«Sich zu informieren, muss erlernt werden»

Immer mehr Jugendliche konsumieren kaum mehr Nachrichten. Und die Teilnahme an der Demokratie schwindet. Warum ist das so und was kann man dagegen tun? Publizistikwissenschaftler Jens Lucht über die Attraktion von Social Media und ihre Folgen für die Gesellschaft.

Auf dieser Seite

Wir führen dieses Gespräch am Tag der US-Wahlen im November 2024. Der Wahlkampf war auch ein Kampf zwischen Information und Desinformation respektive Fake News. Steuern wir in der Schweiz auf ähnliche Verhältnisse zu?

In der Schweizer Medienlandschaft sehe ich momentan keine Anzeichen für eine solche Polarisierung. Wir haben noch ein recht solides Mediensystem. Allerdings werden Fake News und Deepfakes vor allem über Social Media verbreitet. Diese werden auch bei uns rege genutzt, besonders stark von den Jugendlichen. Aus der jüngsten James-Studie unserer Kolleginnen und Kollegen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften wissen wir: Bis zu 95 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren nutzen in irgendeiner Form Social Media. Und wer sich auf Social Media bewegt, wird unweigerlich mit Fake News und Deepfakes konfrontiert. Auf diesen Kanälen kann man ja fast alles veröffentlichen, was man will, und dies weltweit. Nationalstaatliche Regelungen stossen hier klar an ihre Grenzen.

Umgekehrt gilt gemäss ihren jüngsten Forschungsergebnissen mehr als die Hälfte der Jugendlichen in der Schweiz als newsdepriviert, das heisst, sie konsumieren kaum Nachrichten. Ist das wirklich so neu – oder anders gefragt: Haben Sie sich als Jugendlicher für Nachrichten interessiert?

Diese Frage ist sehr berechtigt. Ist es für 15-, 16-, 17-Jährige wirklich das Wichtigste, sich über das Weltgeschehen zu informieren? Dazu ist allerdings einiges zu sagen, denn die Digitalisierung hat vieles verändert.

Was zum Beispiel?

Zum einen: Ja, ich habe mich damals informiert. Allerdings spielte dabei die Familie eine entscheidende Rolle. Ich stamme aus der vordigitalen Zeit. Damals versammelte sich die Familie zum gemeinsamen Fernsehen oder es lag eine Tageszeitung auf dem Frühstückstisch. Der erste Kontakt mit der Medienwelt fand also im Elternhaus statt. Inzwischen ist dies weitgehend weggebrochen. Heute hat jeder sein eigenes Abspielgerät, auf diesem kann er aus einer unbegrenzten Fülle an Kanälen und Inhalten alles Mögliche heraussuchen. In der Familie findet darüber oft kein Austausch mehr statt. Das heisst, es gibt keine gemeinsamen Medienerfahrungen mehr, ausser wenn Eltern diese bewusst fördern.

Und zum andern?

Das zweite, was sich verändert hat, betrifft den Nachrichtenkanon. Früher war klar: Es gibt abends eine Hauptnachrichtensendung an Fernsehen oder Radio, und es gibt eine Tageszeitung. Und über diese Kanäle informiere man sich. Auch das ist vorbei. Über die algorithmisch gesteuerte Informationsaufnahme kriegt jeder das reingespült, was er sich gerne anschaut. Wer den ganzen Tag Katzenbilder anschaut, kriegt am nächsten Tag wieder Katzenbilder. Sich anschauen zu können, was man will, ist natürlich verführerisch, aber auch sehr problematisch, weil man dadurch anderes nicht oder kaum mehr wahrnimmt. Und ein dritter Punkt: Es gibt heute auch keine By-the-way-Mediennutzung mehr.

«Der Journalismus ist die Wissensressource der Gesellschaft.»

Jens Lucht
Herr mit Brille, ca. Mitte 50, schaut für das Portrait in die Kamera
Jens Lucht ist Leiter der Abteilung Medienkompetenz am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich. Quelle: Stephan Rappo

«Kinder und Jugendliche sind komplett auf digitale Mediennutzung fixiert.»

