News GS Bezirke Hinwil, Meilen, Pfäffikon, Uster – 1/2021

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Seit einem guten Jahr arbeite ich – wie so viele – vornehmlich im Homeoffice. Der virtuelle Kontakt mit Kolleginnen und Zusammenarbeitspartnern funktioniert prima. Wir finden immer wieder gute Lösungen für die Crux zwischen der Erbringung des Service Public und den Corona-Schutzmassnahmen. Aus dem vergangenen Jahr sind weitere Dinge positiv hervorgegangen, beispielsweise der Digitalisierungsschub in der Verwaltung.

Eines allerdings vermisse ich sehr, nämlich die realen Kontakte mit Menschen. Mein Herz schlägt seit je her für das Miteinander. Deshalb ist es mir eine besondere Freude, Ihnen in diesem Newsletter über zwei Angebote zu berichten, die beide nach dem Prinzip «zäme» funktionieren: Netz2 und die Sprechstunde «kjz im Schlössli».

Beide Angebote basieren auf gut funktionierenden sozialen und beruflichen Netzwerken; diese sind relevant für Wohlbefinden, Gesundheit und Erfolg.

Ich wünsche gute Lektüre und freue mich, Sie bald wieder irgendwo persönlich zu treffen!

Herzlich, Katja Bluntschli

Katja Bluntschli

Geschäftsführerin

katja.bluntschli@ajb.zh.ch
+41 43 259 80 00

Katja Bluntschli, Geschäftsführerin GS Hinwil, Meilen, Pfäffikon, Uster, AJB

Jugendliche holen sich beim Schritt in eine Berufsausbildung Unterstützung bei Netz2 

Die Zahl Zehn plus das Logo von Netz2 in gelber Farbe
Jugendliche und junge Erwachsene mit Problemen in mehreren Lebensbereichen werden durch das Case Management Netz2 beim Abschluss einer Ausbildung unterstützt.

Seit zehn Jahren betreuen Case Managerinnen und Case Manager im Rahmen des Angebots Netz2 Jugendliche mit sogenannten Mehrfach-Problematiken auf dem Weg zu einem Sek-II-Abschluss. Kathrin Marmet, Netz2-Mitarbeiterin im biz Uster, gibt Einblick in das erfolgreiche Angebot, welches im letzten Jahr sein 10-jähriges Jubiläum feiert.

Die jungen Menschen, mit denen Kathrin Marmet und zehn weitere Case Managerinnen und Manager beim Amt für Jugend und Berufsberatung und dem Laufbahnzentrum Zürich arbeiten, kommen mit den unterschiedlichsten Problemen zu Netz2. Das können körperliche oder psychische Gesundheitsprobleme sein, dysfunktionale Familiensituationen, prekäre Wohnsituationen, Überforderung in der Schule oder im Sozialleben oder Suchtmittelgeschichten – und das immer gleich in verschiedenen Kombinationen angehäuft.

Sarah aus Winterthur, 15 Jahre, im Gespräch mit Case Managerin Karin Gabathuler

«Meine Case Managerin wusste immer, wo es für mich gerade problematisch war. Zu zweit eine Lösung zu finden, half mir sehr.»

Sarah aus Winterthur, 15 Jahre, mit Karin Gabathuler, Case Managerin Netz2.

Viele Jugendliche konnten profitieren

128 Jugendliche aus den Bezirken Hinwil, Meilen, Pfäffikon und Uster konnten in den letzten zehn Jahren vom Netz2-Angebot profitieren, 830 Jugendliche waren es im ganzen Kanton. Rund ein Drittel davon hat die Betreuung frühzeitig abgebrochen. 175 Jugendliche befinden sich aktuell in Betreuung und etwas mehr als die Hälfte aller Fälle wurde erfolgreich abgeschlossen. Abgeschlossen werden Fälle dann, wenn sie das Ziel Sek-II-Abschluss erreicht haben, oder wenn die Jugendlichen in einem so stabilen Umfeld eingebunden und auf dem Weg zum Abschluss sind, dass sie den Weg auch ohne Netz2-Betreuung beschreiten können.

Enge Zusammenarbeit mit Fachstellen und Gemeinden

Die Vermittlung zu Netz2 geschieht über Fachpersonen (sogenannte Case Maker), die erkennen, dass ein Jugendlicher oder eine junge Erwachsene viel Unterstützung benötigt und verschiedene Bereiche koordiniert werden müssen. «Die Jugendlichen nehmen unser Angebot aber freiwillig in Anspruch, das heisst, am Anfang muss ihre Bereitschaft, sich auf uns einzulassen, vorhanden sein», sagt Kathrin Marmet. Zunächst schaue man darauf, die grundlegende Lebenssituation zu verbessern. Dazu gehöre etwa das Eröffnen eines Bankkontos, das Klären der Wohnsituation, der Gang auf alle involvierten Ämter oder die Anmeldung bei der IV. «Selbst wenn ein Jugendlicher nach einer gewissen Zeit beschliesst, dass er oder sie unser Angebot nicht mehr will, so bleibt das, was wir bis dahin zusammen erarbeitet haben meistens bestehen, und das bedeutet für diese Jugendlichen bereits einen grossen Fortschritt.»

Ein bewährtes Angebot, dass es weiter zu stärken gilt

In wenigen Jahren soll Netz2 unter einem gemeinsamen Dach arbeiten. Denn jetzt arbeiten die Case Managerinnen und Manager über den Kanton verteilt in den Regionen und sind dort nicht selten als Einzige ihres Faches tätig. Der fachliche und auch persönliche Austausch kommt da, trotz regelmässiger Teammeetings, Intervisionen und einer jährlichen Retraite, zu kurz.

