Kantonsschule Zürcher Unterland: Pilotprojekt «Ergänzendes betreutes Selbstlernsemester im Fach Einführung Wirtschaft und Recht»

Beschluss Bildungsrat
2006 / 07
Sitzungsdatum
20. März 2006

Ausgangslage

Mit Schreiben vom 27. Januar 2006 beantragt der Rektor der Kantonsschule Zürcher Unterland im Sinne eines vierjährigen Projektes die Einführung eines ergänzenden betreuten Selbstlernsemesters im Fach Einführung in Wirtschaft und Recht (EWR). Die Schule führte das Fach EWR seit dessen Einführung vor fünf Jahren in allen fünf Profilen mit einer Stundendotation von 2 Semesterstunden (Frühlingssemester der 4. Klasse). Mit dieser Stundendotation liegt die Kantonsschule Zürcher Unterland im Vergleich mit anderen Kantonsschulen am unteren Limit. Nur die Kantonsschulen Oerlikon, das Literargymnasium Rämibühl und Limmattal liegen mit 2 Semesterstunden gleich tief. Die Kantonsschulen Küsnacht, Realgymnasium Rämibühl, Zürich Birch, Rychenberg und Stadelhofen bieten zwar auch nur 2 Semesterstunden an, führen aber zusätzlichein Ergänzungsfach Wirtschaft und Recht. Die bisherigen Erfahrungen an der Kantonsschule Zürcher Unterland zeigen denn auch, dass die Lehrziele mit dieser minimalen Stundendotation nur schwer erreicht werden können. Dies steht einerseits im Widerspruch zu den im Lehrplan fixierten (minimalen) Lehrzielen und anderseits auch zur Bedeutung der beiden Fachgebiete Wirtschaft und Recht in Gesellschaft und Wissenschaft. Mit dem vorliegenden Konzept eines betreuten Selbstlernsemesters im Herbstsemester der 5. Klasse im Fach EWR soll die notwendige Ergänzung geschaffen und zugleich das übergeordnete Lernziel «Selbständigkeit» zu einem Zeitpunkt gefördert werden, welcher als optimal bezeichnet werden kann, wie die ausgewerteten Erfahrungen mit dem Selbstlernsemester in sechs Fächern an der Kantonsschule Zürcher Oberland zeigen. Auch mit der im Frühlingssemester der 4. Klassen bereits fest installierten interdisziplinären Lernform «Lernen am Projekt (LaP)» besteht ein günstiges Fundament für ein im anschliessenden Herbstsemester der 5. Klassen durchgeführtes betreutes Selbstlernsemester im Fach EWR.

Das Pilotprojekt «Ergänzendes betreutes Selbstlernsemester im Fach EWR»

Mit einem «ergänzenden betreuten Selbstlernsemester im Fach EWR» wird das Grundlagenfach EWR in allen Profilen (ausgenommen im Profil Wirtschaft und Recht) im Herbstsemester der 5. Klasse um 1 Semesterstunde ergänzt. Damit wird das bisher auf das Frühlingssemester der 4. Klasse beschränkte Fach auf zwei Semester verlängert. Das Konzept eines ergänzenden betreuten Selbstlernsemesters im Fach EWR sieht eine Kombination vor von Einführungsvorlesungen, gesteuertem Selbststudium, Reflexionsprozessen und vertiefenden Referaten. Eine erste Prüfung soll nach den Herbstferien, eine zweite im Januar stattfinden. Jede Klasse verfügt über ein Lernforum, das für den Austausch von Erfahrungen und die Diskussion offener Fragen zwischen Schülerinnen und Schülern und/oder den Lehrpersonen zur Verfügung steht. Die Aufgabenstellung erfolgt elektronisch. Die Betreuung durch die Lehrpersonen erfolgt grundsätzlich individuell auf elektronischem Weg, soll aber im erwähnten Forum für alle nachvollziehbar vorgenommen werden.

Stundentafeländerungen

Im Herbstsemester der 5. Klassen soll im altsprachlichen, neusprachlichen, mathematisch- naturwissenschaftlichen und musischen Profil eine Lektion EWR in die Stundentafeln eingefügt werden. Diese Lektion wird in Form eines ergänzenden, betreuten Selbstlernens durchgeführt. Diese Lektion entspricht der Stundenanrechnung für die betroffenen Lehrpersonen. Im Stundenplan der SchülerInnen wird hingegen im Fach EWR keine Lektion aufgeführt.

Im mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil (beide Schwerpunktfächer) wird die Stundendotation im Fach Anwendungen der Mathematik im Frühlingssemester der 4. Klasse von 2 auf 3 Semesterstunden erhöht, im Herbstsemester der 5. Klasse von 3 auf 2 Lektionen gesenkt.

