Kantonsschule Küsnacht, Evaluation Sonderwochenkonzept, Lehrplan

Beschluss Bildungsrat
2007 / 03
Sitzungsdatum
15. Januar 2007

Ausgangslage

Am 14. März 2003 bewilligte der Bildungsrat der Kantonsschule Küsnacht die versuchsweise Einführung eines neuen Sonderwochenkonzepts. Neu eingeführt wurde damit 

  • ein individuelles zweiwöchiges Sozialpraktikum im Herbstsemester der 3. Klasse
  • eine Intensivwoche zum Abschluss der Wahlkurse im Frühlingssemester der 3. Klasse
  • eine Arbeitswoche im Ausland im Herbstsemester der 4. Klasse (anstelle der Maturreise)

Während der Versuchsphase wurde in der Kantonsschule Küsnacht das zweisprachige Untergymnasium eingeführt. Im Rahmen des Sonderwochenkonzepts wurde im Herbstsemester der 1. Klasse eine Arbeitswoche im Ausland durchgeführt.

Der Bildungsrat beauftragte die Kantonsschule Küsnacht im Beschluss vom 14. März 2003, auf Ende des Schuljahres 2005/06 einen Evaluationsbericht über das Sonderwochenkonzept vorzulegen. Die Kantonsschule Küsnacht bezog in die Evaluation auch die Arbeitswoche der 1. Klasse des Untergymnasiums ein.

Resultate der Evaluation

Sozialpraktikum

Das zweiwöchige individuelle Sozialpraktikum wird im Herbstsemester der 3. Klasse des Kurzgymnasiums durchgeführt. In die Evaluation einbezogen wurden die 3. Klassen, welche das Sozialpraktikum im Herbstsemester 2004 beziehungsweise 2006 absolvierten. Die Erfahrungen dieser beiden Schülerjahrgänge mit je etwa 80 Schülerinnen und Schülern übertrafen die Erwartungen: Über 90% der Schülerinnen und Schüler wie auch der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber beurteilten in den schriftlichen Auswertungen dieses neue Gefäss positiv. Die Praktikumsberichte widerspiegeln einen nachhaltigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Förderung der Sozialkompetenz. Bereits nach drei Versuchsjahren geniesst das Sozialpraktikum grosse Akzeptanz in Schüler- und Lehrerschaft und ist zu einem wichtigen Merkmal der Schulgemeinschaft geworden.

Intensivwoche zum Abschluss der Wahlkurse

Diese Intensivwoche bildet den Abschluss der Wahlkurse im Frühlingssemester der 3. Klassen des Kurzgymnasiums. Befragt wurden die 8 Lehrerteams, welche am Ende des Frühlingssemesters 2005 erstmals eine solche Intensivwoche durchführten. Die Reaktionen sind insgesamt sehr positiv. Diese Sonderwoche ermöglicht eine Vertiefung, Intensivierung und Individualisierung der im jeweiligen Wahlkurs behandelten Thematik. Es wurde mehrheitlich projektartig gearbeitet. Die kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema während des Semesters erwies sich als optimale Vorbereitung auf die Intensivwoche. Die Rückmeldungen bestätigten denn auch, dass dank dieser Vorarbeit in der Sonderwoche effizienter gearbeitet werden kann als in einer normalen Arbeits- oder Studienwoche. Auch die Jahreszeit (Sommer) eignet sich für eine Vielzahl von Kursthemen. Ein Nachteil ist die vor den Sommerferien knapp bemessene Zeit für die Auswertung der Intensivwoche.

