Grünflächen planen und gestalten

Vielfältig Grünfläche mit kleiner Rasenfläche, schattenspendenden Bäumen für Sitzbänke und Flächen sowie naturnah gestaltete Bereiche sind auf dem Bild der Escherpark Siedlung ersichtlich.

Grünflächen in Siedlungsgebieten dienen den Menschen als Rückzugs- und Erholungsräume. Daneben haben sie eine positive Wirkung auf das Lokalklima. Sie reduzieren die Abstrahlung von Wärme und kühlen die Umgebungsluft durch Verdunstung von Wasser. Richtig gestaltet nehmen sie während Hitzeperioden eine wichtige Funktion als sogenannte «Cool Spots» ein.

Wirkung

Reflexionsfähigkeit/Wärmespeicherung

Grünflächen haben eine höhere Reflexionsfähigkeit als dunkle Oberflächen wie beispielsweise dunkler Asphalt. Dadurch erwärmen sie sich während dem Tag weniger stark als unbegrünte Flächen und es wird weniger Wärmeenergie gespeichert. Dies führt zur Reduktion der Wärmeabstrahlung und dadurch zu weniger Hitze.

Beschattung

Die Beschattung von Grünflächen führt zu einer Verringerung der direkten Einstrahlung, wodurch die Wärmeabstrahlung zusätzlich reduziert wird. Umliegende Gebäude, Bäume oder Sträucher können dafür verantwortlich sein (vgl. Massnahme 15). Die Temperatur wird demnach verringert.

Verdunstungsleistung

Grünflächen reduzieren nicht nur die Wärmeabstrahlung sondern kühlen aktiv die Umgebungsluft durch die Verdunstung von Bodenfeuchtigkeit und die Transpiration von Pflanzen. Unter Transpiration versteht man die Verdunstung von Wasser über Spaltöffnungen in den Blättern der Pflanze und über eine Wachsschicht auf der gesamten Blattoberfläche. Bei der Verdunstung wechselt der Aggregatszustand des Wassers von flüssig zu gasförmig. Dieser Wechsel des Aggregatszustand benötigt Energie, welche der Umgebungsluft in Form von Wärme entzogen wird. Daher entsteht die Verdunstungskühle.

Beschreibung

Um das volle Potenzial einer Grünfläche auszuschöpfen, ist es notwendig, sie frühzeitig in den Planungsprozess eines Projektes miteinzubeziehen. Die Grünfläche sollte entsprechend den Nutzungsansprüchen gestaltet werden und mit Pflanzen, die an den Standort angepasst sind, bepflanzt werden.

Bei Grünflächen ab einer Grösse von 1 ha kann sich die Verdunstungskühlung in die umliegenden Quartiere ausbreiten. Wenn Grünflächen dieser Grösse ausserdem noch in einer Kaltluftachse liegen, profitieren die umliegenden Quartiere zusätzlich. Dadurch wird eine optimale Abkühlung in den Quartieren erreicht (vgl. Massnahme 01). Aber auch kleinere Grünflächen können als Trittsteine den Kaltlufttransport unterstützen, wenn diese entsprechend vernetzt sind. Solch eine Vernetzung kann mit der Begrünung und Bepflanzung von Strassenräumen und Wegen sowie kleinen Parks, Platzräumen und Gärten erreicht werden.

Die optimale Wirksamkeit einer Grünfläche im Hinblick auf Klima und Erholungsfunktion wird durch möglichst vielfältige Freiraum- und Vegetationsstrukturen erreicht. So sollen schattenspendende Bäume, offene Rasen- und Wiesenflächen, naturnah gestaltete Zonen und Wasserflächen eine Grünfläche prägen.

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Bäume sind die effektivste Vegetationsform zur Hitzeminderung und leisten wichtige Beiträge zur Luftqualität und Erholungs- und Aufenthaltsqualität. Doch ein Baum braucht Platz für seinen Wurzelraum. Deswegen ist eine Unterbauung zu vermeiden (vgl. Massnahme 02). Die Baumart ist vorsichtig auszuwählen, so dass diese der klimatischen Veränderung standhalten kann. Weitere Informationen sind der Massnahme 14 «Grosskronige Bäume erhalten und pflanzen» zu entnehmen.

