Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Berichterstattung bezüglich Kompatibilität der DaZ-Lehrmittel und «Sprachgewandt».
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Ausgangslage
Gestützt auf den Bildungsratsbeschluss vom 19. März 2012 (BRB 11/2012) liess das Volksschulamt überprüfen, ob die bestehenden DaZ-Lehrmittel und das kantonale Instrumentarium «Sprachgewandt» unter Berücksichtigung des Vernehmlassungsentwurfs des Lehrplans 21 ausreichend aufeinander abgestimmt sind. Die Ergebnisse aller bewerteten Lehrmittel sind im Bericht der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik Zürich (HfH) vom Dezember 2013 dargestellt.
Am 21. Oktober 2013 hat der Bildungsrat beschlossen, «Deutsch als Zweitsprache» und alle dazugehörigen Lehrmittel für obligatorisch zu erklären. Gleichzeitig hat er den Lehrmittelverlag Zürich (LMV) beauftragt, unter Berücksichtigung des oben erwähnten Schlussberichts der HfH, ein Konzept für ein neues DaZ-Lehrmittel auf der Sekundarstufe I als Ersatz für «Kontakt» vorzulegen (BRB 34/2013).
Erwägungen
Allgemeines Fazit
Über alle Merkmalsgruppen und deren Kriterien hinweg erfüllen «Hoppla» (Unterstufe) und «Pipapo» (Mittelstufe) die Anforderungen etwa gleich und können damit weitgehend als geeignet eingestuft werden. Der Handlungsbedarf bezüglich «Kontakt» (Sekundarstufe) wurde bestätigt: Dieses Lehrmittel schneidet deutlich schlechter ab.
Es hat sich gezeigt, dass die Übereinstimmung mit den Anforderungen im jeweils aktuellsten Band am grössten ist. Dementsprechend erfüllen die Bände «Hoppla» 3 und 4 (aus dem Jahre 2012) die Anforderungen in den sprachlichen Basisqualifikationen bereits weitgehend und in Bezug auf «Sprachgewandt» sind sie als geeignet zu bezeichnen.
Fazit bezüglich konkreter Umsetzungsschritte
Das Lehrmittel «Hoppla» wurde 2010 bis 2013 fortlaufend im Schulfeld eingeführt. Daher sind direkte Anpassungen in den jeweiligen Bänden mittelfristig nicht sinnvoll. Langfristig sollen unter Einbezug der Begutachtungsergebnisse der Lehrerschaft (frühestens per Schuljahr 2018/2019) sowie der Praxiserfahrungen mit «Sprachgewandt» geeignete Massnahmen geprüft werden.
«Pipapo» ist inzwischen über zehn Jahre alt und erfüllt die heutigen Standards einer angestrebten evidenzbasierten und kompetenzorientierten Schulsprache im Sinne von HarmoS und Lehrplan 21 höchstens ansatzweise. Deshalb sollte das Lehrmittel unter Berücksichtigung aktueller Bestände und aufgrund einer genauer formulierten Bedarfsanalyse langfristig grundlegend überarbeitet und mit dem zukünftigen Unterstufen-Deutschlehrmittel (BRB 36/2013) abgestimmt werden. Zudem sind die im Schlussbericht der HfH dargestellten Vorschläge zu berücksichtigen.
Beurteilung der DaZ-Lehrmittel im Überblick
Lehrmittel «Hoppla» (Unterstufe)
Systematischer Bezug zum Lehrplan 21 und zu «Sprachgewandt»
Die Aufgabenstellungen berücksichtigen zu wenig unterschiedliche Kompetenzniveaus und weisen keine systematische Verknüpfung mit dem Kompetenzaufbau des Lehrplans 21 und «Sprachgewandt» auf. Diese Verknüpfung soll längerfristig im Kommentar für die Lehrperson übersichtlicher und benutzerfreundlicher dargestellt werden.
Aufgaben mit direktem Bezug zur Schulsprache
Es fehlen erweiterte Aufgabenstellungen zur Förderung der phonologischen Bewusstheit, der korrekten Aussprache und der Rechtschreibregeln. In «Hoppla» 1 und 2 gibt es zu wenige Aufgaben zur Förderung der Vorläuferfertigkeiten Lesen und Schreiben, der Gesprächskompetenz sowie der Fähigkeit, altersgerecht über Sprache nachzudenken (Metasprache).
Didaktisch-methodische Hinweise in allen Bänden
In «Hoppla» 1 und 2 fehlen offen gestaltete Aufgaben, die verschiedene Lernformen ermöglichen und zu kreativen Lösungen anspornen. Zudem sollte mittelfristig die Ergänzung von Dokumentationsformen geprüft werden, die den Lernstand und die Lernfortschritte der Kinder in den verschiedenen Phasen des DaZ-Unterrichts zeigen. Qualitativ hochstehende Aufgaben zum Sprachlernen für verschiedene Lerntypen mit unterschiedlich entwickeltem Sprachstand benötigen alternative Zugänge und Lösungsmöglichkeiten. Insbesondere in «Hoppla» 1 fehlen Aufgaben, die ohne die Anleitung der Lehrperson Interaktionen und kommunikative Sprachhandlungen unter den Kindern ermöglichen und Aspekte der Mehrsprachigkeit zulassen.
