Volksschule. Neues Mathematiklehrmittel für die Sekundarstufe I. Obligatorische Einführungskurse.

Beschluss Bildungsrat
2010/25
Sitzungsdatum
30. August 2010

Ausgangslage

Der Bildungsrat beschloss am 12. März 2007 die Neuschaffung eines obligatorischen Mathematiklehrmittels für die Sekundarstufe I. Grundlage hierzu bildet der am 13. Dezember 2004 beschlossene Fachlehrplan Mathematik, dessen Inkraftsetzung koordiniert mit der Einführung des neuen Lehrmittels erfolgt. Die Einführung für die 1. Sekundarklasse («Mathematik 1») ist ab Schuljahr 2011/12, für die 2. und 3. Sekundarklasse («Mathematik 2» bzw. «Mathematik 3») je ein Jahr später vorgesehen.

Das Lehrwerk «Mathematik 1-3» wird seit dem Schuljahr 2008/09 im Rahmen einer interkantonalen Erprobung in 18 Klassen (BRB vom 23. Juni 2008) und seit dem Schuljahr 2009/10 auch in rund 160 Klassen der Stadt Zürich erprobt (BRB vom 23. Februar 2009). Die vom Autorenteam eng begleitete Erprobung umfasst alle Lehrmittelteile. Die an der vom Bildungsrat genehmigten Erprobung beteiligten Lehrpersonen wurden per Bildungsratsbeschluss von der Verwendung der bestehenden obligatorischen Lehrmittel entbunden.

Für die flächendeckende Einführung des Lehrmittels ab Schuljahr 2011/112 wurde im Auftrag des Volksschulamtes (VSA) von der PH Zürich ein Weiterbildungskonzept ausgearbeitet. Dieses legt Umfang und Organisation der Weiterbildungsangebote fest. Die Erfahrungen mit den für die Stadt Zürich konzipierten Einführungskursen sind im vorliegenden kantonalen Konzept berücksichtigt. Eine bei Lehrpersonen der Stadt Zürich durchgeführte Umfrage ergab zudem, dass zumindest der eintägige einführende Kurs für die 1. Sekundarklasse («Mathematik 1») von allen Lehrpersonen obligatorisch besucht werden sollte.

Erwägungen

Lehrmittel

Das neue Mathematiklehrmittel für die Sekundarstufe I («Mathematik 1-3») ist ein kombiniertes Lehrmittel für Arithmetik, Algebra, Sachrechnen und Geometrie. «Mathematik 1-3» ist für alle Anforderungsstufen der Sekundarstufe I konzipiert und ersetzt die bislang eingesetzten sechs verschiedenen, für die ursprünglichen Schultypen der Sekundarstufe I entwickelten Lehrmittel. Es beschreitet mit seiner lerntheoretischen Fundierung, mit der daraus abgeleiteten Lehrmittelstruktur (Themenbuch, niveaudifferenzierte Arbeitshefte I-III, Begleitheft), mit seinen Angeboten für einen binnendifferenzierten und individualisierten Unterricht sowie mit der gezielten Nutzung elektronischer Lernangebote neue Wege in der Unterstützung des Mathematikunterrichts.

Die folgenden Leitideen sind für die Entwicklung von «Mathematik 1-3» massgebend:

  • Aktueller Bezug zur Lebenswelt und Realitätsnähe durch aktuelle, bedeutsame oder interessante Fragestellungen
  • Handlungsorientierung als Ausgangspunkt auf dem Weg zum mathematischen Verstehen
  • Forschendes Lernen durch offene Fragestellungen
  • Vollständige Lernprozesse durch systematisches Aneignen von Begriffen und Operationen und produktives Üben
  • Individualisierung und Differenzierung durch unterschiedliche Lernwege und Repräsentationsformen, abgestimmte Aufgabenstellungen, variable Bearbeitungstiefe und sprachliche Differenzierung.
  • Lineare Kapitelfolge und klare Strukturierung der Lerninhalte
  • Wahrung der Methodenvielfalt für die Lehrperson
  • Von der Anforderungsstufe III ausgehende niveau- und lehrplangerechte Erweiterung und Vertiefung für die Anforderungsstufen II und I
  • Ausgewogenheit zwischen der zur Verfügung stehenden und der für den Lernprozess benötigten Unterrichtszeit

Weiterbildung der Lehrpersonen

Die Einführung des Lehrmittels «Mathematik 1-3» bei gleichzeitiger Inkraftsetzung des neuen Fachlehrplans Mathematik stellt für diesen Fachbereich eine markante Neuerung dar. Damit das neue Lehrmittel seine Wirkung entfalten kann, braucht es eine sorgfältige Einführung aller beteiligten Lehrpersonen, da es sonst nicht adäquat im Unterricht eingesetzt werden kann. Die erforderliche Weiterbildung der Lehrpersonen umfasst das Lehrmittelkonzept, die fachtheoretischen Grundlagen, die mathematikdidaktischen Prinzipien und die Einführung in die einzelnen Lehrwerkteile.

