Mittelschulen. Projekt «Selbst organisiertes Lernen (SOL) an gymnasialen Mittelschulen – neue Lehr- und Lernformen». Umsetzung der Empfehlungen aus der Evaluation

Inhaltsverzeichnis

Beschluss Bildungsrat
2012/45
Sitzungsdatum
17. Dezember 2012

Ausgangslage

Aufgrund eines Berichts der Bildungsdirektion über den Stand und die Entwicklungsmöglichkeiten der gymnasialen Mittelschulen des Kantons Zürich hat der Bildungsrat im Herbst 2006 das Mittelschul- und Berufsbildungsamt (MBA) beauftragt, den gymnasialen Unterricht durch neue Lehr- und Lernmethoden weiterzuentwickeln. Mit Beschluss Nr. 1221/2008 hat der Regierungsrat für das Projekt «Selbst organisiertes Lernen (SOL) an gymnasialen Mittelschulen – neue Lehr- und Lernformen» für 2008 bis 2011 die Finanzierung bewilligt und festgelegt, dass alle Mittelschulen des Kantons Zürich im Schuljahr 2009/10 ein schuleigenes SOLProjekt
planen und im Schuljahr 2010/11 ihre SOL-Pilotprojekte umsetzen sollen. Da die Evaluation des Gesamtprojekts und die Auswertungen des ersten Umsetzungsjahres durch die einzelnen Schulen erst Anfang 2012 vorgelegen haben, hat der Regierungsrat mit Beschluss Nr. 906/2011 die Verlängerung des Projekts bis Ende 2012 beschlossen und die zusätzlichen finanziellen Mittel dafür bewilligt.

Ziel des Projekts war es, Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Mittelschulen dazu zu befähigen, Lernprozesse selber zu steuern und überfachliche Kompetenzen zu entwickeln. Durch Projekte an den Mittelschulen sollte ein breiter Kompetenzaufbau im Bereich der Entwicklung, Planung und Erprobung von Lehr- und Lernformen zur Vermittlung und Förderung der Selbst- und Methodenkompetenz auf Schülerseite erfolgen.

Im Schuljahr 2010/11 begann die Implementierung von SOL an den Schulen. Aktuell wird SOL gemäss den schulspezifischen Konzepten an allen Mittelschulen angeboten. 2010/11 erfolgte auch die externe wissenschaftliche Evaluation, die von der Abteilung Bildungsplanung der Bildungsdirektion in Auftrag gegeben wurde. Die Studie (SOLEVA) wurde von einem hochschulübergreifenden Forschungsteam mit Frau Prof. Dr. Katharina Maag Merki,
Universität Zürich, Herrn Prof. Dr. Kurt Hofer und Herrn Prof. Dr. Erich Ramseier von der Pädagogischen Hochschule Bern sowie Herrn lic. phil. Yves Karlen von der Universität Zürich durchgeführt. Die Resultate der Studie lagen im März 2012 vor und wurden dem Bildungsrat im Juli 2012 zur Kenntnis gebracht. Die Hauptbefunde ergeben grundsätzlich eine positive Bilanz. Die Gesamtergebnisse verweisen darauf, dass das SOL-Projekt abgeschlossen werden kann, als Schul- und Unterrichtsentwicklungsprojekt aber weiterentwickelt und nachhaltig verankert werden muss. Die Evaluation macht eine Reihe von Empfehlungen für die Zukunft von SOL.

