Kantonsschulen Enge, Hottingen und Büelrain. Neuer Lehrplan der Handelsmittelschule

Beschluss Bildungsrat
2012/09
Sitzungsdatum
19. März 2012

Ausgangslage

Der Kanton Zürich führt traditionell drei Handelsmittelschulen (HMS) an den Kantonsschulen Enge, Hottingen und Büelrain Winterthur. Das bisherige Konzept der HMS, welche mit dem Handelsdiplom und der kaufmännischen Berufsmaturität abschloss, basiert auf einem Beschluss des Erziehungsrates vom 10. Januar 1995. Mit dem Bundesgesetz vom 13. Dezember 2002 über die Berufsbildung (SR 412.10) wird die Handelsmittelschule gemäss Art. 6 lit. b und d der Verordnung vom 19. November 2003 über die Berufsbildung (SR 412.101) als schulisch organisierte Grundbildung mit betrieblicher Praxis, die in die schulisch organisierte Grundbildung integriert ist und ausserhalb der Schule absolviert wird, definiert. Die Ausbildung an den HMS stützt sich auf das Reglement vom 24. Januar 2003 des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) über die Ausbildung und die Lehrabschlussprüfung Kauffrau/Kaufmann. Gestützt darauf hat das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) am 26. November 2009 die Richtlinien für die Organisation der beruflichen Grundbildung und des Qualifikationsverfahrens an Handelsmittelschulen festgelegt. Die zwei Standardlehrpläne für die Bildung in beruflicher Praxis und den schulischen Unterricht an Handelsmittelschulen des BBT sind Umsetzungshilfen für die Kantone, die HMS und die Organisationen der Arbeitswelt (OdA). Sie stützen sich ebenfalls auf das Ausbildungsreglement des EVD aus dem Jahr 2003. Die Richtlinien und die Standardlehrpläne des BBT sind bis Ende 2014 gültig. Eine Anpassung an die Bildungsverordnung Kaufmann EFZ/Kauffrau EFZ und an den neuen Rahmenlehrplan der Berufsmaturität ist per 1. Januar 2015 vorgesehen.

Die Schülerzahl liegt an den drei Kantonsschulen seit Jahren in der Grössenordnung von 100 bis 120 pro Jahrgang. Das ist im Vergleich zur dualen Grundbildung Kauffrau/Kaufmann EFZ (2010: 1952 Abschlüsse) und zur kaufmännischen Berufsmatura (2010: 1072 Abschlüsse, inkl. BMS 2) wenig. Die Anzahl HMS-Absolventen im Vergleich zur Lehre liegen im nationalen Vergleich tief, weshalb im Kanton Zürich das Nebeneinander von kaufmännischer Lehre und HMS nie problematisch war. Beide Ausbildungen, die auf verschiedenen Wegen zum gleichen Ziel führen, haben ihre Berechtigung; die HMS kann nicht als unerwünschte Konkurrenz zur kaufmännischen Lehre eingestuft werden. Die kaufmännische Lehre hat als die unter Sekundarschülerinnen und -schülern mit grossem Abstand meistgefragte Lehre im Kanton Zürich eine starke Stellung.

Die HMS soll ihre Mittelstellung zwischen Gymnasium und kaufmännischer Lehre mit Berufsmaturität auch in Zukunft im bisherigen Rahmen behalten. Die HMS ist für leistungsstarke Sekundarschülerinnen und -schüler gedacht, welche eine Berufsbildung mit kaufmännischen Fertigkeiten suchen und gleichzeitig starkes Interesse für eine breite Allgemeinbildung mitbringen. An die Lernfähigkeit und -motivation werden hohe Anforderungen gestellt. Die Ausbildung ermöglicht den Einstieg in die Berufspraxis, in die Höhere Berufsbildung oder den Eintritt an eine Fachhochschule.

Der Regierungsrat hat die Förderung der HMS in seine Legislaturziele 2011–2015 aufgenommen.

