Text: Bettina Deggeler Foto: Stephan Rappo

Manchmal vermisst er das Zeichnen an der Wandtafel und die Ankunft der Schülerinnen und Schüler am Morgen. Halbe Kunstwerke hat er jeweils an die Tafel gemalt, weil es ihm – und anschliessend den Kindern – so viel Freude bereitete. Davon abgesehen ist der ehemalige Primarlehrer Damian Haas vollkommen glücklich mit seinem neuen Beruf als Redaktor bei «SRF Kids» und «SRF school» und als Produzent seines Podcasts «Bildungsreise».

Seine eigene berufliche Reise begann der heute 36-Jährige im Gasthof zum Schützen in Aarau, wo er eine Kochlehre absolvierte. Nach dem Militärdienst als Sanitäter war er eine Zeit lang als Pflegehelfer tätig und bildete sich schliesslich an der Pädagogischen Hochschule Zug zum Primarlehrer weiter. Seit 2023 ist er als Redaktor bei SRF angestellt. Den Podcast «Bildungsreise» produziert er seit eineinhalb Jahren in seiner Freizeit. Zur Entstehung dieses Projekts sagt er: «In meinen acht Jahren als Primarlehrer kam ich immer mal wieder an den Punkt, dass mir Informationen zu einem Thema fehlten. Podcasts eignen sich super, um schnell und ortsunabhängig Informationen aufzunehmen. Einblick in die Podcast-Produktion erhielt ich bei SRF, und so führte eines zum andern.»

Im Podcast «Bildungsreise», den er auf Spotify und Apple Podcasts anbietet, spricht Damian Haas einmal pro Monat mit einer Expertin oder einem Experten über ein Thema aus dem Schulalltag. Auch Kinder kommen zu Wort. Inzwischen zählt der Podcast mehrere Tausend Abonnentinnen und Abonnenten und ebenso viele Hörerinnen und Hörer pro Monat. Auf die Frage, wie er die Themen und Gäste auswählt, sagt Damian Haas: «Einerseits über Lehrpersonen aus meinem Umfeld, persönliche Begegnungen, Empfehlungen aus dem Bildungsbereich oder eigene Recherchen. Andererseits über Umfragen auf meinem Instagram-Kanal – dort erreiche ich rund 12 000 Lehrpersonen und Eltern.»

Durchzogene Schulerfahrung

Am besten liefen bisher die Folgen «Churermodell» und «Neue Autorität». Beide Themen waren und sind sehr präsent in der Volksschule. Das Churermodell ist eine Unterrichtsform, in der die Raumgestaltung eine zentrale Rolle spielt. Statt fester Sitzplätze wählen die Kinder ihren Arbeitsplatz je nach Aufgabe und Lernbedarf. So entsteht eine Lernumgebung, die Bewegung ermöglicht, Selbstverantwortung stärkt und individuelles Arbeiten unterstützt. «Die Neue Autorität basiert auf einer klaren Haltung: Sie verbindet deutliche Botschaften mit Beziehung und Präsenz», so Damian Haas. «ADHS», «Hausaufgaben», «Gaming» oder «Trauerbegleitung» sind weitere Folgen, die er bisher produziert hat. Bis zum Sommer 2026 sind die Themen gesetzt. Die frühzeitige Planung ist wichtig für die Aufnahme der Kinderstimmen. So kann er gleich für mehrere Themen mit einer Klasse arbeiten und die Zahl der Besuche vor Ort reduzieren. Zudem muss diese Sequenz vor dem jeweiligen Gespräch mit der Fachperson fertig sein, weil der Gast die Aussagen der Kinder live kommentiert.

Damian Haas verdient kaum etwas mit dem Podcast – im Gegenteil, er investiert. So zum Beispiel in neues Equipment und unterstützende Programme. «Ich mache das, weil ich die Themen für relevant halte, Lehrpersonen unterstützen möchte – und dabei immer wieder dazulerne.» Ein weiterer Antrieb für die Podcasts sind seine Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit. Aus familiären Gründen musste er viel umziehen und wechselte oft die Klasse. Als «Neuer» oder «Aussenseiter» musste er sich immer wieder neu einleben, dadurch sei er stark von der Meinung und Unterstützung der Lehrperson abhängig gewesen. «Wie sie mich aufnahmen, was sie von mir hielten, war wichtig für mich. Ich habe sofort gemerkt, wenn eine Lehrperson an mich glaubte und Potenzial in mir sah oder eben nicht.»

Speziell in der Oberstufe und während der Berufswahl habe er es als durchschnittlicher Schüler schwierig gefunden. Er schnupperte als Koch, Schreiner, Zimmermann und Hochbauzeichner. Bei Letzterem sagte man ihm bereits beim Schnuppern, dass er für eine Lehrstelle nicht infrage komme, weil er in der Schule nicht die höchste Anforderungsstufe besuchte. Die Lehrstelle als Koch bekam er, weil er pünktlich war und einen guten Eindruck machte − nicht wegen der Noten. Diese änderten sich in der Berufsschule. Plötzlich hatte er in allen Fächern Bestnoten. Damian Haas führt diese Wende vor allem auf einen Lehrer zurück, der ihn während der Berufsschule stets unterstützt habe. «Er wusste, wie streng eine Kochlehre sein kann. Wenn ich nach einem Bankett erst um 4 Uhr ins Bett kam und um 8 Uhr wieder in der Schule sein musste, hatte er Verständnis dafür, dass ich noch nicht ganz in der Spur war.»