Anbieterinnen und Anbieter.
  4. Kantonales Rahmenkonzept
    Ein kantonales Rahmenkonzept soll die Verantwortlichkeiten der an der Studien- und Laufbahnberatung an Zürcher Mittelschulen beteiligten Akteure festlegen. Insbesondere ist in einem solchen Konzept die Schnittstelle zwischen den kantonalen Informations- und Beratungsangeboten durch die Studien- und Laufbahnberatung des AJB und den von den einzelnen Schulen definierten Umsetzungskonzepten («Studienwahlfahrplan») zu definieren.

Kantonales Rahmenkonzept und schulspezifische Umsetzungskonzepte

Kantonales Rahmenkonzept

Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt regelt die Berufs- und Studienwahlvorbereitung an Zürcher Mittelschulen in einem kantonalen Rahmenkonzept. Dieses hat zum Ziel, die Berufsund Studienwahlvorbereitung an Zürcher Mittelschulen so zu regeln, dass sich die Mittelschülerinnen und Mittelschüler im Verlauf der gymnasialen Ausbildungszeit optimal auf die Wahl eines Hochschulstudiums, einer anderen Tertiärausbildung oder die Berufswahl vorbereiten können. Das kantonale Rahmenkonzept wird vom Bildungsrat verabschiedet. Es umfasst:

  • Gemeinsame Zielsetzungen und Eckwerte für die Informations- und Beratungsangebote sowie die Kompetenzvermittlung an den einzelnen Mittelschulen;
  • Informations- und Beratungsangebote, die Bestandteil des «Studienwahlfahrplans» der einzelnen Schulen sind (u.a. Angebote der Studien- und Laufbahnberatung des AJB im biz Oerlikon, Informations- und Assessmentangebote der Hochschulen);
  • Liste mit wichtigen überfachlichen Kompetenzen, die für eine zielführende Berufs- und Studienwahl der Maturandinnen und Maturanden notwendig sind (Kenntnisse über Anforderungen einzelner Studien- und Berufsrichtungen, Selbstkompetenzen, realistische Einschätzung eigener Stärken etc.)
  • Katalog von best practice, wie sie an Schulen bereits umgesetzt werden. Für die Erarbeitung des kantonalen Rahmenkonzeptes arbeitet das Mittelschul- und Berufsbildungsamt mit den Verantwortlichen von Bildungsinstitutionen der Tertiärstufe sowie mit Anbieterinnen und Anbietern von Studienberatungen zusammen.

Schulspezifische Umsetzungskonzepte («Studienwahlfahrplan»)

In einem weiteren Schritt sollen die einzelnen Schulen die Vermittlung wichtiger Studienwahlkompetenzen, die verschiedenen schulinternen und -externen Informations- und Beratungsangebote gemäss kantonalem Rahmenkonzept sowie eigene Angebote im Rahmen eines schuleigenen «Studienwahlfahrplans» verbindlich festlegen. Mit dem Begriff «Fahrplan» kommt zum Ausdruck, dass die Vermittlung der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern sowie die Informations- und Beratungsangebote über die Zeit des Gymnasiums (Langund Kurzgymnasium) verteilt festzulegen sind. Die Vermittlung der für die Berufs- und Studienwahl relevanten Kompetenzen verteilt über die ganze gymnasiale Ausbildungszeit hinweg stellt sicher, dass Schülerinnen und Schüler bereits im Untergymnasium auf Entscheidungen bezüglich der Wahl des Schwerpunktfaches oder einer Berufsausbildung vorbereitet werden können.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Das Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) wird beauftragt, mit den Zürcher Mittelschulen, den Verantwortlichen von Bildungsinstitutionen der Tertiärstufe sowie in Zusammenarbeit mit der Studien- und Laufbahnberatung des Amtes für Jugend und Berufsberatung (AJB), ein kantonales Rahmenkonzept für die Unterstützung der Mittelschülerinnen und Mittelschüler in Fragen der Berufs- und Studienwahl zu erstellen. Das kantonale Rahmenkonzept wird dem Bildungsrat bis im Frühling 2015 zur Genehmigung vorgelegt.
  • Publikation des Bildungsratsbeschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an: Bildungsdirektion (Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Amt für Jugend und Berufsberatung), Schulleiterkonferenz Mittelschulen, Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen

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