«Den Schülern der 6. Klassen darf man vertrauen»

Den Schritt in den Fernunterricht habe man gut gemeistert, sagt Martin Zimmermann, Rektor der Kantonsschule Uetikon am See und Präsident der Schulleiterkonferenz der Zürcher Kantonsschulen. Im Moment sind es vor allem Fragen rund um die Öffnung der Schulen und die Maturprüfungen, die ihn umtreiben.

Die Vorspiegelung falscher Tatsachen – in Corona-Zeiten kann das erlaubt sein. Zumindest an der Kantonsschule Uetikon am See: Schülerinnen und Schüler waren im Rahmen eines Wettbewerbs während der Frühlingsferien eingeladen, ihre nicht stattgefundene Ferienreise zu erfinden. Dazu sollten sie in Gruppen recherchieren – wo sie waren, was sie dort alles unternommen und wen sie getroffen haben – und im Anschluss alles digital dokumentieren.

Solche Aktionen machten Spass und würden helfen, in den Wochen des Fernunterrichts, in denen jeder für sich zu Hause lernt und arbeitet, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, ist Rektor Martin Zimmermann überzeugt. In die gleiche Kategorie gehören die Gutenachtgeschichten, welche die Lehrpersonen der jüngsten Zürcher Kantonsschule allabendlich den Schülerinnen und Schülern schicken. Oder der Corona-Rap, der von den Jugendlichen gedichtet und von Musiklehrpersonen zusammengeschnitten und vertont wurde. Was mit ihren Schülerinnen und Schülern in der Isolation passiere, sei eine Frage, die Lehr- und Schulleitungspersonen seit Beginn der Schulschliessung stark beschäftige, erzählt Martin Zimmermann. Ein anderes Thema ist die Menge der Aufgaben, die man den Lernenden für das Erarbeiten daheim und umgekehrt den Lehrpersonen für Kontrolle und Korrektur zumuten kann. Vor allem für Letztere bleibt die Situation offenbar schwierig: «Vor den Ferien habe ich etliche Rückmeldungen von Lehrpersonen erhalten, die an ihre Grenzen stiessen.» 

Verzicht auf Maturprüfungen?

Als Präsident der Schulleiterkonferenz der Zürcher Kantonsschulen (SLK) treiben Martin Zimmermann im Moment noch ganz andere Fragen um. Etwa wie es für die Mittelschulen weitergehe. Werden sie wirklich am 8. Juni öffnen, wie es der Bundesrat in Aussicht gestellt hat? Bereits am 11. Mai sollen die obligatorischen Schulen den Betrieb wieder aufnehmen – was heisst das für die Untergymnasien? Und werden die Maturitätsprüfungen stattfinden? Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) empfiehlt, dies den Kantonen zu überlassen, und hat dem Bundesrat einen entsprechenden Antrag gestellt. Der Entscheid soll am 29. April fallen.

Martin Zimmermann, Rektor der Kantonsschule Uetikon am See und Präsident der Schulleiterkonferenz der Zürcher Kantonsschulen.
Für einen Tapetenwechsel wechselt SLK-Präsident Martin Zimmermann gerne vom Home-Office in den Patumbah-Park im Zürcher Seefeldquartier. Quelle: Foto von Marion Nitsch

Im Kanton Zürich möchte man von der Durchführung der Prüfungen ebenso absehen wie von der Öffnung der Untergymnasien am 11. Mai. Beides würde Martin Zimmermann begrüssen. Gerade was die Untergymnasien betreffe, gebe es gute Gründe dafür, sie erst Anfang Juni wieder zu starten: Etwa die wieder volleren Züge und Trams oder die Doppelbelastung der Lehrpersonen, die einerseits im Klassenzimmer stehen und andererseits den Fernunterricht für die älteren Schüler managen müssten. Doch Martin Zimmermann ist Routinier genug, um lakonisch zu sagen: «Wenn wir für die unteren Klassen bereits im Mai wieder den Präsenzunterricht aufnehmen müssten, wäre es halt so und wir würden eine Lösung finden.»

Klassen trotzdem verabschieden

Für den Fall, dass die Maturprüfungen abgesagt würden, hat die SLK bereits vor den Frühlingsferien einen Leitfaden für die Ermittlung von Erfahrungsnoten erarbeitet. Martin Zimmermann ist deshalb nicht bange. «Was natürlich fehlen würde, wäre das Ritual, das die Prüfungen vor allem für die Schülerinnen und Schüler darstellen. Wir haben die Schüler aber während ihrer Schulzeit so gut vorbereitet, dass sie im Herbst ihr Studium in Angriff nehmen könnten.» Gerade die Maturanden, so höre er vonseiten der Lehrpersonen, arbeiteten momentan sehr viel, teilweise auch aus Sorge, etwas zu verpassen. «Den Schülern der 6. Klassen darf man vertrauen.» Allerdings werden sie am 8. Juni nicht mehr an die Schulen zurückkehren, denn die Termine der Maturprüfungen sind dann vorbei. Und gesamtschulische Maturfeiern können dieses Jahr keine stattfinden. Weil man die Maturanden aber nicht einfach so im Nichts stehen lassen könne, sagt Martin Zimmermann, seien die Schulen gefordert, eine Möglichkeit für die klassenweise Verabschiedung zu finden.

In der SLK werden derweil Szenarien entwickelt, wie die Schulöffnungen ablaufen könnten. «Letztlich muss die Umsetzung aber für die jeweilige Schule passen, genauso, wie sich die Schulen nun individuell in der aktuellen Situation bewegen müssen», betont der Präsident.

Text: Jacqueline Olivier, Fotos: Marion Nitsch
 

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