Behindern Eltern die geschlechtsneutrale Berufswahl ihrer Kinder?
Mitteilung 05.09.2024
Jugendliche werden bei ihrer Berufswahl vor allem von ihren Eltern beeinflusst. Forschende der Universität Bern haben erstmals untersucht, ob die Berufsempfehlungen der Eltern auf Genderklischees und Rollenmustern basieren. Sie tun es – aber nur teilweise.
Eltern spielen als Vorbild und Ratgeber bei der Berufswahl ihrer Kinder die wichtigste Rolle. Dies belegt Jahr für Jahr das «Nahtstellenbarometer» des Bundes. Prof. Dr. Stefan C. Wolter und Thea Zöllner von der Forschungsstelle Bildungsökonomie der Universität Bern untersuchten in einem breit angelegten Umfrageexperiment, ob Eltern ihren Kindern bei der Lehrstellensuche Empfehlungen geben, die von Geschlechterrollen geprägt sind. Dazu befragten sie rund 6000 Personen in der Schweiz (Eltern und Nicht-Eltern unterschiedlichen Alters). Sie kamen dabei auf folgende Hauptergebnisse:
Eltern fördern die geschlechtsspezifische Berufswahl nur bei Söhnen, nicht aber bei Töchtern.
- Eltern empfehlen Söhnen seltener einen frauendominierten Beruf (39,7 Prozent) als Töchtern (48,7 Prozent).
- Entsprechend empfehlen sie Töchtern seltener einen männerdominierten Beruf (51,3 Prozent) als Söhnen (60,3 Prozent).
- Während Eltern Söhnen deutlich häufiger einen männerdominierten Beruf empfehlen als einen frauendominierten, empfehlen sie Töchtern fast gleich häufig einen frauendominierten oder einen männerdominierten Beruf.
Sowohl Mütter als auch Väter geben geschlechtsspezifische Berufsempfehlungen.
- Mütter und Väter empfehlen Söhnen häufiger den männerdominierten Beruf.
- Väter empfehlen Söhnen und Töchtern signifikant häufiger den männerdominierten Beruf, während Mütter Töchtern fast gleich häufig den Männer- und Frauenberuf empfehlen.
Das Vorhandensein von Kindern und Altersunterschiede der Befragten haben kaum Einfluss auf die Empfehlungen zur Berufswahl.
Das Bildungsniveau der Eltern hat einen signifikanten Einfluss auf die geschlechtsspezifische Berufswahl.
- Während Eltern mit Berufsbildung stark geschlechtsspezifische Empfehlungen geben, machen Eltern mit akademischer Ausbildung keinen Unterschied zwischen Söhnen und Töchtern.
- Eltern mit beruflicher Bildung empfehlen ihren Söhnen seltener einen frauendominierten Beruf als ihren Töchtern, Eltern mit akademischer Bildung empfehlen den männerdominierten Beruf sowohl ihren Töchtern und Söhnen.
Die Studie belegt, dass Eltern nicht voreingenommen sind, wenn sie Töchter bei der Berufswahl beraten, bei Söhnen jedoch eine starke Präferenz für männlich dominierte Berufe zeigen. Da diese Resultate für unterschiedliche Altersgruppen und sowohl für Eltern wie Nicht-Eltern gelten, lässt sich auf ein tieferes gesellschaftliches Muster schliessen.
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