Volksschule. Umsetzung Neugestaltung 3. Sek. Zwischenstand

Beschluss Bildungsrat
2013/06
Sitzungsdatum
4. Februar 2013

Ausgangslage

Am 25. Februar 2008 hat der Bildungsrat die Einführung des Pilotprojekts «Neugestaltungdes 9. Schuljahres» (Neugestaltung 3. Sek) an der Sekundarstufe der Volksschule ab dem Schuljahr 2009/10 beschlossen. Das Konzept für die flächendeckende Einführung wurde vom Bildungsrat am 12. Januar 2009 verabschiedet. Die vom Bildungsrat beschlossenen Massnahmen und Verfahren schaffen die Voraussetzungen für eine gezielte Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Leistungsanforderungen der beruflichen Grundbildung und Mittelschulen an der Sekundarstufe II. Das Volksschulamt wurde beauftragt, die im Pilotprojekt erfolgreich erprobten Reformelemente in allen Sekundarschulen umzusetzen:

2.Sekundarklasse

  • Vereinheitlichung der Berufswahlvorbereitung auf der Grundlage des Rahmenkonzepts Zusammenarbeit Berufsberatung - Sekundarstufe
  • Einsatz des standardisierten Leistungstests Stellwerk 8 zur individuellen Standortbestimmung und potenzialorientierten Förderung der Schülerinnen und Schüler
  • Verbindliches Standortgespräch mit Einbezug der Eltern, Schülerinnen und Schüler und Zielvereinbarung für die 3. Sek

3.Sekundarklasse

  • Individuelle Förderung der fachlichen Kompetenzen im Rahmen des neu ausgerichteten Wahlfachsystems
  • Projektunterricht und benotete Abschlussarbeit im Pflichtbereich zur Vertiefung der überfachlichen Kompetenzen

Die entsprechenden Anpassungen des Lehrplans und der Lektionentafel für die 3. Klasse der Sekundarstufe wurden auf Beginn des Schuljahres 2011/12 in Kraft gesetzt.

Ab Schuljahr 2010/11 wurden die Projektelemente schrittweise an allen Sekundarschulen eingeführt, beginnend mit den 2. Sekundarklassen. Die neugestaltete 3. Sek wurde erstmals im Schuljahr 2011/12 umgesetzt. Ende Schuljahr 2013/14 wird die etappierte Umsetzung in den Sekundarschulen abgeschlossen.

Meilensteine des Einführungskonzepts für die erste Etappe ab 2009/10 bis 2011/12

Zeitraum Meilenstein
Mai/ Juni
2009
Regionale Informationsveranstaltungen (15) für Schulbehörden und Schulleitungen der Sekundarschulen.
2009/10 Erarbeitung von Grundlagen, Planungshilfen, Netzwerk- und Weiterbildungsangeboten für die Umsetzung in den Sekundarschulen. Start Konzeptentwicklung des Lernsystems Lernpass, in Zusammenarbeit der beiden Lehrmittelverlage Zürich und St. Gallen.
Mai/Juni 2010 Kickoff - Veranstaltungen (15) mit allen Schulleitungen und Schulteamdelegationen der Sekundarschulen.
2010/11 Weiterbildungskurse (1/2 Tag) für Schulleitungen und Lehrpersonen zum Testsystem Stellwerk, in Zusammenarbeit mit der Projektleitung Test- und Lernsysteme Lehrmittelverlag St. Gallen.
Weiterbildungskurse (1/2 Tag) für Lehrpersonen zum Projektunterricht, Pädagogische Hochschule Luzern.
Einführungskurse (1/2 Tag) für Schulleitungen und Lehrpersonen zum Lernsystem Lernpass.
2011/12 Weiterbildungskurse für Lehrpersonen zum Testsystem Stellwerk und zum Projektunterricht (Abschluss 2012/13).

Auf der Grundlage der Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Pilotphase wurde ein praxisnahes Austausch- und Unterstützungsnetzwerk entwickelt und implementiert.

Das Netzwerkangebot umfasst

  • eine webbasierte Kooperationsplattform, welche die Schulen mit dem Austausch von Erfahrungen und Materialien sowie mit Hinweisen zu begleitenden Weiterbildungsangeboten (z.B. Lerncoaching) unterstützt: http://wiki.edu-ict.zh.ch/k9/index
  • die Bereitstellung von erprobten Modellen, Konzepten und Lernmaterialien für die individuelle Förderung (z.B. Lernatelier) sowie Good Practice Beispielen;
  • die Begleitung und Unterstützung im Umsetzungsprozess durch erfahrene Schulleitungen und ausgewählte Lehrpersonen der Pilotschulen, die als Botschafter für Schulbesuche, kollegiale Hospitationen und unterrichtsbezogene Kooperationen zur Verfügung stehen.

