«Betreuung und Schule sind zusammengerückt»

Elsbeth Knechtle ist Leiterin der Tagesstrukturen der Schule Pfäffikon. Um die Lehrpersonen zu entlasten, übernahmen sie und ihr Team die Notbetreuung sämtlicher Kinder. Dadurch rückten Betreuung und Schule näher zusammen.

Im Dorf und bei den Eltern ist sie seit Jahren bestens bekannt. Eher lose hingegen war die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen. Dies änderte sich schlagartig, als sie anbot, die Notbetreuung sämtlicher Kinder zu übernehmen, um die Lehrerinnen und Lehrer zu entlasten. «Von einem Tag auf den andern wurden wir für die Lehrpersonen geradezu zu Heldinnen», erzählt die 46-jährige Leiterin der schulergänzenden Betreuung. Möglich machte dies ein einziger Satz von ihr, ausgesprochen im Krisenteam, kurz nach Anordnung der Schulschliessungen: «Liebe Schulleitungen, wenn es euch hilft, übernehmen die Tagesstrukturen die Betreuung komplett, den ganzen Tag lang.» Die Lehrpersonen mussten also «nur noch» den Fernunterricht organisieren.

Um den Rest kümmerten sich die Tagesstrukturen unter der Leitung von Elsbeth Knechtle. «Die ersten zwei Wochen waren sehr aufwändig. Ich war praktisch nur noch am Telefonieren und Abklären mit den Eltern, und zwar von zuhause aus.» Knechtle arbeitet seit je in den eigenen vier Wänden und hat kein Büro im Schulhaus oder in der Verwaltung. Dies erwies sich als Glück und Pech zugleich. Einerseits war sie Homeoffice gewohnt, andererseits konnte sie in dieser Zeit nicht abschalten, weil so viel zu tun war.

Elsbeth Knechtle ist Leiterin der Tagesstrukturen der Schule Pfäffikon.
Elsbeth Knechtle, Leiterin der Tagesstrukturen der Schule Pfäffikon, aufgenommen vor dem Schulhaus Mettlen. Quelle: Foto von Marion Nitsch

Zwar hat Knechtle eine Stellvertreterin, aber diese ist aktuell vor allem an der Front tätig, Knechtle hingegen im Hintergrund am Organisieren. Mittlerweile ist die Leiterin sehr zufrieden, wie es läuft. Dass es so gut funktioniert, hängt auch damit zusammen, dass sie von der Aufbauarbeit der letzten zehn Jahre profitieren kann. «Man kennt mich in der Gemeinde, man weiss, was Tagesstrukturen sind, was wir machen und wer dahinter steht.»

Im Team ist Klarheit wichtig

Knechtle leitet ein rund 20-köpfiges Betreuungsteam. Auch in der Corona-Zeit ist es ihr wichtig, dass allen die Arbeitsbedingungen klar sind. Wer nicht zur Arbeit kommt, muss ein ärztliches Zeugnis vorweisen - oder Minusstunden in Kauf nehmen. Denn Arbeit hat es auch in der Notbetreuung mehr als genug. Schliesslich haben sich durch Knechtles Angebot an die Lehrpersonen die Betreuungszeiten massiv verlängert und der Betreuungsaufwand erhöht. «Denn für Gruppen ab drei Kinder werden nun zwei Betreuerinnen aufgeboten.» So gelinge es, Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten oder beim Fernlernen helfen zu können. Dies wäre unter normalen Umständen - pro Betreuungsperson bis zehn Kinder - unmöglich.

Das übliche Tagesstruktur-Betreuungsteam wird in diesen ausserordentlichen Zeiten durch Schulassistenzen ergänzt. «Das ist sehr hilfreich. Denn die Schulassistenzen kennen die Kinder bereits aus dem regulären Schulbetrieb, welche wir nun beim Fernlernen unterstützen», sagt Knechtle.

In die Notbetreuung aufgenommen werden eigentlich nur Kinder, deren Eltern in systemrelevanten Bereichen arbeiten wie zum Beispiel im Gesundheitswesen oder bei einer Blaulichtorganisation. Die Betreuung während der Schulzeiten ist unentgeltlich, schulergänzende Betreuung sowie Mittagessen sind kostenpflichtig.

Elsbeth Knechtle, Leiterin der Tagesstrukturen der Schule Pfäffikon.
Die ersten zwei Wochen der Notbetreuung bescherten Elsbeth Knechte sehr viel Arbeit. Quelle: Foto von Marion Nitsch

Die Betreuung in Anspruch nehmen rund fünfzehn Kinder, fünf davon haben Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Die andern zehn Kinder können trotzdem kommen. «Denn sie fallen durch alle Maschen und benötigen dringend Unterstützung – etwa beim Fernlernen», erklärt Knechtle. Einige der Kinder wurden durch den Schulpsychologischen Dienst des Bezirks Pfäffikon zugewiesen.

Im Schulsystem integriert und akzeptiert

Der Schulpsychologische Dienst rief an, es gebe Probleme in einer Familie, und fragte, ob man die Kinder in die Betreuung bringen könne. Auch Lehrpersonen meldeten sich bei Knechtle und fragten, ob ihr Team einzelnen Kindern bei den Aufgaben helfen könne, da die nötige Unterstützung zuhause fehlt. «Das habe ich in den letzten zehn Jahren kaum erlebt, dass sich Lehrpersonen mit Anliegen an uns wenden.» Das habe sich nach ihrem Angebot für die Übernahme der Betreuung während der Schulzeiten nach Beginn des Ausnahmezustandes aufgrund des Coronavirus völlig verändert.

«Es ist schön zu merken, dass wir jetzt im Schulsystem akzeptiert und integriert sind», freut sich die Leiterin der Tagesstrukturen. Sie hofft, dass diese Zusammenarbeit und dieser Zusammenhalt auch nach der Corona-Krise bestehen bleiben oder gar noch weiter ausgebaut werden können.

Text: Marianne Koller, Fotos: Marion Nitsch

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