Da Netz2 keine neuen Angebote entwickelt, sondern die Teilnehmenden und deren Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachpersonen begleitet, ergibt sich eine intensive Zusammenarbeit mit den Angeboten für junge Menschen in der Region, z.B. im Zürcher Oberland. Kathrin Marmet ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Stellen in den nächsten Jahren noch einfacher wird, «weil wir in den letzten Jahren viel gute Aufbau- und Vernetzungsarbeit geleistet haben. Inzwischen kennen viele Fachstellen unser Angebot und schätzen die Zusammenarbeit mit den Netz2-Mitarbeitenden.»

Neue Kräfte für Netz2

Der Regierungsrat hat im Januar 2021 beschlossen, den Stellenplan des Amt für Jugend und Berufsberatung zu erweitern. Das hat auch Auswirkungen auf das Netz2-Team in den Bezirken Hinwil, Meilen, Pfäffikon und Uster. Wir freuen uns sehr, das Team ab Mitte Jahr mit neuen Kräften zu erweitern.

Sprechstunde «kjz im Schlössli»: die kjz-Beratung in der psychiatrischen Klinik 

Ein Mädchen und ein Junge zeichnen zusammen
Das Kind im Zentrum: Sprechstunde «kjz im Schlössli» Quelle: AJB

Ist die Mutter oder der Vater psychisch krank, spüren das die Kinder und sind verunsichert. Betroffene Eltern wiederum haben oft ein schlechtes Gewissen und möchten, dass ihre Kinder so wenig wie möglich darunter leiden. In der Sprechstunde «kjz im Schlössli» können sich Klientinnen und Klienten der Clienia Schlössli zu Fragen rund um Erziehung und Familienalltag beraten lassen.

Wie kann ein Vater dem Kind seine Depression begreiflich machen, wie die Mutter mit ihren Kindern über ihre Angststörung sprechen? Was brauchen Kinder, um den belasteten Alltag zu bewältigen? Und welche Unterstützung benötigen die Eltern, um ihre Erziehungsaufgabe trotz Erkrankung gut zu erfüllen?

Druck wegnehmen

In der Sprechstunde «kjz im Schlössli» werden solche Fragen angegangen, im Zentrum steht dabei das Kind. Alle zwei Wochen bietet die Sprechstunde Raum für Kurzgespräche mit einer erfahrenen kjz-Beraterin. «Es geht darum, erste drängendste Fragen klären, Druck wegzunehmen und Lösungen zu skizzieren», erläutert Christine Steiner, eine der Beraterinnen. Lösung kann dabei auch heissen, dass Mütter und Väter wissen, wohin sie sich nach der stationären Behandlung mit ihren Anliegen wenden können. Die Sprechstunden können Betroffenen die Angst nehmen, sich draussen Hilfe zu holen. Sich zum Beispiel im kjz zu melden, um dort Erziehungsfragen vertieft anzugehen.

Wertvolle interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Sprechstunde «kjz im Schlössli» ist letzten September gestartet und Teil des Projektes «Kinder psychisch beeinträchtigter Eltern im Züri Oberland» kurz: KipbE.ZO. Das Projekt – gemeinsam entwickelt vom AJB und der Regionalen Psychiatriekommission Zürcher Oberland (RPK.ZO) – verfolgt das Ziel, Fachpersonen aus unterschiedlichsten Bereichen für die Bedürfnisse der betroffenen Kinder zu sensibilisieren. Die Kinder- und Jugendhilfe soll so mit der Erwachsenenpsychiatrie vernetzt werden.

Das Beratungsangebot richtet sich denn auch nicht nur an die hospitalisierten Eltern; Fachpersonen der Klinik können die Sprechstunden ebenfalls nützen, um entsprechende Fragen in Bezug auf eine Patientin oder einen Patienten zu klären. Christine Steiner freut sich über die positive Einstellung und die Offenheit der Klinik sowie die überaus gute interdisziplinäre Zusammenarbeit. Mit ihrem klaren Fokus auf das Kind kann die Sprechstunde zudem das Angebot der Clienia für Angehörige ideal ergänzen.

Lösungsorientiert, wertschätzend und stärkend

Die Betroffenen kommen freiwillig und aus eigenem Antrieb in die Beratung, weil sie Unterstützung bei der Erziehung oder Entlastung bei der Betreuung brauchen, wegen familiärer Konflikte, oder weil sie nicht wissen, wie sie mit ihrem Kind über ihre psychische Erkrankung reden sollen. Die Beraterinnen des kjz sprechen sie als starke, verantwortungsvolle Eltern an, die sich um ihre Kinder sorgen und Verantwortung für sie übernehmen. Gemäss Christine Steiner wird diese Wertschätzung von den Betroffenen, die sich in einer schwierigen Lebenslage befinden, sehr geschätzt. Auch sonst ist sie vom Angebot «kjz in Schlössli» mehr als überzeugt: «Es ist noch viel sinnhafter und stärkender als ich mir das vorgestellt habe. Ich habe gestaunt, wieviel Energie in einer solchen Sprechstunde freigesetzt wird.»

Institut Kinderseele Schweiz

Das Institut Kinderseele Schweiz betreibt die Website www.kinderseele.ch, die umfassende Infos und Tipps bereithält. Zudem betreibt es eine Beratungsstelle in Winterthur und führt Telefon- und E-Beratungen durch.

Kontakt

Amt für Jugend und Berufsberatung - Geschäftsstelle der Bezirke Hinwil, Meilen, Pfäffikon und Uster

Adresse

Guyer-Zeller-Strasse 6
Postfach 1299
8620 Wetzikon
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