Wie steht es um die Freiwilligenarbeit im Kanton Zürich?

Fast 40 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Zürich ab 15 Jahren leisteten im Jahr 2024 unbezahlte Freiwilligenarbeit. Sie engagierten sich in Organisationen oder Vereinen und leisteten Nachbarschaftshilfe, pflegten Erwachsene oder betreuten Kinder aus anderen Haushalten.

Unbezahlt und nützlich für Dritte

Etwas mehr als ein Fünftel der Zürcherinnen und Zürcher engagierte sich 2024 in Vereinen und Organisationen – etwa in lokalen Sportvereinen, kulturellen Vereinen, karitativen oder kirchlichen Organisationen, Interessenverbänden, politischen Parteien und vielen weiteren Einrichtungen. Damit liegt der Kanton Zürich im schweizerischen Durchschnitt. Dieses Engagement kennzeichnet, dass es unbezahlt ist, wobei symbolische Entschädigungen oder Spesenvergütungen nicht ausgeschlossen sind. Laut dem Freiwilligen-Monitor Schweiz 2025 sind Freude an der Tätigkeit, eine Verbundenheit mit der Organisation sowie das Zusammenkommen mit anderen Menschen die häufigsten Motive für ein freiwilliges Engagement.

Rund 27 Prozent der Zürcher Einwohnerinnen und Einwohner leisteten zudem informelle Hilfe und Unterstützung in der Nachbarschaft, im Freundeskreis oder in der Verwandtschaft – beispielsweise durch die Betreuung von Enkelkindern, Einkaufs- oder Fahrdienste oder die Pflege von Verwandten oder Bekannten. Diese sogenannte «informelle Freiwilligenarbeit» kommt Personen ausserhalb des eigenen Haushalts zugute und unterscheidet sich damit von Haus- und Familienarbeit.

Etwa 9 Prozent der Zürcher Wohnbevölkerung sind in beiden Bereichen der Freiwilligenarbeit engagiert: Sie leisten sowohl Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen als auch informelle Freiwilligenarbeit.

Geschlechterunterschiede bei der Beteiligung an informeller Freiwilligenarbeit

Das Engagement in Vereinen und Organisationen, die sogenannte institutionalisierte Freiwilligenarbeit, ist bei Männern und Frauen vergleichbar verbreitet. Frauen leisten jedoch signifikant häufiger informelle Freiwilligenarbeit als Männer.

Falls sie sich engagieren, wenden Männer und Frauen allerdings ähnlich viel Zeit auf: Frauen leisten durchschnittlich rund 3,2 Stunden pro Woche informelle Freiwilligenarbeit, Männer rund 2,7 Stunden. Für die Arbeit in Vereinen und Organisationen investieren Männer wöchentlich rund 2,7 Stunden, Frauen rund 2,4 Stunden. Zahlen für die ganze Schweiz zeigen, dass sich Männer eher im Sportverein oder in der Politik engagieren, während Frauen eher Freiwilligenarbeit für soziale, karitative oder kirchliche Organisationen leisten.

Freiwilligenarbeit nach Art und Geschlecht

Kanton Zürich, 2024

Säulendiagramm zur Beteiligung an informeller und institutionalisierter Freiwilligenarbeit nach Geschlecht
Grafik: Statistisches Amt Kanton Zürich; Quelle: BFS (SAKE)

Viel informelles Engagement im frühen Rentenalter

Während das Engagement in Vereinen und Organisationen in den verschiedenen Altersgruppen relativ ähnlich ist, beteiligen sich die 55- bis 74-Jährigen mehr an informeller Freiwilligenarbeit als die Jüngeren. Besonders viel Zeit investieren dabei die Freiwilligen im frühen Rentenalter, nämlich durchschnittlich rund 5,6 Stunden pro Woche.

Freiwilliges Engagement nach Altersgruppen

Kanton Zürich, 2024

Säulendiagramm zur Beteiligung an informeller und institutionalisierter Freiwilligenarbeit und hierfür geleistete Stunden nach Altersgruppen
Grafik: Statistisches Amt des Kantons Zürich; Quelle: BFS (SAKE)

Will man tiefer ins Detail gehen, reicht die Anzahl der Beobachtungen für den Kanton Zürich nicht aus und man muss auf Zahlen für die gesamte Schweiz zurückgreifen. Diese zeigen, dass unterschiedliche Formen informeller Freiwilligenarbeit in bestimmten Lebensabschnitten ausgeprägter sind: So betreut und pflegt beispielsweise ein höherer Anteil der 40- bis 64-Jährigen erwachsene Personen als dies bei den 30- bis 39-Jährigen der Fall ist. Dies könnte daran liegen, dass zum Beispiel die eigenen Eltern in dieser Lebensphase oft bereits im höheren Alter sind und Unterstützung benötigen.