Für die Wahl der Rasen- oder Wiesenfläche ist die zu erwartende Belastung zentral, da verschiedene Typen unterschiedlichen belastbar sind. Ebenfalls sollte beachtet werden, dass die Pflegeintensität unterschiedlich hoch sein kann.

Blumenwiese:
Blumenwiesen sind nicht oder wenig belastbar, aber brauchen aufgrund des mageren Bodens wenig Pflege. Sie sind geprägt von hochwüchsigen, einjährigen und mehrjährigen Arten und fördern dadurch eine höhere Artenvielfalt. Eine standortangepasste Pflanzengesellschaft braucht aber mehrere Jahre, um sich zu entwickeln. Geeignete Standorte für Blumenwiese sind selten betretene Flächen.

Blumenrasen:
Blumenrasen ist deutlich stärker belastbar als eine Blumenwiese. Sie kann jederzeit betreten und für Freizeitaktivitäten genutzt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Rasen, muss dieser seltener gemäht werden und enthält niederwüchsige Blütenpflanzen. Blumenrasen ist dementsprechend eine Zwischenform zwischen einer hochwüchsigen, artenreichen Blumenwiese und einem niedrigwachsenden, herkömmlichen Rasen. Ein Blumenrasen kann überall wie herkömmlicher Rasen wachsen. Wenn aber eine sehr hohe Belastung zu erwarten ist, sollte herkömmlichen Rasen verwendet werden.

Rasenflächen:
Rasenflächen sind stark belastbar und dienen den Menschen als Aufenthaltsflächen. Die Belastung erhöht aber den Nährstoffbedarf und folglich die Pflegeintensität. Zudem ist er für die Biodiversität weniger wertvoll. Eine herkömmliche Rasenfläche benötigt am meisten Pflege von allen Rasen- und Wiesenflächen.

Schotterrasen:
Schotterrasen ist stark belastbar und braucht wenig Pflege. Gräser wachsen in einem Gemisch aus Humus und Schotter unterschiedlicher Körnung, der sogenannten Vegetationsschicht, welche wasserdurchlässig ist. Der Zukunft entsprechend sollten trocken- und trittverträgliche Gräser angesät werden. Durch die Kombination von Schotter und Rasen wird der Widerstand erhöht, so dass ein gelegentliches und langsames Befahren mit dem Auto möglich ist. Schotterrasen kann folglich zum Beispiel als eine grüne Alternative für gepflasterte Auffahrten dienen. Je nach Belastungsstärke kann eine steigende Artenvielfalt erreicht werden.

Naturnah gestaltete Zonen sind grösstenteils selbstregulierend, dynamisch und brauchen wenig Pflege. Sie prägen das Siedlungsbild und fördern die Lebensqualität. Naturnah gestaltete Flächen brauchen aber Zeit sich zu entwickeln. Initialpflanzen helfen, dass sich die Zonen schneller ausbilden können. Eine einheimische und standortangepasste Pflanzenauswahl ist zu treffen.

Kiesflächen sind stärker belastbar als Rasen- und Wiesenflächen. Zusätzlich ist Kies ganzjährig nutzbar. Solche Kiesflächen haben einen hohen Pflegebedarf. Laub und organische Materialien sollten wöchentlich entfernt werden, so dass diese sich nicht zersetzen und einer Nährboden für unerwünschtes Unkraut bilden.

Die Verdunstung von Wasser entzieht der Umgebung Wärmeenergie und kühlt die Umgebungsluft. Bewegte Wasserflächen haben eine grössere Oberfläche für die Verdunstung, wodurch die Kühlwirkung gesteigert wird. Eingegliederte Wasserflächen in Grünflächen senken die Hitzebelastung und fördern die Attraktivität als Erholungsraum und Naturerlebnis für Menschen. Die Massnahme 18 «Wasser erlebbar machen» liefert weitere Informationen.