Jens Lucht

Zur Person:

Dr. Jens Lucht (57) ist Leiter Medienkompetenz am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich. Er hat an der Universität Freiburg im Breisgau Rechtswissenschaften sowie Politische Wissenschaft und Neuere/Neueste Geschichte studiert. Seit 2000 ist er als Lehrbeauftragter am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg i. Br. tätig und seit 2005 als Lehrbeauftragter am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung sowie am Soziologischen Institut der Universität Zürich. Lucht ist Mitautor des «Jahrbuchs Qualität der Medien» und Projektleiter von «Check News». Seine Forschungsschwerpunkte sind Medienkompetenz, Jugend und Social Media, Weiterbildung von Lehrpersonen, Medien/Öffentlichkeit und politischer Prozess, Medien und Populismus.

Was meinen Sie damit?

Das heisst: Man schaltet den Fernseher an, weil demnächst eine Sendung kommt, die man sich anschauen will – einen Film vielleicht. Weil aber im Moment gerade noch Nachrichten gesendet werden, schaue ich zuerst noch die an, um den Film nicht zu verpassen. Das ist heute nicht mehr nötig. Heute kann man zwischen x Kanälen beliebig hin- und herzappen, man kann zeitverschoben schauen oder gleich im Internet in die Mediathek der Anbieter gehen.

Theoretisch könnte das doch ein Vorteil sein: Man kann Informationen dann konsumieren, wenn man Zeit und Lust dazu hat
Theoretisch ja, aber die Zahlen zeigen ein ganz anderes Bild. Wir forschen seit 2009 zu der Frage, ob und wie News von den Jugendlichen konsumiert werden, und in diesen 15 Jahren hat sich die Zahl der Newsdeprivierten annähernd verdoppelt – von rund 30 auf knapp 60 Prozent. Das hat uns aufgeschreckt. Da ist etwas passiert.

Was ist denn da passiert?

Diese 15 Jahre decken sich mit der Zeit, in der Social Media ihren Siegeszug angetreten haben. Und wir müssen gar nicht lange drumherum reden: Natürlich sind Social Media hochattraktiv. Sie sind darauf ausgerichtet, dass die Nutzerinnen und Nutzer ihre gesamte Medienzeit darauf verbringen. Die Medienwissenschafter sprechen von «High-choice Media environment» – also einer hochwertigen Medienumgebung. Auf Social Media kann man alles machen: mit Freunden chatten, Bilder und Videos austauschen, Posts kommentieren oder weiterverbreiten und so weiter. Zudem bekomme ich eben genau das gezeigt, was mich interessiert. Und vielleicht – aber nur vielleicht – bekomme ich zwischendurch auch einmal eine wichtige Neuigkeit zu sehen. Die Jugendlichen wenden sich also nicht unbedingt bewusst von den klassischen Nachrichtenkanälen ab, vielmehr werden sie durch die Attraktivität von Social Media in Bann gezogen. Und dass sie sich dann ausklinken, um nach journalistischen Informationen zum Weltgeschehen zu suchen – das findet fast gar nicht statt.

Warum wäre das denn wichtig?

Es gibt ein berühmtes Zitat des deutschen Soziologen Niklas Luhmann: «Alles, was wir über die Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir über die Massenmedien.» Und das stimmt: Der Journalismus ist die Wissensressource der Gesellschaft. Wenn diese Ressource nicht mehr oder nur noch am Rande wahrgenommen wird, wissen die Leute nichts mehr über ihre Gesellschaft. Information wirkt ausserdem integrierend: Wenn ich zum Beispiel weiss, wie der politische Prozess bei Wahlen abläuft, integriert mich dieses Wissen in die Gesellschaft. Wenn hingegen viele Menschen solche Dinge nicht mehr wissen, laufen wir auf grosse Probleme zu. Und genau das tun wir im Moment.

Auf welche Probleme laufen wir zu?