Gleichzeitig wurde im Rahmen des Projekts Neugestaltung 3. Sek und im Auftrag des Bildungsrates das neue Lernsystem «Lernpass» entwickelt. Dieses unterstützt die Schülerinnen und Schüler mit Lernmodulen in den Fächern Deutsch, Mathematik, Französisch und Englisch beim eigenständigen Lernen und dokumentiert mit Hilfe von Orientierungstests die individuellen Lernfortschritte. «Lernpass» wurde in Zusammenarbeit der Lehrmittelverlage St. Gallen und Zürich erarbeitet.

Gemäss Beschluss vom 12. Januar 2009 sollen die Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Einführungsphase in einem Bericht an den Bildungsrat festgehalten werden, der gestützt darauf zusätzliche Massnahmen beschliessen kann.

Von Interesse ist dabei der aktuelle Stand des laufenden Implementierungsprozesses, wie dieser von den Schulleitenden eingeschätzt wird und inwiefern die Sekundarschulen noch zusätzliche Unterstützung benötigen. Für diese erste Standortbestimmung wurde die Pädagogische Hochschule Zürich durch das Volksschulamt beauftragt, eine Rückmeldung der für die Umsetzung verantwortlichen Schulleitenden einzuholen.

Das Volksschulamt hat auf der Grundlage der vom Bildungsrat beschlossenen Massnahmen und Verfahren zusammen mit der Evaluationsstelle ESOB einen Fragebogen erarbeitet, der sowohl qualitative wie auch quantitative Elemente berücksichtigt. Die Onlinebefragung wurde im Zeitraum Mitte Juni bis Mitte August 2012 durchgeführt. Die Rücklaufquote beträgt insgesamt 53% (81 Rückmeldungen), was in Anbetracht der freiwilligen Teilnahme als erfreulich einzustufen ist.

Ergebnisse Zwischenstand

Die Umsetzung des Projekts Neugestaltung 3. Sek wird insgesamt als gelungen bewertet. Der eigentliche Nutzen des Projekts, die gezielte Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die weiterführenden Ausbildungen im Laufe der beiden letzten Schuljahren zu verbessern, wird aufgrund der ersten Erfahrungen in den Schulen positiv eingeschätzt.

Die institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen Schule und Berufsberatung befindet sich bereits auf einem hohen Niveau. Eine Etablierung der Schulhaussprechstunde im zweiwöchigen Rhythmus scheint sinnvoll zu sein. Die Möglichkeit, die Ergebnisse aus der jährlichen Erhebung der Bildungsstatistik «Schul- und Berufswahl» (SBW) zu nutzen, wird erst von wenigen Schulleitenden in Anspruch genommen.

Mit dem Test- und Lernsystem Stellwerk und Lernpass werden die Lehrpersonen darin unterstützt, den Unterricht kompetenz- und förderorientiert zu gestalten. Der Stellwerk-Test wird als gute Grundlage und Bereicherung für das Standortgespräch bewertet, erfreut sich einer hohen Akzeptanz und wird als sinnvolles Instrument zur individuellen Standortbestimmung und Förderplanung geschätzt. Die Lehrpersonen sind durch die Weiterbildungen gut darüber informiert, wie das adaptive Testinstrument funktioniert, wie sie die Ergebnisse richtig interpretieren und im Unterricht wirksam einsetzen können. Die Schulleitenden befürworten die pädagogisch ausgerichtete Interpretation der Ergebnisse im Sinne einer datengestützten Grundlage für anstehende Schul- und Unterrichtsentwicklungen. Der Stellwerk-Test wird insgesamt als sinnvoll und hilfreich betrachtet, sofern er weiterhin als förderorientiertes Instrument eingesetzt wird.

Das einheitliche, strukturierte Verfahren sowie die Qualität der Standortgespräche werden von den Schulleitenden als gut bis sehr gut bewertet. Für wünschbare Entlastungen der Klassenlehrpersonen sind bereits einige gute Lösungsansätze erkennbar.

Ein Grossteil der Schulen nutzt bereits das neu entwickelte Lehrmittel Lernpass. Es wird insgesamt als hilfreiche Unterstützung des selbstverantwortlichen Lernens eingeschätzt. Die Aufgabenstellungen in den Lernmodulen für leistungsschwache oder fremdsprachige Schülerinnen und Schüler werden aufgrund der Sprachlastigkeit als anspruchsvoll beurteilt.

Die neue Ausrichtung des Wahlfachsystems ist bereits fortgeschritten, jedoch wie erwartet noch nicht abgeschlossen. Die Rückmeldungen zeigen, dass zunehmend individualisierende Lehr- und Lernformen eingesetzt werden, ein Grossteil der Schulen hat Lernateliers eingerichtet.

Die Umsetzung des Projektunterrichts wie auch der Wert der Abschlussarbeit im Pflichtbereich werden insgesamt positiv beurteilt und haben sich bereits gut im Unterrichtsalltag etabliert.