Damit Grünflächen optimal zur Hitzeminderung beitragen aber auch als Erholungs- und Aufenthaltsflächen dienen, sind die Oberflächen dementsprechend zu gestalten. Unterschiedliche Zonen sollten geschaffen werden. Blumen- oder herkömmlicher Rasen erlauben Freizeitaktivitäten. Ein Teil der Rasenflächen werden optimal durch Bäume beschattet, während andere frei sind. Naturnah gestaltete Zonen sind ebenfalls zu erstellen, da diese wenig Pflege benötigen, optimal zur Hitzeminderung beitragen und eine Fläche abwechslungsreich erscheinen lassen. Teiche können bei grösseren Flächen zusätzlich im Betracht bezogen werden. Damit diese Fläche gut begehbar ist, sind Kieswege einzuplanen, welche eine grössere Belastung erlauben. Durch eine grosse Abwechslung wird die Fläche attraktiv für unterschiedlichste Ansprüche.

Auf dem Bild ist eine Siedlung an der Mühlackerstrasse in Zürich zu sehen, wo unterschiedliche Pflanzen, Bäume und Kieswege vorzufinden sind. Dadurch wird der Vorhof des Gebäudes attraktiv.
Zürich, Siedlung bei Mühlackerstrasse: Unterschiedliche Pflanzen, Bäume und Kieswege gestallten den Vorhof des Gebäudes attraktiv. Quelle: ZH Bild «Auf dem Bild ist eine Siedlung an der Mühlackerstrasse in Zürich zu sehen, wo unterschiedliche Pflanzen, Bäume und Kieswege vorzufinden sind. Dadurch wird der Vorhof des Gebäudes attraktiv.» herunterladen

Synergien

Zusätzlich zur Hitzeminderung leisten Grünflächen wichtige Beiträge zur Luftqualität, Biodiversität, Regenwasserversickerung und Erholungs- und Aufenthaltsqualität.

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Durch die Photosynthese nehmen Pflanzen Kohlenstoffdioxid auf und erzeugen Sauerstoff. Doch Pflanzen filtern auch andere Schadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide aus der Luft und verbessern die Luftqualität. Dies ist vor allem wichtig in Städten, da dort die Schadstoffbelastung in der Luft am grössten ist.

Auf dem Bild ist der Max bIll Platz mit Bäumen und Pflanzen zu sehen, welche die Luftqualität verbessern.
Zürich, Max-Bill-Platz: Bäume und allgemein Pflanzen verbessern die Luftqualität. Quelle: ZH

Naturnahe Grünflächen fördern die Biodiversität. Damit die Flächen auch wirklich ökologisch wertvoll sind, ist die richtige Gestaltung elementar. Eine fachkundige Auswahl und Zusammensetzung an einheimischen und standortgerechten Pflanzen, Totholznischen und Sand- und Kiesflächen ist zu treffen. Neben der Gestaltung ist die entsprechende Pflege ebenfalls zentral für die Erhaltung und Förderung der Biodiversität. Eine naturnahe Pflege ist attraktiv für die Artenvielfalt und schont den Ressourcenverbrauch.

Grünflächen dienen der Regenwasserversickerung sowie der Grundwasserneubildung und entlasten damit die Kanalisation (vgl. Massnahme 17).

Regenwasser kann auf Grünfläche versickern oder in den kleinen Bach ablaufen auf dem Schulhausareal Blumenfeld in Zürich.
Zürich, Blumenfeld Schulhausareal: Regenwasser kann auf der Grünfläche versickern oder in den kleinen Bach ablaufen. Quelle: ZH

Naturräume im Siedlungsraum sind für die Freizeit und Erholung von grosser Bedeutung. Attraktiv gestaltete und weitgehend nutzbare Grünräume fördern die Gesundheit, den sozialen Austausch und das allgemeine Wohlbefinden der Bevölkerung.

Zielkonflikte und Lösungsideen

Nutzungskonflikt

Freiflächen in Siedlungsgebieten stellen ein knappes Gut dar und müssen vielen Nutzungsansprüchen nachkommen. Sie sollen Raum für Spiel, Sport und Erholung für diverse Zielgruppen bieten und gleichzeitig auch der  Umwelt dienen. Es lohnt sich, frühzeitig alle Nutzungsansprüche einzuholen und interdisziplinär mit allen zuständigen Akteuren zusammenzuarbeiten. So lassen sich Synergien nutzen und Lösungen finden, die alle  Nutzungsansprüche und eine qualitative Begrünung vereint. 

Kontakt

Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft - Sektion Klima und Mobilität

Adresse

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