Mit dem Übergang ins Rentenalter steigt insbesondere das Engagement in der Kinderbetreuung: Fast ein Viertel der Personen zwischen 65 und 74 Jahren betreut Kinder aus anderen Haushalten. Im Vergleich dazu liegt dieser Anteil bei jüngeren Altersgruppen zwischen 5 und 8 Prozent. Die Freiwilligen zwischen 55 und 64 Jahren sowie die 65- bis 74-Jährigen wenden für Kinderbetreuung besonders viel Zeit auf – durchschnittlich rund 8,3 beziehungsweise 8,4 Stunden pro Woche.

Informelle Freiwilligenarbeit nach Art und Altersgruppen

Schweiz, 2024

Säulendiagramm zur Beteiligung an verschiedenen Arten von informeller Freiwilligenarbeit und hierfür geleistete Stunden nach Altersgruppen
Lesehilfe: Zahlen in Klammern basieren auf einer geringen Anzahl an Beobachtungen und sind daher keine verlässlichen Schätzungen. // Grafik: Statistisches Amt Kanton Zürich; Quelle: BFS (SAKE)

Insgesamt wurden schweizweit im Jahr 2024 rund 376 Millionen Stunden informelle Freiwilligenarbeit im Rahmen der Nachbarschaft, des Freundeskreises sowie der Verwandtschaft geleistet. Fast zwei Drittel dieser Stunden wurden dabei von Frauen erbracht.

Rund 200 Millionen Stunden, d.h. etwas mehr als die Hälfte der 376 Millionen Stunden für informelle Freiwilligenarbeit, erfolgte für die Betreuung von Kindern aus anderen Haushalten. Davon entfallen 157 Millionen Stunden auf die Betreuung von Enkelkindern. Um die Menge an betreuten Stunden zu veranschaulichen: 200 Millionen Stunden pro Jahr entsprächen bei einer zugrunde gelegten jährlichen Arbeitszeit von rund 1'800 Stunden pro Jahr etwa 110’000 Arbeitskräften in Vollzeit pro Jahr – das entspricht rund 2,5 Prozent der Beschäftigung in der Schweiz (4'379'510 Vollzeitäquivalente im Jahr 2023).

Wie entwickelt sich das Engagement in Vereinen und Organisationen über die Zeit?

Die langfristige Entwicklung von Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisation ist aufgrund von Veränderungen in der Datenerhebung nicht einfach nachzuverfolgen. Von 2010 bis 2016 blieb das Engagement in Vereinen und Organisationen im Kanton Zürich mit rund 19 Prozent der Bevölkerung relativ stabil. Die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen führten 2020 zu einem Rückgang des ehrenamtlichen Engagements in Vereinen. Die Daten von 2024 deuten darauf hin, dass sich dieser pandemiebedingte Rückgang nicht fortgesetzt hat. Aufgrund von Veränderungen in der Datenerhebung sind die Zahlen für 2024 jedoch nur bedingt mit den Zahlen der vorhergehenden Jahre vergleichbar. Andere Datenerhebungen liefern jedoch ebenfalls Hinweise darauf, dass die pandemiebedingte Abnahme der Freiwilligenarbeit in den Folgejahren nicht anhielt. So hat der Anteil der Personen, die sich schweizweit in Vereinen und anderen Organisationen engagieren, in den Daten des Freiwilligen-Monitors Schweiz 2025 fast wieder den Wert von 2019 erreicht.

Daten und Quellen

Schweizerische Arbeitskräfteerhebung

Die Datengrundlage der erstellten Auswertungen ist die Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE), die vom Bundesamt für Statistik (BFS) durchgeführt wird. Alle drei bis vier Jahre wird eine Zufallsstichprobe der Bevölkerung ab 15 Jahren zur geleisteten unbezahlten Arbeit befragt. Auf Basis der SAKE berechnet das BFS die Zeitvolumina für unbezahlte Arbeit und schätzt deren monetären Wert.

Bundesamt für Statistik: Freiwilligenarbeit
Bundesamt für Statistik: Satellitenkonto Haushaltsproduktion

Freiwilligen-Monitor Schweiz

Der Freiwilligen-Monitor erhebt seit 2007 in regelmässigen Abständen den Stand des freiwilligen Engagements in der Schweiz. Die neueste Ausgabe erschien im August 2025.

Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft: Freiwilligen-Monitor Schweiz 2025
 

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