Erstens auf die Polarisierung und damit auf die Spaltung der Gesellschaft. Wenn viele Menschen nicht mehr wissen, wie eine Gesellschaft funktioniert, führt dies zu Enttäuschungen und gibt Politikangeboten von radikalen Kräften Auftrieb. Diese Kräfte sind auf Social Media sehr präsent und kommunizieren genau so, wie Social Media das will, nämlich hochemotional. Social Media ist ja kein Kanal für rationalen Diskurs, sondern da wird Empörung geschürt und bewirtschaftet. Kommt hinzu: je schlechter jemand informiert ist, desto anfälliger ist er für Fake News, wie sie eben auf Social Media verbreitet werden. Gleichzeitig stellen wir eine eindeutig gesunkene Partizipationsbereitschaft und geringeres Vertrauen in die Institutionen fest.

Wie hängt mangelnde Information mit dem geringeren Vertrauen in die Institutionen zusammen?

Kommunikation schafft Vertrauen. Wer sich über die verschiedenen Parteien und ihre Ausrichtungen informiert, wird es eher akzeptieren, wenn bei einer Abstimmung die eigene Meinung unterliegt. Umgekehrt nimmt die Gruppe der Newsdeprivierten mit Abstand am wenigsten an Wahlen und Abstimmungen teil. Die sinkende Partizipationsbereitschaft ist ein grosses Problem: Was passiert, wenn irgendwann nur noch 25 oder 20 Prozent zur Wahl gehen? Ist das dann noch eine Demokratie? Ein Politikwissenschaftler würde von fehlender Repräsentation sprechen.

«Je schlechter jemand informiert ist, desto anfälliger ist er für Fake News.»

Jens Lucht

Nun ist ja Medienkompetenz in den Schulen ein Thema und im Lehrplan verankert. Nur: Was versteht man eigentlich unter diesem Begriff?

Tatsächlich passiert in den Schulen in diesem Bereich zurzeit relativ viel, allerdings wird die Medienkompetenz in der Regel recht technisch interpretiert. Das pädagogisch sinnvolle Einsetzen verschiedener Techniken im Unterricht ist natürlich wichtig, und ebenso wichtig ist der Bereich, den man weitläufig unter dem Titel «Medien und Gesundheit» subsumieren kann – dazu gehören Themen wie Bildschirmzeit, Cybermobbing, Sexting oder Bodyshaming. Hier wird eine Menge gemacht, und es gibt auch zahlreiche Angebote für Schulen. Die publizistische Medienkompetenz hingegen, wie wir sie nennen – also die Wahrnehmung des Journalismus und der journalistischen Angebote als Wissensressource – kommt kaum vor.

Welche Inhalte gälte es in diesem Bereich zu vermitteln?

In einer der Fortbildungen für Lehrpersonen, die ich ab und zu durchführe, hat mir ein Lehrer mal gesagt: «Ich kann den Schülerinnen und Schülern lange sagen, dass sie den ‹Tages-Anzeiger› oder die ‹NZZ› lesen sollen, wenn sie gar nicht wissen, was das ist.» Das heisst, es geht zunächst darum, publizistische Medien überhaupt wieder bekanntzumachen und den Schülerinnen und Schülern zu vermitteln: Hier könnt ihr euch informieren. Dies wiederum setzt voraus, dass sie sich informieren wollen. Und dabei spielen die Schulen eine zentrale Rolle, denn sich zu informieren, muss erlernt werden. Und auch die Wichtigkeit, sich zu informieren, muss erlernt werden.

Besteht in den Schulen bezüglich publizistischer Medienkompetenz also Nachholbedarf?

Der Schulbereich kann auf gesellschaftliche Entwicklungen oft gar nicht so schnell reagieren. Social Media ist noch ein recht junges Phänomen, flächendeckend gibt es sie seit etwa 20 Jahren. Für den Schulbereich ist das eine eher kurze Zeit. Was ich aber sehe: Der Lebens- und Erfahrungshorizont von Jugendlichen und Lehrpersonen ist kaum je so weit auseinandergeklafft wie jetzt. Lehrpersonen, gerade die etwas älteren, lesen vielleicht noch Zeitungen, aber von den Schülerinnen und Schülern liest kaum noch jemand Zeitungen. Vielleicht schauen einige mal in die Pendlerzeitung «20 Minuten», weil sie irgendwo herumliegt. Ansonsten sind Kinder und Jugendliche komplett auf digitale Mediennutzung fixiert.

