«Die Coronakrise zeigt auch, wie wertvoll Teamteaching sein kann»
Schulblatt 25.05.2020
Funktioniert Teamteaching auch in der Coronakrise? «Ja, bestens», sagen Catherine Meirich und Sandra Christopher von der Primarschule Birmensdorf. Es sei sogar eine grosse Entlastung in diesen Zeiten, die Verantwortung gemeinsam tragen zu können. Dennoch gehen sie bald getrennte Wege.
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Sie sind ein eingespieltes Team: Klassenlehrerin Catherine Meirich und Heilpädagogin Sandra Christopher. Seit elf Jahren sind sie als Teamteaching-Team unterwegs. «Das gegenseitige Vertrauen und die gemeinsame Haltung zum Unterrichten, die sich in diesen Jahren zwischen uns entwickelt haben, helfen extrem, die derzeitige Situation zu bewältigen», erzählen die beiden.
Während des Fernunterrichts sei es beispielsweise total beruhigend gewesen zu wissen: «Wenn die eine krankheitsbedingt ausfällt, kann die andere die Klasse nahtlos übernehmen. Denn sie ist auf demselben Wissensstand.» Der Fernunterricht für die 22 Schülerinnen und Schüler ihrer 3. Primarklasse ist bei unserm Treffen Mitte Mai seit kurzer Zeit vorbei.
Im Grossen und Ganzen habe er gut funktioniert. Die Schulleitung habe gleich zu Beginn den Auftrag erteilt, pro Jahrgang eine gemeinsame Form für den Fernunterricht zu finden. So erhielten die 3.-Klasskinder bis Ostern per Mail Tagesaufgaben, an denen sie möglichst selbständig arbeiten sollten. Bei einem Kind gab es jedoch Schwierigkeiten technischer Art, wie sich erst später herausstellte. Deshalb gab es dann nach den Ferien für dieses Kind zusätzlich alles auf Papier.
Während der ganzen Fernunterrichtszeit gab es auch eine tägliche Sprechstunde von 9-12 Uhr. «Wir haben den Kindern gesagt: In der Schule streckt ihr auf, wenn ihr eine Frage habt. Nun ruft ihr uns einfach an, wenn ihr zuhause am Arbeiten seid und etwas nicht versteht.» Auch das habe recht gut funktioniert.
«Trotzdem sind wir froh, dass der Fernunterricht vorbei ist. Einerseits haben wir gemerkt, dass wir alle einander fehlen.» Denn einige riefen während der Fernunterrichtssprechstunden nicht an, um etwas zum Schulstoff zu fragen, sondern einfach um zu plaudern.
Andererseits hat die Auswertung der Hausaufgaben gezeigt, dass viele Eltern ihrem Kind über die Schulter geschaut und es motiviert hatten. Aber das gegenseitige Anspornen der Kinder untereinander fehlte im Fernunterricht: Man sah nicht, dass die Banknachbarin schon fast fertig war und man selbst folglich etwas Gas geben sollte. Seit der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts am 11. Mai ist nun das gemeinsame und kooperative Arbeiten wieder möglich.
Verändertes Schulzimmer für Halbklassenunterricht
Allerdings musste das Schulzimmer für den Halbklassenunterricht etwas umgeräumt werden: Die Pulte der Kinder wurden zu Gruppentischen formiert, Holzbänklein trennen den Kinder- vom Erwachsenenbereich ab. «Wir haben den Schülerinnen und Schülern klar gesagt, dass wir wegen der Distanzregeln nicht zu ihnen kommen können, um etwas zu zeigen.»
Wie aber kann man unter diesen Umständen beispielsweise feststellen, was den Kindern vom Grammatikunterricht zum Thema Sätze geblieben ist? Die Antwort lautet: Die Kinder tragen ihre Erkenntnisse in Lerngruppen zusammen und schreiben sie zum Beispiel auf ein grosses Plakat. Die Ergebnisse werden besprochen und danach machen die Kinder die Korrekturen in ihrem Heft. Dabei helfen sie sich gegenseitig. «Denn nicht nur beim Zuhören lernt man, auch beim Erklären.» Dieses Vorgehen habe bisher sehr gut funktioniert.
Während des Halbklassenunterrichts ist in der Regel nur eine der beiden Lehrerinnen anwesend. Zudem hat Christopher in einer anderen Klasse, in der sie ebenfalls als Heilpädagogin tätig ist, einige Stunden einer vulnerablen Klassenlehrperson übernommen. Somit ist sie seltener in ihrer «Stammklasse» anzutreffen.
Umso mehr freuen sich Meirich und Christopher auf den 8. Juni. «Ab dann haben wir hoffentlich wieder öfter zusammen Ganzklassenunterricht.» In die Freude mischt sich jedoch auch ein bisschen Wehmut. Denn diese fünf Wochen bis zu den Sommerferien werden die letzten gemeinsamen Unterrichtswochen werden. Christopher wechselt an das Zentrum für Gehör und Sprache in Zürich-Wollishofen und verlässt die Primarschule Birmensdorf.
Bleiben werden beiden viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Teamteaching-Projekte - etwa die Jahreszeitenwanderungen - und die Gewissheit, die Coronakrise gemeinsam gemeistert zu haben. «Die Krise hat uns auch einmal mehr gezeigt, wie wertvoll Teamteaching sein kann.»
Text: Marianne Koller, Fotos: Marion Nitsch
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