Erwägungen

Die Empfehlungen des SOLEVA-Forschungsteams beziehen sich auf die drei Ebenen Kanton, Schulen und Unterricht. In einem Dialog mit den verschiedenen Akteuren (MBA, Abteilung Bildungsplanung, Schulleiterkonferenz Mittelschulen, Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen, SOL-Projektleitungen an den Schulen) wurden die Empfehlungen besprochen und ausgewertet. Folgende Punkte sind zentral:

Ebene Kanton

Konsolidierung der Schulentwicklung

Das Evaluationsteam geht davon aus, dass die gewünschte Breitenwirkung erzeugt werden kann, wenn den Schulen, den Schulleitungen und Lehrpersonen Zeit zur Verfügung gestellt wird, um ihre schulspezifischen SOL-Projekte weiterzuentwickeln. Dies heisst, dass es weiterhin finanzieller Mittel bedarf, um die notwendige Konsolidierung der bisherigen Entwicklungsarbeit zu leisten. Es empfiehlt sich, die Weiterentwicklung an den Schulen durch ein Gremium zu leisten, das sich aus Lehrpersonen verschiedener Fächer zusammensetzt, damit auch interdisziplinäre Ansätze verfolgt werden können.
Nach Abschluss eines ersten Maturitäts-Ausbildungsgangs mit SOL-Unterrichtseinheiten nehmen alle Schulen eine Selbstevaluation des eigenen SOL-Konzepts vor und passen gegebenenfalls
ihr Konzept an.

Überprüfung der kantonalen Rahmenbedingungen

Der SOLEVA-Bericht weist darauf hin, dass die kantonalen Vorgaben und Rahmenbedingungen so gestaltet sein müssen, dass der Umsetzungsprozess an den Schulen nicht gefährdet wird. Es wird vorgeschlagen, dass strukturelle Vorgaben reflektiert und gegebenenfalls überarbeitet werden sollen. 

Reorganisation und Weiterentwicklung der Lehreraus- und -weiterbildung

Die Studie kommt zum Schluss, dass eine systematische Weiterbildung im Bereich SOL für die Lehrpersonen unabdingbar sei. Zudem sei es zentral, dass SOL verpflichtend in die Lehrerausbildung einfliesse.

Es ist sicherzustellen, dass das selbst organisierte Lernen in der Lehrerausbildung verankert wird, so dass alle angehenden Lehrpersonen die Möglichkeit erhalten, SOL anhand von theoretischen Unterlagen zu erarbeiten und in der schulischen Praxis unter Anleitung zu erproben. Das Weiterbildungsangebot muss den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. Das Institut für Erziehungswissenschaft wird aufgefordert, die entsprechenden Arbeiten in Angriff zu nehmen.

Ergänzung der Projektunterlagen durch Praxisbeispiele

Das Evaluationsteam hat in seiner Untersuchung festgestellt, dass die Unterlagen, die für das Projekt entwickelt wurden, wissenschaftlich fundiert und umfassend sind. Es empfiehlt eine Ergänzung mit Beispielen, wie SOL insbesondere im Regelunterricht umgesetzt werden kann, da sich die bisher dokumentierten Beispiele mehrheitlich auf Projektunterricht beziehen.

Diese Ergänzung ist bereits erstellt und den Schulen zur Verfügung gestellt worden. Im Bericht «Selbst organisiertes Lernen im Schulalltag. Ergebnisse aus Interviews an Zürcher Gymnasien» vom Juli 2012 beschreibt das Autorenteam des Instituts für Erziehungswissenschaft die aktuelle Praxis und erläutert die wichtigsten Elemente von SOL-Unterricht.

Austausch von Unterrichtsbeispielen zwischen Lehrpersonen und Schulen

Die Evaluation empfiehlt zu prüfen, wie Unterrichtsbeispiele mit möglichst geringem Aufwand publik gemacht werden können. Sie empfiehlt den Aufbau einer SOL-Datenbank oder eines Netzwerks für den Austausch von Unterrichtsbeispielen. Da die Schulen mit sehr unterschiedlichen SOL-Konzepten arbeiten und die meisten von ihnen bereits SOL-Datenbanken im Intranet führen, wäre es am effektivsten, wenn durch Erfahrungsaustauschtreffen ein Netzwerk aufgebaut würde. Es sollen regelmässige Austauschtreffen für alle Fächer angeboten werden, damit auch der schulübergreifende Austausch ermöglicht wird.

