Unternehmensbefragung: Attraktiver Wirtschaftsstandort Zürich mit Entwicklungspotenzial

Eine Umfrage des Amts für Wirtschaft unter Unternehmen im Kanton Zürich zeigt: 82% sind mit dem Wirtschaftsstandort Zürich grundsätzlich zufrieden. Besonders geschätzt werden die ausgezeichnete Verkehrsinfrastruktur, die hohe Lebensqualität und die gut qualifizierten Arbeitskräfte. Kritisiert werden die Steuerbelastung und die generell hohen Kosten.

Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Mehr als 80% der befragten Zürcher Unternehmen sind zufrieden mit dem Kanton Zürich als Unternehmensstandort.
  • Punkten kann der Kanton vor allem mit der Verkehrsinfrastruktur, der Lebensqualität und den gut qualifizierten Arbeitskräften.
  • Zwei Faktoren sprechen aus Sicht der befragten Unternehmen gegen den Kanton Zürich: Für 90% ist es das hohe Kostenumfeld – wie zum Beispiel Miet-, Lohn-, oder Regulierungskosten – und für 64% die Steuerbelastung.
  • 27% der befragten Unternehmen haben in den letzten fünf Jahren erwogen, den Standort zu verlegen, oder planen künftig einen Wegzug. Als Hauptgrund werden die hohe Kosten- und die Steuerbelastung genannt.
  • Nur ein Bruchteil davon dürfte den Kanton tatsächlich verlassen: In den vergangenen Jahren haben jeweils nur etwas mehr als ein Prozent der Unternehmen ihren Sitz in einen anderen Kanton verlagert.
  • Das grösste Potenzial für eine administrative Entschlackung sehen die Unternehmen im Kanton Zürich in den Baubewilligungsverfahren.

Hohe Zufriedenheit mit dem Standort

Der Kanton Zürich ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Eine Studie des Amts für Wirtschaft hat verschiedene Indikatoren verglichen und aufgezeigt, dass Zürich im internationalen Vergleich bei wichtigen Standortfaktoren gut bis sehr gut abschneidet. Dazu gehören die Bildung, die Wirtschaftsleistung und die Lebensqualität. Die Studie zeigt aber auch Bereiche mit Verbesserungspotenzial auf, etwa bei der Steuerbelastung, im Bereich der Regulierung oder beim Kostenumfeld.

So weit die messbaren Indikatoren. Wie aber nehmen ansässige Unternehmen den Kanton Zürich als Standort tatsächlich wahr? Um die Perspektive dieser Unternehmen abzuholen, hat das Amt für Wirtschaft in Zusammenarbeit mit den Zürcher Wirtschafts- und Branchenverbänden (KMU- und Gewerbeverband Kanton Zürich, Zürcher Handelskammer, Zürcher Hotellerieverband, Industrie-Verband Zürich) im Jahr 2024 eine Umfrage durchgeführt. Insgesamt haben über 400 Unternehmen daran teilgenommen.*

Die grosse Mehrheit der befragten Unternehmen ist zufrieden mit dem Standort Zürich: 22% der Unternehmen sind sehr zufrieden und 60% eher zufrieden. Demgegenüber zeigen sich 14% eher unzufrieden sowie 4% gar nicht zufrieden mit dem Unternehmensstandort Zürich.

Die unzufriedenen Unternehmen stören sich an verschiedenen Faktoren, insbesondere an der Steuerbelastung sowie der Bürokratie und der damit zusammenhängenden Regulierung. Von den 74 unzufriedenen Unternehmen haben 49 einen Grund für ihre Unzufriedenheit angegeben.

Besonders oft werden die hohen Steuern (46%) sowie die Bürokratie und die damit zusammenhängende Regulierung (41%) genannt. Als weitere störende Faktoren wurden die Verkehrs- und Parkplatzsituation (13%) oder die zu wenig wirtschaftsfreundliche Politik (10%) genannt. Bei letzteren beiden Punkten hat ein Grossteil der Unternehmen explizit auf die Situation in der Stadt Zürich verwiesen.

*Die Branchenstruktur sowie die Verteilung nach Unternehmensgrösse der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen entsprechen nicht der tatsächlichen Struktur der Unternehmenslandschaft im Kanton Zürich. Deshalb wurden die Ergebnisse entsprechend gewichtet.