Die Ziele und Inhalte der Neugestaltung 3. Sek sind mehrheitlich als Schwerpunkte im Schulprogramm verankert. Die Umsetzungsziele und -schritte werden vom Schulteam mitgetragen und die Zusammenarbeit und der kollegiale Austausch zwischen den Lehrpersonen in Unterrichtsfragen haben sich verstärkt. Das Projekt fokussiert die wesentlichen Entwicklungsaspekte, bei einem Teil der Schulen werden weiterführende Impulse für die Schul- und Unterrichtsentwicklung festgestellt.

Die Rückmeldungen der Schulleitenden machen deutlich, dass die eingeleiteten Bemühungen um eine gezielte und wirksame Förderung der leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler noch zusätzliche Anstrengungen und weitere Unterstützungsmassnahmen benötigen.

Weiteres Vorgehen

Die kantonalen Unterstützungsangebote und die Umsetzungsstrategie werden insgesamt positiv wahrgenommen und benötigen aufgrund der Standortbestimmung keine grundsätzlichen Anpassungen. Die Begleitung der Umsetzung an den Sekundarschulen wird im Sommer 2014, nachdem alle Lehrpersonen in den Jahrgangteams die Projektelemente eingeführt haben, abgeschlossen.

Weiterhin zentral für das Gelingen ist der Bedarf an effizienten Weiterbildungsformaten und Coachingangeboten für Lehrpersonen und Schulleitende, mit Blick auf die wirksame Begleitung der Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler. Das von den Schulleitenden erkannte Potential von datengestützten Unterrichtsentwicklungen und innerschulischen Zusammenarbeitsformen soll weiterverfolgt werden. Das Volksschulamt plant in Zusammenarbeit mit Fachpersonen der Unterrichtsforschung eine Tagungsreihe für Schulleitende und Lehrpersonen, um die kompetenzorientierte Unterrichtsentwicklung, die Reflexion und den Austausch im kollegialen Umfeld mit Hilfe von Unterrichtvideos zu fördern und damit den Umsetzungsprozess möglichst nachhaltig zu unterstützen.

Die laufende Einführung in das neuartige Lernsystem Lernpass wird durch ein schulinternes Weiterbildungsangebot bedarfsgerecht unterstützt. Im Rahmen des bestehenden Netzwerkangebotes sollen erfahrene Lehrpersonen eingebunden werden und in Form von Hospitationen und ausserschulische Kooperationen den förderorientierten Einsatz von Lernpass auch im Umgang mit leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler einbringen.

Jedes Jahr findet in den 3. Sekundarklassen die Erhebung der Bildungsstatistik Schul- und Berufswahl (SBW) statt. Die Daten zu den Anschlusslösungen der Schülerinnen und Schüler sind ein weiteres Element für eine Standortbestimmung zum Thema Schul- und Berufswahl und ermöglichen den Schulen, den Erfolg der berufswahlvorbereitenden Massnahmen und die Zusammenarbeit mit der Berufsberatung zu diskutieren. Das Volksschulamt prüft deshalb, wie die Sekundarschulen bei der Nutzung der durch die Bildungsstatistik publizierten Daten zusätzlich unterstützt werden können.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Die Ergebnisse der Befragung der Schulleitenden zur ersten Umsetzungsetappe des Projekts Neugestaltung 3. Sek werden zur Kenntnis genommen.
  • Die Pädagogische Hochschule Zürich wird eingeladen, die Studierenden im Rahmen ihrer Ausbildung an der Sekundarstufe I in die förderorientierten Test- und Lernsysteme Stellwerk und Lernpass und den Projektunterricht einzuführen sowie den Bedarf an begleitenden Weiterbildungsangeboten für die Sekundarlehrpersonen zu klären.
  • Publikation in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet
  • Mitteilung an alle Schulpflegen; das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich; das Departement Schule und Sport Winterthur; den Verband Zürcher Schulpräsidien, VZS; den Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Zürich, VSLZH; den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband, ZLV z. H. der Stufenorganisationen; den Vorstand der Lehrpersonenkonferenz, LKV; den Verband Zürcher Privatschulen, VsP; den Berufsverband der Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich, SekZH; den Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste, Region Zürich, Lehrberufe, vpod Zürich Lehrberufe; die Schulleiterkonferenz der Mittelschulen; die Schulleiterkonferenz der Berufsfachschulen SLK, die Pädagogische Hochschule Zürich, PH Zürich; das Institut Unterstrass an der PH Zürich, unterstrass.edu; den Vorstand der Schulsynode des Kantons Zürich; den Lehrmittelverlag St. Gallen; die Bildungsdirektion: Amt für Jugend und Berufsberatung, Lehrmittelverlag Zürich, Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Bildungsplanung, Volksschulamt.

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