Die Lehrmitteleinführung ist als eine Folge von Weiterbildungsveranstaltungen konzipiert. Die Durchführung erfolgt in enger Zusammenarbeit des Autorenteams der Pädagogischen Hochschule Zürich mit den Lehrpersonen aus dem Berufsfeld, die als Praxisexperten oder als Testklassenlehrpersonen in der Entwicklungs- und Erprobungsphase des Lehrmittels mitgearbeitet haben. Damit möchte man an den Kursen den Lehrpersonen sowohl aktuelles fachdidaktisches Know-how als auch auf Erfahrung aufbauendes Praxiswissen vermitteln.

Die Einführungsveranstaltungen werden regional organisiert, um die Anfahrtswege kurz zu halten und die Teilnahme zu erleichtern. Das Einführungskonzept sieht vor, die Lehrpersonen in einer ganztägigen Veranstaltung zu «Mathematik 1» (1. Sekundarklasse) mit den grundlegenden Konzeptideen, den Inhalten und dem Zusammenspiel der einzelnen Lehrmittelteile, der variablen Lehrerrolle je nach Arbeitsphase, der metakognitiven (Mit Metakognition bezeichnet man in der Psychologie das Denken über (= meta) das eigene Nachdenken, also auch das Nachdenken über das eigene Lernen. In metakognitiv orientierten Lernarrangements wird das Bewusstsein der Kinder dafür gefördert; dass sie lernen, was sie lernen und wie sie lernen) Dimension im Begleitheft und den Einsatzmöglichkeiten der elektronischen Medien vertraut zu machen. Die Einführungen zu «Mathematik 2» und «Mathematik 3» beanspruchen in der Folge noch je einen Halbtag. Es wird empfohlen, den Besuch der ganztägigen Veranstaltung zu «Mathematik 1» für alle Lehrpersonen obligatorisch zu erklären. Die Teilnahme an den halbtägigen Veranstaltungen zu «Mathematik 2» und «Mathematik 3» soll freiwillig sein.

Die von der PH Zürich vorgenommene Hochrechnung geht von rund 1'100 Lehrpersonen aus, die auf der Sekundarstufe I das Fach Mathematik unterrichten und in das neue Lehrmittel eingeführt werden müssen. Das Weiterbildungskonzept umfasst vier Kurshalbtage, davon entfallen zwei Halbtage auf die 1. Klasse und je ein Halbtag auf die 2. und 3. Klasse. Von den vier Halbtagen fallen einer auf die unterrichtsfreie Zeit (Mittwochnachmittag) und drei in die Unterrichtszeit (Mittwochvormittag; Dienstagnachmittag und Donnerstagnachmittag). Im Rahmen der kantonsweiten Einführung werden die Kurse im Zeitraum von Juni 2011 bis Juni 2015 angeboten.

Kosten

Die Stadt Zürich nimmt an der vom Bildungsrat bewilligten erweiterten Erprobung teil. Der Kanton übernimmt die Kurskosten, aber keine Vikariatskosten. Die Kurskosten für die Stadt Zürich sind im Vertrag zwischen der PH Zürich und dem Volksschulamt vom Juli 2009 vereinbart. Der Vertrag zwischen der PH Zürich und dem Volksschulamt für die Kurse für den übrigen Kanton ist in Vorbereitung. Die voraussichtlichen Kurskosten sind bekannt und im Finanzplan 2009-2013 bzw. 2010-2014 enthalten.

Die Kurse für «Mathematik 1» werden jeweils an einem Mittwoch durchgeführt. Da die Kursdaten bereits bekannt sind, haben die Schulen am Vormittag Anrecht auf den Einsatz von Vikariaten. Aufgrund des Lehrermangels werden viele Schulen das Problem vermutlich aber intern über Stundenabtausch lösen müssen. Die Aufteilung der Vikariatskosten zwischen Gemeinde und Kanton erfolgt nach der kommunalen Beitragsklasse (gemäss Finanzkraftindex).

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Die Pädagogische Hochschule Zürich bietet im Rahmen der kantonsweiten Einführung des neuen Mathematiklehrmittels für die Sekundarstufe I im Zeitraum vom Juni 2011 bis im Juni 2015 Weiterbildungskurse an.
  • Die Teilnahme am eintägigen Einführungskurs zu «Mathematik 1» ist für alle Lehrpersonen obligatorisch, die Mathematik auf der Sekundarstufe I unterrichten.
  • Publikation in geeigneter Form im Schulblatt und im Internet.
  • Mitteilung an die Interkantonale Lehrmittelzentrale ILZ, den Projektleiter Prof. F. Keller, die PH Zürich (5), den Verband Zürcher Schulpräsidentinnen und -präsidenten, das Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich, das Departement Schule und Sport Winterthur, die Schulsynode, den Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband z.H. der Stufenorganisationen, den VPOD, Sektion Lehrberufe, den Verein SekZH, den Mittelschullehrerverband, die Schulleiterkonferenz der Mittelschulen, die Bildungsdirektion: Generalsekretariat, Abt. Finanzen, Bildungsplanung, Lehrmittelverlag Zürich, Mittelschul- und Berufsbildungsamt, Volksschulamt.

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