Erwägungen

Ein betreutes Selbstlernsemester in einem einzigen Fach ist eine mögliche bzw. weitere Ausprägung selbstständigen Lernens. Dessen Erprobung an der Kantonsschule Zürcher Unterland im Rahmen eines auf vier Jahre befristeten Pilotversuchs scheint nicht zuletzt vor dem Hintergrund der positiven Evaluationsergebnisse des Pilotprojektes «Selbstlernsemester» an der Kantonsschule Zürcher Oberland sinnvoll zu sein. Hier wie dort ist das Selbstlernsemester für die Schülerinnen und Schüler eine gute Vorbereitung für die Maturitätsarbeit, das Wahlfachjahr sowie für die an den Hochschulen vorherrschende Arbeitsweise. Mit der Einführung des Selbstlernsemesters EWR steigt die Jahresstundendotation um 0.5 Jahresstunden. Sie beträgt je nach Profil neu zwischen 131.0 und 133.5 Jahresstunden. Im Durchschnitt können damit die kantonalen Vorgaben, welche maximal 132 obligatorische Lektionen erlauben, eingehalten werden. Die zusätzlichen Lektionen für die Betreuung des Selbstlernsemesters im Fach EWR müssen über die Schülerpauschale gedeckt werden.

Da ein solches Projekt für die betroffenen Lehrpersonen – ein erfahrenes und eingespieltes Team des Faches Wirtschaft und Recht - eine neue Rolle in der Lernbegleitung erfordert, sollen sie pädagogisch-didaktisch unterstützt werden und soll ihnen ein Forum für Erfahrungsaustausch und Weiterbildungs-Inputs zu spezifischen Fragen des selbstständigen Lernens angeboten werden. Mit der Durchführung eines Coachings im Umfang von insgesamt sechs Sitzungen, verteilt über die Schuljahre 2006/07 bis 2008/09, wird Frau Prof. Dr. Regula Kyburz-Graber, Universität Zürich, Höheres Lehramt Mittelschulen, betraut. Das Coaching soll mit einer Berichterstattung zuhanden des Bildungsrates abgeschlossen werden. Die Kostenfolgen von Fr. 4’000 gehen zulasten des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes.

Der auf vier Jahre befristete Pilotversuch eines «ergänzenden betreuten Selbstlernsemesters» soll intern evaluiert werden. Dem Bildungsrat ist nach drei Jahren, d.h. Ende Schuljahr 2008/09 ein Bericht vorzulegen. Auf der Grundlage dieses Berichtes und desjenigen des oben genannten Coachings soll der Bildungsrat im Verlauf des 4. Jahres einen weiteren Entscheid fällen können. Bezüglich der zentralen Fragestellungen soll sich die Berichterstattung einerseits am Schlussbericht «Externe Evaluation des Pilotprojektes ‹Selbstlernsemester’ an der Kantonsschule Zürcher Oberland» vom 15. April 2005 und andererseits am Bericht «Pädagogisch- didaktische Begleitung im Selbstlernsemester der Kantonsschule Zürich Oberland» vom 12. April 2005 orientieren.

Antrag

Auf Antrag der Bildungsdirektion beschliesst der Bildungsrat:

  • Der Kantonsschule Zürcher Unterland wird für die Schuljahre 2006/07 bis 2009/10 bewilligt, das Pilotprojekt «ergänzendes betreutes Selbstlernsemester im Fach Wirtschaft und Recht» zu führen.
  • Die beantragten Änderungen der Stundentafeln werden gemäss den Erwägungen – auf vier Schuljahre befristet – bewilligt und treten auf Beginn des Schuljahres 2006/07 in Kraft.
  • Das Pilotprojekt «ergänzendes betreutes Selbstlernsemester im Fach Wirtschaft und Recht» ist im Rahmen einer internen Evaluation auszuwerten. Nach Ende des Schuljahres 2008/09 ist dem Bildungsrat Bericht zu erstatten.
  • Mit der Federführung der externen pädagogisch-didaktischen Begleitung des Pilotprojektes wird Frau Prof. Dr. Regula Kyburz-Graber, Universität Zürich, Höheres Lehramt Mittelschulen, Beckenhof, 8021 Zürich, beauftragt. Der Auftrag ist mit einer Berichterstattung verbunden.
  • Publikation des Beschlusses «ergänzendes betreutes Selbstlernsemester im Fach Wirtschaft und Recht» an der Kantonsschule Zürcher Unterland (vom 20. März 2006) in geeigneter Form im Schulblatt.
  • Mitteilung an Herrn Felix Angst, Rektor der Kantonsschule Zürcher Unterland, Kantonsschulstrasse 23, 8180 Bülach; Herrn Nils Mehr, Präsident der Schulkommission der Kantonsschule Zürcher Unterland, Am Fasnachtsbuck 26, 8180 Bülach; Herrn Prof. Dr. Hans M. Eppenberger, Präsident Präsidentenkonferenz Mittelschulen, Wiesenweg 5, 5436 Würenlos; Herrn Prof. Dr. Alfred Baumgartner, Präsident der Schulleiterkonferenz der Mittelschulen, Kantonsschule Hohe Promenade, Promenadengasse 11, 8001 Zürich; Herrn Prof. Stephan Aebischer, Präsident des Mittelschullehrerverbands, Buchholzstrasse 58, 8053 Zürich; Herrn Prof. Stefan Rubin, Präsident des Synodalvorstands, Wylandstrasse 27, 8400 Winterthur; die Bildungsdirektion, Abteilung Bildungsplanung, sowie das Mittelschul- und Berufsbildungsamt.

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