Arbeitswoche im Ausland in der 4. Klasse des Kurzgymnasiums

In die Evaluation einbezogen wurden die Lehrerteams (8 Personen), die im Herbstsemester 2005 mit den vier 4. Klassen je eine Arbeitswoche im Ausland durchführten. Die Resultate sind insgesamt eher zwiespältig ausgefallen: Während die Auslandwoche in sozialer Hinsicht positive Wirkung zeigt, fehlt es im fachlichen Bereich oft an echter Neugier und spürbarem Interesse der Schülerschaft. So öffnet sich bezüglich der inhaltlichen Resultate eine Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Zu ähnlichen Schlussfolgerungen kam ein zusätzliches internes Forum der Kantonsschule Küsnacht vom Mai 2006 zum Thema «Arbeitswoche im Ausland». In der Forumsdiskussion erwiesen sich nur Auslanddestinationen als geeignet, in denen sich die Lehrpersonen aufgrund früherer Aufenthalte gut auskannten. Damit konnten sie einen direkten Bezug zum Ort und zu dessen Kultur herstellen. Die Lehrpersonen müssen vor diesem Hintergrund künftig eine aktivere Rolle übernehmen, auch die Mitarbeit der Schülerinnen und Schüler ist verbindlicher zu regeln.

Arbeitswoche in der 1. Klasse des Kurzgymnasiums

Die Evaluation ergibt kein positives Bild. Planung, Organisation und Durchführung einer auswärtigen Arbeitswoche in der ohnehin belasteten Probezeit stellen hohe Ansprüche an die Lehrkräfte. Im fachlichen Bereich fällt der Gewinn meist mager aus. Sozial stellt die Arbeitswoche für die Schülerinnen und Schüler teilweise eine Bereicherung dar, während die Bilanz der Lehrpersonen zwiespältig ausfällt. Insgesamt stehen der Aufwand der beteiligten Lehrkräfte und die pädagogische und fachliche Wirkung auf die Schülerschaft in einem Missverhältnis. Zusätzlich ergeben sich Ungereimtheiten im Kollegium, da einzelne Fachgruppen und Lehrpersonen häufiger zum Arbeitswocheneinsatz kommen als andere. Die Durchführung einer auswärtigen Arbeitswoche zu diesem Zeitpunkt ist neu zu überdenken. Eingebrachte Vorbehalte, Erfahrungen und Anregungen sollen bei der Neugestaltung miteinbezogen werden.

Antrag der Kantonsschule Küsnacht

Gestützt auf die Resultate der Evaluation beantragt die Kantonsschule Küsnacht die definitive Einführung des modifizierten Sonderwochenkonzepts und die Bewilligung der entsprechenden Änderungen des Lehrplans (Beilage).

Modifiziertes Sonderwochenkonzept (tabellarische Übersicht)

  Untergymnasium Untergymnasium Kurzgymnasium Kurzgymnasium Kurzgymnasium Kurzgymnasium
  1. Klasse 2. Klasse 1. Klasse 2. Klasse 3. Klasse 4. Klasse
Arbeitswoche vor den Herbstferien Arbeitswoche in Küsnacht (mit Klassenlehrperson), eintägige Exkursion1Diese Wochen dienen u.a. dem Einüben selbständiger Arbeitsformen. Sowohl im Untergymnasiumals auch im Kurzgymnasium enthält eine dieser beiden Wochen einekurze Einführung in fachbezogene Lern- und Arbeitstechniken. Arbeitswoche auswärts2Sowohl im Untergymnasium als auch im Kurzgymnasium leitet die Klassenlehrpersonmindestens eine dieser Wochen (aber nicht zwingend beide). Arbeitswoche in Küsnacht, nach Möglichkeit ein- bis zweitägige Exkursion1, 2 Arbeitswoche auswärts Zweiwöchiges individuelles Sozialpraktikum Kulturreise im Ausland (in der Regel mit Klassenlehrperson)
Studienwoche vor den Sportferien kleine Projekte etc. (mit Klassenlehrperson), Latein, Sport1Diese Wochen dienen u.a. dem Einüben selbständiger Arbeitsformen. Sowohl im Untergymnasiumals auch im Kurzgymnasium enthält eine dieser beiden Wochen einekurze Einführung in fachbezogene Lern- und Arbeitstechniken. Kunst, Sport und ein weiteres Fach2Sowohl im Untergymnasium als auch im Kurzgymnasium leitet die Klassenlehrpersonmindestens eine dieser Wochen (aber nicht zwingend beide). fachbezogene Projekte1, 2 Wirtschaftswoche Themen der modernen Welt aus naturwissenschaftlicher Sicht profilbezogene Projekte
Sonderwoche vor den Sommerferien Unterricht nach modifiziertem Stundenplan Unterricht nach modifiziertem Stundenplan Unterricht nach modifiziertem Stundenplan Medienwoche Intensivwoche zum Abschluss der Wahlkurse (wahlkursgebunden) schriftliche Maturitätsprüfungen