Der neue HMS-Lehrplan

Die HMS setzt im neuen Lehrplan die Ausbildungsschwerpunkte in einer modernen, praxisbezogenen Ausbildung in allen kaufmännischen Fächern, in breite und vertiefte Sprachfähigkeiten
sowie in Allgemeinbildung und Berufspraxis. Charakteristisch ist das besondere Gewicht der Wirtschafts- und Sprachfächer. Die Ausbildung umfasst obligatorisch drei Fremdsprachen. In den Fremdsprachen werden international anerkannte Sprachdiplome erworben. Angewandte Informationstechnologie mit der Zielsetzung eines in der modernen Arbeitswelt anerkannten Informatikzertifikats begleitet die Ausbildung. Die Lernenden sollen befähigt werden, später eine berufliche Weiterbildung auf hohem Niveau zu absolvieren, Einstieg in anspruchsvolle neue Berufsfelder zu finden und kaufmännische Kaderstellen zu besetzen.

Die HMS der Kantonsschulen Hottingen, Enge und Büelrain Winterthur folgen dem Modell «3 + 1», welches sich in drei Jahre Schule und ein Jahr Praktikum gliedert. Einige neue Instrumente ermöglichen den verstärkten Praxisbezug der HMS-Ausbildung. Dazu zählt die Interdisziplinäre Projektarbeit, die mindestens 40 Lektionen umfasst. In den Fächern Information/ Kommunikation/Administration, in den Wirtschaftsfächern und in den Sprachfächern werden Einheiten in der Form von Problemorientiertem Unterricht (POU) durchgeführt. Der
POU orientiert sich in erster Linie an Problemstellungen und Situationen aus der betrieblichen Praxis, aber auch aus dem übrigen Lebensalltag, wie sie ein Lernender bzw. eine Lernende nach der Grundbildung antreffen kann. Die Ausbildungseinheiten (AE) sind handlungs- und problemorientiert. Sie umfassen Fachkompetenzen gemäss den Bildungszielen, Methodenkompetenzen sowie Selbst- und Sozialkompetenzen. Die AE-Themen basieren auf Problemstellungen aus den Lebensbereichen Wirtschaft, Gesellschaft oder Politik. Schliesslich wird mit den Prozesseinheiten (PE) prozessorientiertes und bereichsübergreifendes Denken und Handeln gefördert. Betriebliche Abläufe müssen durch die Lernenden verstanden und festgehalten werden. Mit den Prozesseinheiten wird zudem ermöglicht, die Präsentationstechniken und das analytische Vorgehen der Auszubildenden zu prüfen.

Mit Schreiben vom 19. September bzw. vom 29. November 2011 genehmigte die Eidgenössische Berufsmaturitätskommission den gemeinsamen HMS-Lehrplan der Kantonsschulen Büelrain Winterthur, Hottingen und Enge.

Der neue HMS-Lehrplan entspricht allen Anforderungen und Vorgaben des eidgenössischen Berufsbildungsgesetzes und unterliegt der Umsetzung gemäss Einführungsgesetz zum Berufsbildungsgesetz vom 14. Januar 2008 (LS 413.31).

Da die HMS im Kanton Zürich weiterhin an die 2. Klasse der Sekundarschule anschliessen soll, soll der HMS-Lehrplan dem Bildungsrat zur Kenntnis gebracht werden. Die Mehrzahl der HMS-Absolventinnen und -Absolventen treten nach der 2. Klasse der Sekundarschule ein. Dadurch ist ein Abschluss einer HMS im gleichen Alter möglich wie derjenige einer kaufmännischen Lehre mit integrierter Berufsmaturität. Die Lerninhalte der 3. Klasse der Sekundarschule sind sinngemäss in der HMS enthalten. Selbstverständlich ist auch ein Eintritt aus der 3. Klasse der Sekundarschule möglich.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Der HMS-Lehrplan der Kantonsschulen Büelrain Winterthur, Hottingen und Enge wird zur Kenntnis genommen.
  • Publikation des Bildungsratsbeschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an die Kantonsschule Büelrain Winterthur, die Kantonsschule Hottingen, die Kantonsschule Enge, die Präsidentin der Präsidentenkonferenz Schulkommissionen, Frau Dr. Susy Stauber, den Präsidenten der Schulleiterkonferenz Mittelschulen, Herrn Dr. Urs Bamert, den Präsidenten der Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen, Herrn Martin Lüscher, sowie das Mittelschul- und Berufsbildungsamt.

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