Untersuchungsbericht «Jürg Jegge» liegt vor

Die Bildungsdirektion Kanton Zürich hat die Hintergründe des Falls Jürg Jegge untersuchen lassen. Der Bericht zeigt, dass die schulrechtlichen Bestimmungen zwar mehrheitlich eingehalten wurden, Jürg Jegge aber als Lehrer aussergewöhnlich grosse Freiheiten genoss und die Behörden nur zögerlich eine korrekte Schulführung von ihm verlangten.

Medienkonferenz «Resultate der Aufarbeitung des Falls ‹Jürg Jegge›» mit Regierungsrätin Silvia Steiner.

Die Bildungsdirektion hat einen unabhängigen Bericht in Auftrag gegeben, nachdem Markus Zangger, ein ehemaliger Schüler von Jürg Jegge, Missbräuche gegenüber Schülern publik gemacht hat. Der Untersuchungsbericht umfasst den Zeitraum zwischen Mitte der 1960er Jahre bis Mitte der 1980er Jahre. Die Bildungsdirektion Kanton Zürich hatte Rechtsanwalt Michael Budliger den Auftrag erteilt, sämtliche relevanten Akten zu sichten und auszuwerten sowie Gespräche mit den involvierten Personen zu führen. Das Ziel war, zu klären, ob die damaligen schulrechtlichen Vorgaben von den Behörden und den zuständigen Personen eingehalten worden waren.

Der Bericht zeigt, dass die schulrechtlichen Bestimmungen zwar mehrheitlich eingehalten wurden, die Erziehungsdirektion und die Schulpflege Jürg Jegge aber grosse Freiheiten gewährten. Auch gingen die Behörden nur zögerlich gegen Regelverstösse bei der Schulführung von Jegge vor. Zwar wurde über Jegges pädagogische Methoden heftig diskutiert, in den Akten konnten aber keine Hinweise darauf gefunden werden, dass ein Verdacht bestand, Jegge würde seine Schüler sexuell missbrauchen. Rechtsanwalt Michael Budliger, der die Untersuchung leitete, kommt zum Schluss: «Die organisatorischen und schulischen Rahmenbedingungen erleichterten zwar objektiv die Übergriffe. Eine direkte Kausalität zwischen diesen Rahmenbedingungen und den Übergriffen kann aber nicht hergestellt werden.»

«Die Abhängigkeit seiner Schüler auf schrecklichste Art missbraucht»

Markus Zangger, der die Übergriffe durch Jürg Jegge in seinem Buch publik gemacht hat, dankte an der Medienkonferenz für die Aufarbeitung der Geschichte. «Regierungsrätin Silvia Steiner hat uns Opfer ernst genommen, was für uns eine grosse Genugtuung und ein Stück weit eine Wiedergutmachung ist.» Bildungsdirektorin Silvia Steiner wiederum erklärte, Markus Zangger verdiene grossen Respekt für den Mut, seine Geschichte publik zu machen und den Opfern eine Stimme zu geben. «Jürg Jegge hat die Abhängigkeit seiner Schüler auf schrecklichste Art missbraucht. Für diese Übergriffe gibt es keine Entschuldigung. Sie waren damals und heute strafbar und sind aufs Schärfste zu verurteilen, auch wenn die Verjährung eingetreten ist», sagte Regierungsrätin Silvia Steiner. Sie erklärte, dass heute die schulrechtlichen Bestimmungen strenger und die Kontrollen professioneller seien. Trotzdem seien Prävention und Sensibilisierung zentrale Aufgaben, die man ständig wahrnehmen müsse, damit die Schule für die Kinder ein sicherer Ort sei.

(Medienmitteilung der Bildungsdirektion)

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