Ebene Schulen

Verankerung von SOL

In RRB Nr. 1221/2008 wurde das Ziel genannt, die didaktische Umsetzung von SOL in den Lehrplänen und Schulprogrammen zu verankern. Entsprechend schlägt das SOLEVA-Team vor, das selbst organisierte Lernen in den fachspezifischen Lehrplänen festzulegen. Dies ist allerdings nicht angezeigt, da fachspezifische Lehrpläne keine Methoden (auch nicht das selbst organisierte Lernen) umschreiben. Um SOL an den Schulen nachhaltig zu verankern, soll diese Methode in den Schulprogrammen festgehalten werden.

Die meisten Schulen haben bereits Referenzdokumente wie SOL-Broschüren, SOL-Leitfäden, SOL-Lernbegleiter etc. erstellt, die sie an Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern abgeben und auf ihrer Homepage aufschalten.

Alle Schulen erstellen Referenzdokumente, die sie an die Beteiligten abgeben und auf ihrer Homepage aufschalten. Die Dokumente enthalten folgende Angaben: Definition von SOL und Darstellung des spiralförmig aufgebauten Lernprozesses, Übersicht über Durchführung der SOL-Einheiten, Beschreibung der SOL-Einheiten sowie zuständige Personen. Zudem sollen sie weitere Informationen (Rolle der Lehrperson im SOL-Unterricht, Übersicht der überfachlichen Kompetenzen, SOL-Pass für Schülerinnen und Schüler, etc.) enthalten.

Aufbau einer professionellen Lerngemeinschaft aus Lehrpersonen

Die Evaluation kommt zum Schluss, dass mit dem SOL-Projekt Entwicklungen auf Schulebene angestossen werden konnten, die den Austausch unter den Lehrpersonen verstärken. Im Interesse der weiteren Entwicklung sei es wichtig, diesen Austausch, der ein hohes Potenzial für die nachhaltige Umsetzung von SOL aufweise, innerhalb der Schulen, der Fachschaften, aber auch fächerübergreifend und allenfalls schulübergreifend zu stabilisieren und gezielt auf Fragen der Unterrichtsgestaltung und Professionalisierung der Lehrpersonen zu lenken. Die Schulen sind aufgefordert, einen solchen Austausch intern und extern aufzubauen und zu institutionalisieren.

Ebene Unterricht

Förderung und Vermittlung von Lernstrategien

Die Evaluation stellt fest, dass es für die optimale Förderung des selbst organisierten Lernens meist nicht ausreiche, nur entsprechende Lerngelegenheiten für die Anwendung und Übung von Lernstrategien zu gewähren. Wichtig sei ebenso, den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie Ziele gesetzt und bestimmte Strategien optimal eingesetzt werden können. Die praktische Verwendung von Strategien sowie von Prüfungsformaten, welche die Anwendung solcher Strategien bedingen, soll deshalb an schulinternen Lehrerfortbildungen sowie in den Angeboten des Instituts für Erziehungswissenschaft zum Thema gemacht werden. Die Massnahmen aus den oben genannten acht Feldern sollen im Zeitraum 2013-2016 umgesetzt werden. Die dafür benötigten Mittel sind im Budget des MBA eingestellt.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Das Projekt «Selbst organisiertes Lernen (SOL) an gymnasialen Mittelschulen – neue Lehr- und Lernformen» wird Ende 2012 abgeschlossen. Das selbst organisierte Lernen wird ab 2013 an den Zürcher Mittelschulen im Regelbetrieb angeboten.
  • Das selbst organisierte Lernen wird an den Schulen gemäss den Erwägungen B.1 – B.8 weiterentwickelt und nachhaltig verankert.
  • Publikation des Bildungsratsbeschlusses in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an den Präsidenten der Präsidentenkonferenz Schulkommissionen Mittelschulen, Herrn Eric Huggenberger; den Präsidenten der Schulleiterkonferenz Mittelschulen, Herrn Dr. Urs Bamert; den Präsidenten der Lehrpersonenkonferenz Mittelschulen, Herrn Martin Lüscher, sowie das Mittelschul- und Berufsbildungsamt.

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