1 Diese Wochen dienen u.a. dem Einüben selbständiger Arbeitsformen. Sowohl im Untergymnasiumals auch im Kurzgymnasium enthält eine dieser beiden Wochen einekurze Einführung in fachbezogene Lern- und Arbeitstechniken.

2 Sowohl im Untergymnasium als auch im Kurzgymnasium leitet die Klassenlehrpersonmindestens eine dieser Wochen (aber nicht zwingend beide).

Erwägungen

Sozialpraktikum und Intensivwoche

Die beiden Neuerungen stossen bei allen Beteiligten auf sehr grosse Akzeptanz, die Konzepte haben sich bewährt. Die neuen Gefässe stellen eine wertvolle Ergänzung des Ausbildungsganges für die Schülerinnen und Schüler dar.

Arbeitswoche im Ausland

Die Arbeitswoche im Ausland soll als Vertiefung in kulturelle Themen im Ausland durchgeführt werden. Diese soll im Rahmen des gymnasialen Bildungsauftrages erfolgen. Entsprechend sorgfältig müssen Zielort und Thema ausgewählt werden. Diese werden von den Lehrpersonen vorgeschlagen, wobei die Klasse eine Mitsprachemöglichkeit hat. Gute Kenntnis der Verhältnisse und Möglichkeiten vor Ort ist ebenso unerlässlich für den Erfolg der Unternehmung wie die aktive Mitarbeit der Schülerschaft bei deren Vorbereitung und Durchführung.

Sonderwochenkonzept für das Untergymnasium

Das Konzept entspricht in wesentlichen Teilen demjenigen der ersten beiden Klassen des Kurzgymnasiums.

Arbeitswoche in der 1. Klasse des Kurzgymnasiums

Die Arbeitswoche in der 1. Klasse des Kurzgymnasiums soll zukünftig nicht auswärts, sondern an der Schule durchgeführt werden. Diese Neuausrichtung macht es möglich, die Arbeitswoche nicht nur im Sinne einer Projektwoche, sondern auch zur Vertiefung ausgewählter Stoffgebiete des Normalunterrichts zu nutzen. Der Zeitpunkt in der Mitte der Probezeit eignet sich dafür sehr gut. Die erstmalige Durchführung der Arbeitswochen im Herbstsemester 2006 nach geändertem Konzept stiess bei allen Beteiligten auf gute Akzeptanz.

Arbeitswoche in der 2. Klasse des Kurzgymnasiums/Studienwoche vor den Sportferien/Medienwoche

Diese Elemente des Sonderwochenkonzepts sind bereits im Lehrplan vom 12. August 1997 aufgeführt und langjährig erprobt.

Aufgrund der Evaluationsergebnisse überzeugt das vorliegende modifizierte Sonderwochenkonzept inhaltlich. Das Sonderwochenkonzept gehört aber nicht in den Lehrplan, sondern fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schulleitung der Kantonsschule Küsnacht. Den beantragten Änderungen des Lehrplans ist somit nur für die Kapitel «Wahlkurse» sowie «Klassenstunde» zuzustimmen.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Der Bildungsrat nimmt den Bericht der Kantonsschule Küsnacht über die Evaluation des Sonderwochenkonzepts zur Kenntnis.
  • Der Kantonsschule Küsnacht werden gemäss den Erwägungen die beantragten Änderungen des Lehrplans für die Kapitel «Wahlkurse» und «Klassenstunde» bewilligt.
  • Mitteilung an die Kantonsschule Küsnacht, die Präsidentin der Schulkommission, Frau Dr. Lisemarie Burkhardt, sowie an die Bildungsdirektion, Mittelschul- und Berufsbildungsamt.

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