Erstes Zentrum für Kompetenzenbilanz im Kanton Zürich

Siebzig Prozent von dem, was wir können und wissen, wird nicht in der Schule oder in Ausbildungen sondern durch praktische Erfahrung erlernt. Die Bildungsdirektion baut als erster Kanton in der Deutschschweiz ein Zentrum für Kompetenzenbilanz auf. Das Bilanzierungsverfahren ermöglicht, die Fähigkeiten aus diesen Erfahrungen sichtbar zu machen. Als weiterer Schritt wird die Anerkennung der Kompetenzen durch Kanton oder Bund angestrebt. Damit würdigt das Bildungssystem die Fähigkeiten einer Person ungeachtet der Art ihres Erwerbs. Das neue Angebot wurde heute Donnerstag von Regierungsrätin Regine Aeppli, Bildungsdirektorin, den Medien vorgestellt.

Kein Zeugnis oder Zertifikat belegt die Fähigkeiten, die sich Menschen in der Familie, mit Behördenämtern, in Vereinen oder auch im Arbeitsalltag erwerben. Schulisches Wissen ist zwar zertifiziert, veraltet aber rasch und erfüllt so die Anforderungen des Berufsalltags immer weniger. Das neue eidgenössische Berufsbildungsgesetz von 2004 will deshalb die Anerkennung von Kompetenzen fördern, die nicht auf formalem Weg erworben wurden. Als erster Kanton in der Deutschschweiz bietet die Bildungsdirektion des Kantons Zürich in einem Zentrum für Kompetenzenbilanz Kurse für Personen an, die mit ihren informell erworbenen Fähigkeiten einen Qualifikationsnachweis erstellen möchten. Der Kurs dauert circa vier Tage. Daraus resultiert ein Dossier mit einer persönlichen Kompetenzenbilanz. Sie dient einer Standortbestimmung oder ist ein attraktiver Teil eines Bewerbungsdossiers. In einem nächsten Schritt überprüfen Berufsexperten mit einer Gleichwertigkeitsprüfung, ob und in wie weit die Kompetenzen den Anforderungen eines angestrebten Berufsabschlusses entsprechen. Weitere Schritte sehen eine Validierung der Kompetenzen vor, die durch den Kanton, den Bund oder durch Wirtschaftsverbände erfolgen kann. Damit werden die Fähigkeiten einer Person anerkannt und höher gewichtet, als die Art ihres Erwerbs. Dies ermöglicht kürzere (Zusatz-)Ausbildungen und es bedeutet eine zusätzliche Qualifikation für Stellensuchende. Im europäischen Zusammenhang wird die Vergleichbarkeit der Berufsausbildungen und die Mobilität erhöht.

In einem ersten Pilotprojekt der Bildungsdirektion wird mit diesem Verfahren Personen, die seit längerem im Gesundheitswesen tätig sind, das Erlangen des Eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses für «Fachangestellte/r Gesundheit» auf verkürztem Weg ermöglicht.

Die Kurse zur Kompetenzenbilanz werden durch erfahrene Berufsberaterinnen und -berater durchgeführt. Das Zentrum für Kompetenzenbilanz ist im Aufbau und wird ab Januar 2006 den vollen Betrieb im BIZ Oerlikon aufnehmen können. Für weitere Projekte und vor allem für die Anerkennung von Kompetenzen wird eng mit dem Mittelschul- und Berufsbildungsamt, mit weiteren Ämtern, mit der Stadt Zürich und mit regionalen Partnern aus der Wirtschaft und Berufsorganisationen zusammen gearbeitet.

Das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) begleitet das Aufbauprojekt und weitere Projekte in der ganzen Schweiz. In der Romandie sind mehrere «centres de bilan» seit einigen Jahren erfolgreich tätig.

(Medienmitteilung der Bildungsdirektion)

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