«Wir müssen über die Festtage zur Ruhe kommen»

Die Kantonsschule Zürich Nord (KZN) ist mit 2000 Schülerinnen und Schülern die grösste kantonale Mittelschule. Wie erlebt Rektor Andreas Niklaus zurzeit den Corona-Alltag?

Interview: Jacqueline Olivier, Fotos: Dieter Seeger

Wie sieht die Situation an der KZN derzeit aus?

Wir verzeichnen immer wieder Fälle in einzelnen Klassen. Schülerinnen und Schüler, die Symptome zeigen, wissen, dass sie zu Hause bleiben müssen. Wenn ihr Test positiv ausfällt, melden sie sich in der Regel sehr schnell bei uns und gehen in Isolation. Weil inzwischen auch im Unterricht Masken getragen werden, müssen aber keine weiteren Schüler in Quarantäne.

Die Schülerinnen und Schüler verhalten sich also diszipliniert?

Es ist bewundernswert, wie die meisten Jugendlichen die Massnahmen mit Ruhe annehmen, die Masken tragen und die Sicherheitskonzepte im Schulhaus umsetzen. Offenbar lassen sie dann aber in ihrer Freizeit gewisse Vorsichtsmassnahmen ausser Acht. So wurden in den letzten Wochen viele Schülerinnen und Schüler unter Quarantäne gesetzt, weil sie in der Mittagspause ausserhalb der Schule ohne Maske Kontakt mit einer infizierten Person hatten.

Bedeutet die Maskenpflicht für die Schulen dennoch eine gewisse Erleichterung?

Seit auf unserem Campus überall Masken getragen werden, haben wir keine Hinweise darauf, dass eine Ansteckung innerhalb der Schule erfolgte. Die Masken geben Sicherheit und Schutz, vor diesem Hintergrund sind die damit verbundenen Einschränkungen vertretbar. Wir haben zudem spezielle KZN-Masken in kantonalem Blau und mit dem stilisierten «Nord»-Schriftzug der Schule produzieren lassen, die nun von vielen Lehrpersonen und einem grossen Teil der Schüler getragen werden. Ohne dass wir dies geplant haben, ist durch diese Masken ein Gemeinschaftsgefühl entstanden. Sie sind auch ausserhalb der Schule präsent und führen dazu, dass sich Mitglieder unserer Schule auf dem Schulweg oder in der Freizeit erkennen und einander kurz zuwinken oder grüssen.

Andreas Niklaus
2200 Schulangehörige gut durch die Corona-Krise zu steuern, ist für Andreas Niklaus, Rektor der Kantonsschule Zürich Nord, eine tägliche Herausforderung. Quelle: Foto von Dieter Seeger

Welche Massnahmen haben Sie sonst noch ergriffen?

Die Klassen jener Stufen, die ihr eigenes Zimmer haben, bleiben dort und die Lehrpersonen gehen für den Unterricht zu ihnen. So versuchen wir, den Verkehr im Schulhaus zu minimieren. Im Sport werden Mädchen und Jungen normalerweise getrennt unterrichtet und dafür jeweils zwei Klassen zusammengenommen. Jetzt haben wir klassenweisen koedukativen Sportunterricht, um zu vermeiden, dass Infektionen aus einer Klasse auf eine andere überspringen.

Und wie sieht es mit speziellen Unterrichtsgefässen wie etwa Projektwochen aus?

Im Herbst haben wir jeweils eine sogenannte Spezialwoche, in der externe Projektwochen oder Sprachaufenthalte im Ausland durchgeführt werden. Diese Spezialwoche wie auch die meisten anderen Spezialgefässe haben wir schon während des Lockdowns abgesagt, weil absehbar war, dass sie nicht geplant werden können. Stattdessen findet nun mehr Regelunterricht statt. Dadurch haben wir auch Zeit, um Stofflücken, die bei einigen Schülern während des Lockdowns entstanden sind, zu schliessen.

Andreas Niklaus
Dank der eigens für die Schule produzierten Stoffmasken sei ein Gemeinschaftsgefühl entstanden, sagt KZN-Rektor Andreas Niklaus. Quelle: Foto von Dieter Seeger

Und wie funktioniert der Unterricht für Schüler in Quarantäne?

Über die Plattform «Teams» können wir ihnen alle Unterrichtsmaterialien digital zur Verfügung stellen und problemlos mit ihnen kommunizieren. Ausserdem ist es inzwischen möglich, ausgewählte Unterrichtssequenzen live von zu Hause aus mitzuverfolgen. Am ehesten geeignet ist ein solches Streaming für frontal erteilte Inputs. Ein flächendeckendes Streamen aller Lektionen ist hingegen nicht sinnvoll, da guter Mittelschulunterricht viele schülerzentrierte Unterrichtsphasen wie zum Beispiel Gruppenarbeiten enthält. Trotzdem denke ich, dass sich die Schüler zu Hause dank des Streamings weniger verloren fühlen, weil sie doch noch ein Stück weit Teil der Klasse sind.

Um Infektionen nach den Festtagen zu vermeiden, werden in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien alle Mittelschüler zu Hause bleiben. Was ist für diese Zeit geplant?

Explizit nicht geplant ist ein Fernunterricht wie während des Lockdowns. Vielmehr planen wir eine Vertiefungswoche, in der das bisher erworbene Wissen repetiert und vertieft werden soll. Probezeitklassen werden zudem Zeit haben, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten, die sie am Donnerstag und Freitag jener Woche in der Schule schreiben werden.

Können Sie und das Team sich über die Festtage etwas erholen?

Es ist ganz klar: Wir müssen über die Festtage zur Ruhe kommen und uns erholen können. Denn uns alle – auch die Schülerinnen und Schüler – hat dieses Semester bisher sehr viel Energie gekostet. Deshalb müssen wir unsere Batterien wieder aufladen, um nach den Ferien die Kraft zu haben, dieses Semester zu einem guten Abschluss zu bringen, gerade auch im Hinblick auf das Ende der Probezeit und die Promotionen.

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