Was sollte man in den Schulen also tun?

Meiner Meinung nach braucht es dringend eine Verankerung in der Schule in verpflichtender Form, das heisst ein Fach «Medienkunde» oder wie immer man es dann nennen will. Und die Ausbildung der Lehrpersonen müsste entsprechend angepasst werden. Natürlich gibt es auch externe Angebote. Zurzeit laufen die Medienwochen, die in Zusammenarbeit von verschiedenen Medienhäusern und dem Medienausbildungszentrum MAZ organisiert werden. Im Kanton Zürich profitieren in diesem und im nächsten Schuljahr insgesamt 50 Klassen von Sekundar-, Mittel- und Berufsfachschulen von diesem Projekt. Das ist eine gute Sache, aber bei solch punktuellen Angeboten stellt sich immer die Frage nach der Nachhaltigkeit.

Die Medienwochen sind nicht das einzige Angebot, zurzeit tut sich gerade einiges. Bei den Medien scheint das Problem erkannt zu sein?

Tatsächlich laufen zurzeit ein paar Projekte, die entweder gerade gestartet sind oder kurz davorstehen. Aber funktioniert das auch breitflächig? Für eine Lehrperson oder eine Schule ist es immer auch eine Ressourcenfrage, so etwas in den Unterricht einzubauen. Ich ziehe deshalb den Hut vor den Lehrpersonen, die aus eigener Motivation eine Medienwoche organisieren oder jemanden in die Schule holen, um das Thema aufzugreifen. Aber das kann nicht die Lösung des Problems sein. Und über einen Punkt haben wir noch gar nicht gesprochen: Wie erreicht man die bildungsfernen Schichten? Solche Projekte werden oft von Schulen genutzt, deren Schülerinnen und Schüler zu den am wenigsten newsdeprivierten gehören. Aber wie erreicht man die Jugendlichen in jenen Schulen, in denen man an ganz grundlegenden Dingen wie Sprachkompetenz arbeiten muss?

Sie leiten das Projekt «Check News» des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft der Uni Zürich. Es bietet Lerninhalte für Schulen an. Warum machen Sie das?

Bei externen Angeboten stellt sich immer die Frage: Wie kommt es in die Schulen, und zwar in möglichst viele? Wir vom fög sahen aufgrund unserer Forschungen klaren Handlungsbedarf, und wir haben das Glück, dass wir mit der Plattform IQES zusammenarbeiten können. Dahinter steht die wohl grösste private Weiterentwicklungsorganisation für Schulen in der Schweiz, gegründet von Lehrpersonen und Pädagogen. IQES bietet fachdidaktische Unterrichtsmaterialien, Schulverwaltungsprogramme und vieles mehr für die Schulen. «Check News» umfasst den Bereich Medienkompetenz. Im Gegensatz zu den anderen Angeboten sind unsere aber kostenlos. Für alle Angebote von IQES gilt hingegen: Sie sind sehr attraktiv und gut aufbereitet. Das machen Didaktiker, wir selbst könnten das ja nicht. Da wir für die Schweiz die komplette Nutzungsforschung betreiben, haben wir die Daten und wissen, was Jugendliche in diesem Bereich brauchen und was man machen kann. Und die Leute hinter IQES können das perfekt umsetzen.

Und kommt «Check News» bei den Schulen an?

In den drei Jahren, seit es «Check News gibt», haben wir fast 100 Themenseiten zusammengestellt, die den Lehrpersonen für ihren Unterricht zur Verfügung stehen. Mit den Download-Zahlen sind wir extrem zufrieden. Wir bieten auch Webinare für Schulklassen an, etwa zum journalistischen Arbeiten, und auch die werden stark nachgefragt. Wir haben beispielsweise mit der Social-Media-Redaktion von «20 Minuten» einen Beitrag erarbeitet, in dem die Journalistinnen und Journalisten erklären, wie sie einen Videobeitrag erstellen. Demnächst machen wir ein Webinar mit ZDF zur Frage, wie Nachrichten entstehen.