Die Grafik zeigt, wie zufrieden die befragten Unternehmen mit dem Kanton Zürich als Unternehmensstandort sind. 22% sind sehr zufrieden, 60% eher zufrieden, 14% eher unzufrieden und 4% gar nicht zufrieden.
Über 80% der Unternehmen sind insgesamt zufrieden mit dem Kanton Zürich als Unternehmensstandort

Unterschiedliche Bewertung der Standortfaktoren

Woher kommt die hohe Zufriedenheit mit dem Standort Zürich? Oder anders gefragt: Welche konkreten Faktoren fördern oder vermindern diese? Insgesamt wurden den befragten Unternehmen 24 verschiedene Standortfaktoren zur Beurteilung vorgelegt. Der Kanton Zürich punktet vor allem mit der Verkehrsinfrastruktur, der Lebensqualität und den gut qualifizierten Arbeitskräften. Zudem sprechen das wirtschaftliche Umfeld und die politische Stabilität für den Wirtschaftsstandort. Diese Ergebnisse decken sich weitgehend mit der bereits erwähnten Studie des Amts für Wirtschaft zu den Standortfaktoren und der darin vorgenommenen Datenvergleichsanalyse.

Gegen den Standort Zürich sprechen aus Sicht der Unternehmen vor allem das Kosten- und das Steuerumfeld. Für 90% der Unternehmen schmälern ein oder mehrere Faktoren im Bereich Kostenumfeld die Attraktivität des Standorts Zürich. Vor allem die Miet- und Immobilienpreise, aber auch die Lohnkosten und die Kosten, welche durch Regulierungen anfallen, wurden oft genannt.

Das hohe Kostenumfeld ist jedoch auch Ausdruck des wirtschaftlichen Erfolgs. Die Miet- und Lohnkosten sind im Kanton Zürich auch deshalb so hoch, weil dieser seit vielen Jahren ein prosperierender Wirtschaftsstandort ist. Er weist deshalb für Unternehmen, Arbeitnehmende und ihre Familien eine hohe Standortqualität auf.

64% der befragten Unternehmen betrachten zudem das Steuerumfeld als negativen Standortfaktor. Zürich liegt bei der Steuerbelastung von Unternehmen im kantonalen Vergleich auf dem zweitletzten Platz. Für rund ein Fünftel der Unternehmen sind zudem die geringe Verfügbarkeit von Flächen für die betriebliche Entwicklung sowie die Qualität der Behörden ein Nachteil des Standorts Zürich. Bei der Qualität der behördlichen Dienstleistung wird unter anderem die lange Bearbeitungsdauer für Gesuche bemängelt oder die Tatsache, dass nicht alle Behördendienstleistungen digital abgewickelt werden können.

Während die Verfügbarkeit von Fachkräften für 17% der Unternehmen für den Standort sprechen, sehen dies gleich viele Unternehmen umgekehrt als einen negativen Standortfaktor. Dies zeigt auf, dass Unternehmen unterschiedlich stark vom Fachkräftemangel betroffen sein können.

Standortverlegung beschäftigt Unternehmen

Neben den gängigen Standortfaktoren können auch Zu- und Wegzüge von Unternehmen als Gradmesser für die Attraktivität eines Standortes herangezogen werden. Die vorhandene Datengrundlage lässt jedoch nur eine Analyse der Sitzverlegung innerhalb der Schweiz zu, also von einem in einen anderen Kanton. Die Aussagekraft ist daher etwas eingeschränkt. Gleichwohl lässt sich sagen, dass gemäss einer Auswertung der ZHK in den letzten Jahren die Zahl der Unternehmenswegzüge aus dem Kanton Zürich in andere Kantone jene der Zuzüge leicht überstiegen hat. Gemessen an den rund 100 000 Unternehmen im Kanton Zürich mit gut 1,1 Mio. Beschäftigten war der negative Wanderungssaldo jedoch marginal.

Wie sehen das die Zürcher Unternehmen? 27% der Unternehmen gaben an, sie hätten in den letzten fünf Jahren erwogen, den Standort ihres Unternehmens aus dem Kanton Zürich weg zu verlagern. Diese doch eher hohe Zahl lässt sich dahingehend etwas relativieren, dass es zum strategischen Prozess eines Unternehmens gehört, die Standortwahl regelmässig zu überprüfen. Betrachtet man die Zahl der effektiven Sitzverlegungen aus dem Kanton Zürich, lag diese gemäss Auswertungen des Statistischen Amts des Kantons Zürich in den letzten fünf Jahren im Durchschnitt bei jährlich rund 1500 Unternehmen. Dies entspricht etwas mehr als einem Prozent aller ansässigen Unternehmen.