Lehrmittel «Pipapo» (Mittelstufe)
Systematischer Bezug zum Lehrplan 21 und «Sprachgewandt»
Von wenigen Hinweisen abgesehen, gibt es weder im Kommentar noch in den Aufgabensammlungen des gesamten Lehrmittels «Pipapo» Informationen und Aufgabenstellungen mit unterschiedlichem Anspruchsniveau, die einen Bezug zum Kompetenzaufbau des Lehrplans 21, zu «Sprachgewandt» und zum Deutschlehrmittel «Sprachland» herstellen. Die Zusatzaufgaben auf der CD-ROM sind eher für Lernende mit fortgeschrittenen Deutschkenntnissen geeignet und berücksichtigen Lernende mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen gar nicht.
Aufgaben mit direktem Bezug zur Schulsprache Deutsch
Band 1 ist für Lernende konzipiert, die am Anfang des Deutschlernens sind. Daher müssten Höraufgaben enthalten sein, die zur Förderung der korrekten Aussprache beitragen. Alle Bände könnten durch kompetenzorientierte Aufgaben und Texte ausgebaut werden, die alle im Bericht genannten Sprachebenen abdecken, unterschiedliche Sprach- und Lernvoraus-setzungen berücksichtigen und für die Lernenden erkennbar sind.
Lehrmittel «Kontakt» (Sekundarstufe)
Der ausgewiesen Handlungsbedarf bezüglich des Lehrmittels «Kontakt» hat der Bildungsrat bereits mit Beschluss vom 21. Oktober 2013 festgestellt. Er hat mit diesem Beschluss den Lehrmittelverlag Zürich (LMV) beauftragt, unter Berücksichtigung des Schlussberichts der HfH, ein Konzept für ein neues DaZ-Lehrmittel auf der Sekundarstufe I als Ersatz für «Kontakt» vorzulegen (BRB 34/2013).
Didaktisch-methodische Hinweise in allen Bänden
Im Kommentar soll die Bedeutung der Sozialkompetenz betont und in Bezug zu den Aufgaben gestellt werden. Die Aufgaben sollen dazu anregen, über Sprachphänomene nachzudenken und zu sprechen. Zudem soll die Bedeutung der Lernstrategien für das Sprachlernen stärker gewichtet werden. Verweise auf Lernstrategien, die in den Sprachlehrmitteln (z.B. «Sprachfenster» oder «Sprachland») enthalten sind, würden so das Spektrum erweitern und eine direkte Verbindung zum Regelunterricht herstellen.
Antrag
Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:
- Die Berichterstattung und der Schlussbericht «Auslegeordnung DaZ Lehrmittel - Schlussbericht zu den bewerteten Lehrmitteln» der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) wird zur Kenntnis genommen.
- Die DaZ-Lehrmittel für die Unter- und Mittelstufe werden unter Einbezug der Begutachtungsergebnisse der Lehrerschaft frühestens per Schuljahr 2018/2019 sowie der Praxiserfahrungen mit «Sprachgewandt» beurteilt. Die Bildungsdirektion (Volksschulamt) und der Lehrmittelverlag prüfen auf diesen Zeitpunkt geeignete Massnahmen.
- Der Lehrmittelverlag Zürich berücksichtigt die Erkenntnisse des Berichts der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik (HfH) und nutzt diese für die laufende Entwicklung des neuen DaZ-Lehrmittels für die Sekundarstufe I (BRB 34/2013) und des neuen Deutschlehrmittels für die Unterstufe (BRB 36/2013).
- Publikation des Bildungsratsbeschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
- Mitteilung an alle Schulpflegen; das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich; das Departement Schule und Sport Winterthur; den Verband Zürcher Schulpräsidien, VZS; den Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Zürich, VSLZH; den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband, ZLV z. H. der Stufenorganisationen; den Vorstand der Lehrpersonenkonferenz, LKV; den Vorstand der Schulsynode des Kantons Zürich; den Verband Zürcher Privatschulen, VsP; den Berufsverband der Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich, SekZH; den Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste, Region Zürich, Lehrberufe, vpod Zürich Lehrberufe; die Kantonale Elternorganisation, KEO; die Präsidentenkonferenz Schulkommissionen Mittelschulen; die Schulleiterkonferenz Mittelschulen, SLK; die Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen, LKM; die Präsidialkonferenz Zürcher Berufsfachschulen, PZB; den Präsidenten der Konferenz der Rektorinnen und Rektoren der Berufsfachschulen im Kanton Zürich, KRB; die Lehrerinnen - und Lehrerkonferenz der Berufsfachschulen, LKB; die Pädagogische Hochschule Zürich, PH Zürich; die Bildungsdirektion des Kantons Zürich: Lehrmittelverlag, Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Bildungsplanung, Volksschulamt.