«Als Quims-Schule müssen wir viel mehr Aufwand betreiben»
Schulblatt 08.12.2023
2017 startete die Schuleinheit Wil ein Schreibförderungsprojekt. Welche Erfahrungen die Schule mit den «Scaffolds»-Schreibplänen bislang gemacht hat, erzählt Schulleiterin Beatrice Stalder.
Text: Andreas Minder Fotos: Sabina Bobst
2017 startete die Schule Wil – noch zusammen mit der inzwischen eigenständigen Schule Högler – ein Schreibförderungsprojekt. «Wir hatten schon eine Vereinbarung für die Lese- und Erzählförderung und wollten etwas Analoges für das Schreiben angehen», sagt Schulleiterin Beatrice Stalder. Der Wunsch kam von der Schule selbst, entsprach aber auch den Anforderungen des Kantons. Die Schreibförderung gehörte von 2014 bis 2018 zuden obligatorischen Schwerpunkten von Quims-Schulen.
Nach entsprechenden Teamfortbildungen entwickelte die Schulleitung mit einer Steuergruppe den wissenschaftlich abgestützten Rahmen für «Schreiblabors». Die Lehrpersonen jeder Jahrgangsstufe bildeten Arbeitsgruppen. Ihre Mission: Motivierende Lektionsreihen konzipieren, in denen die Kinder Texte wie Märchen, Krimis und Bildergeschichten schreiben würden. Wichtig war dabei, die Heterogenität mitzudenken: «Weil wir eine Quims-Schule sind, weil wir multikulturell sind, weil wir bildungsferne Eltern haben, müssen wir viel mehr Aufwand betreiben, bis die Kinder wissen, wie man schreibt.»
Als didaktische Methode wurden sogenannte «Scaffolds» gewählt. Das sind Schreibpläne – oder Lerngerüste– mit einer unterschiedlichen Anzahl an Hilfestellungen, je nach dem Deutschniveau der Kinder. Ein Märchen-Schreibplan für starke Schülerinnen und Schüler braucht nur wenige Vorgaben,wie ein solcher Text aufgebaut werden kann, während er für jene, die mit Deutsch Mühe haben, zum Beispiel zusätzlich Stichwortsammlungen oder Textbausteine enthält. Auf der Stufe Kindergarten waren die Scaffolds nicht Schreib-, sondern Sprechpläne, weil es um die Vorläuferfähigkeiten des Schreibens geht: Was gehört zu einer Geschichte? Wie fängt sie an? Wie endet sie? Die Kindergarten-Arbeitsgruppe entwickelte nicht nur schriftliche Unterlagen, sondern auch Boxen mit Materialien wie Holzfiguren und Fingerpuppen, mit denen Geschichten gespielt werden.
Das so erarbeitete Unterrichtsmaterial wurde nach einer Evaluation ergänzt. 2021 wurde das Projekt abgeschlossen. In einer Schulkonferenz wurde beschlossen, dass einmal pro Schuljahr mit jeder Klasse ein Schreiblabor durchgeführt wird. «Tatsächlich wird jedoch viel mehr mit der Methode der Scaffolds gearbeitet», sagt Schulleiterin Stalder. Der Fundus, der laufend erweitert wird, sei mittlerweile so gross, dass für viele Zwecke etwas Passendes vorhanden sei. Und die Scaffolds seien «pfannenfertig». Im Gegensatz zu den gängigen Lehrmitteln: «Diese fangen zwar ebenfalls eine gewisse Heterogenität auf, aber wir müssen noch wahnsinnig viel selbst machen, damit unsere Kinder erfolgreich schreiben können.»