Es dürfte also auch in Zukunft nur ein Bruchteil der Unternehmen, die über einen Wegzug nachdenken, den Kanton auch effektiv verlassen. Zudem verlegen jährlich rund 1300 Unternehmen ihren Sitz von einem anderen Kanton in den Kanton Zürich.

Gleichwohl zeigt sich aber, dass gewisse Standortfaktoren einen beachtlichen Teil der Unternehmen dazu bewegen, über eine Standortverschiebung zumindest nachzudenken. Wie bereits bei der Frage nach den Standortnachteilen dominieren auch bei den Gründen für einen erwogenen Wegzug das Steuer- und Kostenumfeld. Von 91 Unternehmen, die einen Wegzug in Betracht ziehen, haben 58 einen Grund angegeben.

  • Bei 48% der Unternehmen waren die hohen Steuern ausschlaggebend
  • Bei 35% war generell das Kostenumfeld ausschlaggebend. 
  • Weitere 22% dachten über einen Umzug nach, da sie unzufrieden mit der Verkehrspolitik und der Parkplatzsituation – vor allem in der Stadt Zürich – sind.
Die Grafik zeigt den Anteil der befragten Unternehmen, die angaben, dass sie in den vergangenen 5 Jahren darüber nachdachten, den Standort ihres Unternehmens ausserhalb des Kantons Zürich zu verlegen oder die einen Wegzug planen. 27% der Unternehmen gaben an, dass sie über einen Wegzug nachgedacht haben, weitere 5% wissen es nicht und 68% haben nicht über eine Standortverlegung nachgedacht.
Mehr als ein Viertel der Unternehmen haben eine Standortverlegung erwogen

Einfachere Baubewilligungsverfahren gefordert

Die Umfrage zeigt: Viele Unternehmen sind zwar mit dem Kanton Zürich als Unternehmensstandort grundsätzlich zufrieden, orten aber auch Faktoren, die sich negativ auf ihre Zufriedenheit auswirken. Um mögliches Verbesserungspotenzial zu identifizieren, wurde den Unternehmen eine offene Frage ohne vorgegebene Antworten vorgelegt. Rund die Hälfte aller Teilnehmenden hat Gebrauch davon gemacht.

  • 27% forderten einen Abbau an Bürokratie, Regulierungen und administrativem Aufwand, um die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons Zürich zu stärken. 
  • 20% sprachen sich für eine Senkung der Steuern, Abgaben und Gebühren aus.
  • 17% sprachen sich für mehr (bezahlbare) Flächen und Gewerberäume aus. 
  • Zudem werden die Verkehrspolitik (autofreundlicher), ein wirtschaftsfreundlicheres und stabiles politisches Umfeld sowie eine bessere und effizientere Zusammenarbeit mit den Behörden als relevant für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Zürich erachtet.

Gemäss den befragten Unternehmen sollte die administrative Entlastung in erster Linie im Bereich der Baubewilligungsverfahren erfolgen. Diese werden als zu bürokratisch und zu wenig effizient wahrgenommen. Auch die hohen Anforderungen der Denkmalpflege wurden mehrfach als hinderlich beschrieben. Eine Studie der ZKB zeigt, dass das Baubewilligungsverfahren im Kanton Zürich mit durchschnittlich 170 Tagen länger dauert als im Schweizer Durchschnitt und dass die Dauer seit 2010 um 76% zugenommen hat.

Weiter wird gefordert, dass die Regulierungsdichte und die administrative Belastung für Unternehmen im Allgemeinen gesenkt werden. Zudem sollten Behördenprozesse optimiert und die Verwaltung kundenfreundlicher und digitaler werden. Damit der Kanton Zürich auch weiterhin ein wettbewerbsfähiger Unternehmensstandort bleibt, brauche es neben einer effizienten Verwaltung auch Bestrebungen der Politik, den Unternehmensstandort nicht mit zu viel Regulierung und Bürokratie zu belasten.

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