«Den Ukraine-Krieg in einem 20-sekündigen Tiktok-Video zu erklären, ist schwierig. »

Jens Lucht

Die meisten Angebote für Schulen, auch «Check News», richten sich an Jugendliche. Könnte – und müsste – man nicht schon bei den jüngeren Kindern ansetzen?

Unbedingt. Es gibt auch bereits Angebote für Jüngere. Pro Juventute zum Beispiel bietet einen sogenannten Medienprofi-Test für die 3. bis 8. Klasse an. In diesem geht es unter anderem auch um das Thema Information und Umgang mit digitalen Inhalten. Das Didaktische ist für dieses Alter kein Problem, und heute geht es ja sowieso mit 10 oder 11 Jahren los mit dem eigenen Smartphone. Umso wichtiger wäre es, die publizistische Medienkompetenz im Curriculum der Kinder und Jugendlichen einzubauen. Sie lässt sich auch gut mit anderen Bereichen der Medienkompetenz verknüpfen. Stoff gibt es also genug, und man ist mit diesem Thema so nah an der Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler wie in kaum einem anderen Fach.


Publizistische Medien sind heute selbst auf Social Media aktiv. Wie können sie dort das junge Publikum in ihren Filterblasen erreichen?

Ich sehe das Problem gar nicht so sehr bei den Blasen, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie Social Media funktioniert. Den Ukraine-Krieg in einem 20-sekündigen Tiktok-Video zu erklären, ist schwierig. Auf Social Media ist alles so weit heruntergebrochen, dass es kaum oder gar nicht möglich ist, komplexe Inhalte zu vermitteln. Social Media war eigentlich nie als Informationskanal, sondern als reiner Unterhaltungskanal gedacht. Aber heute ist Social Media dermassen wichtig, dass die Medien gar nicht mehr darum herumgekommen. Nur: Warum soll ein Jugendlicher auf Instagram dem «Tages-Anzeiger» oder der «SRG» folgen?


Man müsste es ihnen schmackhaft machen.

Sicher, und das versuchen die Medien auch, indem sie heute vermehrt audiovisuell arbeiten – mit Videos oder Podcasts. Aber wie gesagt: Die Komplexitätsreduktion hat Grenzen. Letztlich geht es um die Frage, ob man Inhalte noch angemessen vermitteln kann. Ich glaube, es müssen sich beide Seiten bewegen: Die Jugendlichen und auch die Medienunternehmen. Dazu würde ich durchaus auch an den Egoismus der Jugendlichen appellieren, sie müssen erkennen: Es bringt mir etwas, wenn ich mich informiere. Das heisst, Medienunternehmen müssen noch deutlich stärker audiovisuell arbeiten und Informationen auch lustvoller aufbereiten, damit die Jugendlichen merken: Diese Information ist für mich irgendwie wichtig und sie macht Spass.

Trotzdem werden sie sicher weiterhin auf ihren eigenen Kanälen aktiv sein, und da stellt sich dann auch die Frage, wie sie den Umgang mit Informationen lernen, also Verlässlichkeit von Quellen prüfen, Fake News und Deepfakes erkennen und so weiter.

Richtig, bei «Check News» nennen wir das «Lernen mit und über Medien». Das ist aber schon der zweite Schritt. Beim ersten geht es wirklich darum, überhaupt Interesse an journalistischen Produkten zu wecken. Aber Sie haben Recht, der Umgang mit Informationen ist ein sehr wichtiges Thema. Ein guter Ansatz ist es, Jugendliche selbst journalistisch tätig werden zu lassen – so wie es jetzt in den Medienwochen geschieht. Wenn Schülerinnen und Schüler lernen, wie man ein Interview führt oder eine Szene filmt, ist das für sie spannend und kommt gut an. Wir bieten zum Beispiel auch ein Webinar an, in dem die Mitarbeitenden der Abteilung «Fake Tracking» von SRF erklären, wie sie eine Information zurückverfolgen, um herauszufinden, ob sie echt ist oder nicht. Mit solchen Einblicken oder im direkten Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten kann man Interesse wecken. Aber so etwas steht und fällt bislang eben mit dem Engagement einzelner Schulen oder Lehrpersonen. Deshalb sage ich: Am Königsweg Schule führt kein Weg vorbei.

Für diese Meldung zuständig: